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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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sich auf und blickten mit zuckenden Ohren in meine Richtung. In ihrem spitzen menschlichen Gesicht stand Misstrauen.
    »Ssieh an, ein cchrichtiger Dörrfling«, sagte einer von ihnen in Daresi. »Wasss will er, wasss?«
    Wenn ich mich jetzt umdrehte und rannte, würde ich nicht weit kommen. Wegzurennen ist nie eine gute Idee, wenn man es mit Raubtieren zu tun hat.
    »Ach, nichts eigentlich«, antwortete ich und erinnerte mich gerade noch rechtzeitig daran, nicht zu lächeln, weil das als Zähnefletschen missverstanden werden konnte. »Ich hätte nur eine Frage, aber es ist nicht so wichtig, ich kann auch ein andermal wiederkommen, na dann, lebt wohl, noch viel Spaß beim Ausruhen ...«
    Die Iltismenschen blickten sich an, grinsten – und schossen geschmeidig auf mich zu. Wilder Spaß an der Jagd loderte in ihren Augen. Aber ich reagierte genauso schnell. Während ich mit ihnen geredet hatte, hatte ich mich unauffällig umgeblickt, mir einen Ausweg gesucht. Mit ein paar Schritten war ich beim nächsten größeren Baum und zog mich an einem Ast hoch, kletterte in die Höhe, so schnell ich konnte und schaute mich nicht um dabei. Mit diesen Pfotenhänden konnten die Iltisse unter Garantie nicht gut klettern. Ich war noch nie auf einen Baum gestiegen, aber es ist erstaunlich, was man alles kann, wenn Fangzähne nach den eigenen Fersen schnappen.
    Doch dann hörte ich seltsame Geräusche. Ein Jaulen, Flüche, das Rauschen von mächtigen Schwingen. Ich setzte mich rittlings auf einen Ast, der etwa zwei Menschenlängen über dem Boden wuchs, und blickte mich um. Mein Ska flog empört Scheinangriffe auf die Iltismenschen, die ohne Erfolg nach ihm sprangen oder sich fiepend auf den Boden duckten. Bei diesem Anblick musste ich lachen. Als die Iltisse das hörten, war ihr Stolz natürlich schwer getroffen. Sie tanzten so wütend herum, dass ich noch mehr lachen musste und fast vom Baum fiel.
    Sehr stolz auf sich selbst setzte sich mein Ska neben mich auf den Ast und begann, sich das Gefieder zu putzen. Ich lobte ihn und kraulte ihn hinter den Ohren. Verblüfft glotzten die Iltismenschen mich und den wolfsköpfigen Vogel an; wahrscheinlich hatten sie noch nie einen Skagarok gesehen.
    Die Iltismenschen diskutierten eine Weile in ihrer Sprache, von der ich natürlich kein Wort verstand, und starrten immer wieder zu mir hoch. Schließlich rief einer von ihnen in Daresi: »Wasss ist das für ein Vieh, das für dicch kämpft, Dörrfling?«
    Ich machte es mir auf dem Ast noch bequemer und verschränkte die Arme. »Ihr wolltet mir meine Frage nicht beantworten, warum sollte ich euch dann etwas sagen?«
    Das gefiel ihnen. Amüsiertes Grinsen von unten. »Ccchrecht hat er, der Dörfling, cchrecht. Was wolltesst du von uns wissen, wasss?«
    Ich wollte eine Menge wissen. Aber das im Moment Wichtigste war wohl: »Wo finde ich die Miramaos?«
    Sie wussten sofort, wovon ich sprach. Der älteste der Iltismenschen, ein starkes, ausgewachsenes Männchen, ergriff das Wort. »Beim Tal der Zwei Flüsse, einen Tag von hierrr in Cchrichtung der aufgehenden Ssonne – es ist ein schlecchter Ort, schleccht!«
    »Schleccht, schleccht!«, echoten die Gefährten ihren Anführer. Der erholte sich schnell von seinem Widerwillen und meinte: »Und jetzt du, Dörrfling!«
    »Der Vogel ist ein Skagarok und stammt so wie ich aus Vanamee, dem Seenland. Dort gibt es viele von ihnen.«
    Forschend, mit leicht schief gelegtem Kopf, blickte mich der Iltis an. Es sah so aus, als ginge ihm etwas durch den Kopf, als wollte er etwas fragen.
    Aber dann meinte er nur: »Du hättest bestimmt nicccht gut gescchmeckt. Wir wollten dicch gar nicht kosten. Jetzt gehen wir leckere Nachtwissler jagen, Nachtwissler!« Geschmeidig glitten er und die anderen davon.
    »Viel Spaß«, rief ich ihnen hinterher. Fast war ich enttäuscht, dass sie weg waren und ich nicht weiter mit ihnen plaudern konnte. So bissig sie auch waren – ich mochte ihren Humor.
    Auf dem Weg zurück zu Jallak kam ich an einer Schänke vorbei. Für einen Cayoral auf den Schreck reichte mein Geld gerade noch. Da es erst Vormittag war, war ich der einzige Gast. Es roch nach kalter Asche und Putzmittel. In einer Ecke hockte eine Dienerin und polierte geduldig silberne Kannen und Teller für die wenigen hochgestellten Persönlichkeiten, die vielleicht irgendwann mal vorbeikamen – oder auch nicht. Immer wieder träufelte sie aus einer kleinen Flasche Poliermittel auf einen Lappen und rieb geduldig, bis die schwarz

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