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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Feuer- und Luft-Leute haben das Leben meiner ganzen Familie kaputtgemacht und meine Schwester Ynea entführt. Bei dieser Gildenfehde damals, bei der sie auch vier neue Boote von uns in Brand gesteckt haben. Die Arbeit von mehreren Wintern. Seit damals baut mein Vater keine Boote mehr, seither ist er völlig anders, und unser Leben ist einfach nur schrecklich.«
    Verwirrt und aufgewühlt blickte ich sie an. »Warum weiß der Rat nichts davon – von deiner Schwester?«
    »Meine Eltern denken, sie ist tot. Sie reden nicht darüber. Sie haben Ynea einfach nie wieder erwähnt, weil das angeblich Unglück bringt. Und im Sommer darauf hat meine Mutter wieder ein Kind bekommen.« Joelles Augen waren dunkel vor Wut. »Aber ich denke gar nicht daran, Ynea einfach so zu vergessen! Und ich bin sicher, ganz sicher, dass sie nicht tot ist, dass einer von diesen Kerlen der Luft-Gilde sie mitgenommen hat. Sie ist noch irgendwo in Daresh, wahrscheinlich in Nerada ...«
    Mir wurde klar, was genau ihr vorhin die Laune verdorben hatte. Nicht mein Flirt, sondern meine spöttische Bemerkung zu Merwyn über das vertauschte Kind.
    »Ich muss sie einfach finden, verstehst du das?«, fragte Joelle eindringlich. »Verstehst du, warum ich in den Dienst des Rats getreten bin, Tjeri? Allein und ohne Hilfe hätte ich keine Chance gehabt, quer durch Daresh zu reisen und Ynea suchen zu gehen!«
    Ich drückte mich erstmal vor der Antwort. Stattdessen stützte ich den Kopf in die Hände und versuchte, mir einen Reim auf das zu machen, was ich gehört hatte. Es war eine sehr alte Sitte im Seenland, nicht von Verstorbenen zu reden, und nur noch wenige hielten sich daran – Joelles Familie schien arg altmodisch zu sein.
    Ich musste daran denken, wie meine Eltern wohl reagiert hätten, wenn ich in einer Gildenfehde getötet worden wäre. Hätten sie mich auch nie wieder erwähnt? Hätten sie einfach versucht, mich zu vergessen? Ja, ich konnte Joelle verstehen. Sehr gut sogar. Aber ich machte mir Sorgen darüber, wie das mit unserer neuen Arbeit als Agenten des Rates und mit meinem geheimen Auftrag zusammenpasste. Nämlich gar nicht! Und wir mussten all das natürlich vor unserem neuen Lehrmeister in Alaak geheim halten, sonst sah es übel aus für Joelle.
    »Sie haben Yneas Leichnam also nicht gefunden«, sagte ich schließlich. »Hast du beobachtet, wie jemand sie entführt hat?«
    »Nein. Aber als ich Ynea zuletzt gesehen habe, waren zwei große, blonde Männer von der Luft-Gilde in der Nähe. Sie haben Armbrüste getragen. Diese Kerle müssen es gewesen sein.«
    Ich stöhnte. »Soweit ich weiß, sind die meisten Leute der Luft-Gilde groß, blond und mit Armbrüsten bewaffnet.«
    »Ja, aber der eine hatte eine ziemlich komische Mütze auf, mit einer Adlerfeder. Und auf der Tunika des anderen waren eine Menge blauer Perlen aufgestickt, so was habe ich noch nie gesehen.«
    Fast schon instinktiv begann ich, ihr Fragen zu stellen, wie ein Sucher es tat. »Welche Farbe hatte die Feder? Wie sah ihre Kleidung genau aus? Wie alt waren die Männer? Konntest du ihre Gesichter erkennen?«
    Joelle antwortete nicht sofort. Ihre Miene hatte sich aufgehellt, und in ihren Augen stand ein eigenartiger Ausdruck, als sie mich anblickte. »Fast hätte ich‘s vergessen: Du bist ja ein Sucher.«
    Wie konnte man so etwas vergessen? Ich vergaß es keinen Atemzug lang. Es war zu sehr ein Teil von mir geworden.
    »Hilfst du mir, Tjeri?« Joelle sah mir direkt in die Augen. »Ich weiß, mit unserer Arbeit als Agenten hat das nichts zu tun, und es wird sehr schwierig werden. Aber schließlich hast du beim Großen Udiko gelernt.«
    Ich seufzte. »Aber ich bin nicht der Große Udiko. Es wird noch lange dauern, bis ich vielleicht mal so gut werde wie er, und bisher kenne ich mich nur in Vanamee richtig aus.« Natürlich dachte ich an die silberne Schale, die für den Rat so wichtig war und die ich finden sollte. Wenn ich auch noch Joelles Schwester hinterherjagte, hatte ich zwei fast unmögliche Aufträge am Hals. Nie mehr als eine große Suche gleichzeitig! hatte Udiko mir immer eingeschärft.
    Joelle erwiderte nichts, blickte mich nur weiter an. Ich holte tief Luft. Mir wurde klar, dass ich mich schon längst entschieden hatte. »Natürlich helfe ich dir trotzdem, so gut ich kann. Hiermit nehme ich die Suche an. Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich, Ynea zu finden.«
    Plötzlich war sie in meinen Armen, drückte sich ganz fest an mich. Ich legte die Arme um sie und

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