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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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oder, Meister Jallak?«, sagte ich mit dem Blick eines eifrigen Lehrlings. Misstrauisch betrachtete mich Jallak und versuchte vergeblich zu entscheiden, ob es ironisch gemeint war oder nicht. Joelle und Merwyn platzten beinahe vor unterdrücktem Gelächter.
    »Jedenfalls bin ich schon ganz nah an der Lösung dran«, erwiderte er würdevoll.
    »Um was geht es denn überhaupt, Meister Jallak?«, erkundigte sich Merwyn.
    Jallak schien ihn zum ersten Mal richtig anzusehen. Diesmal bemerkte er das Liliensymbol, das Merwyn trug. »Moment mal ... Haben wir etwa das reiche Muttersöhnchen von Mija Nikobus unter uns?«
    Merwyns Gesicht war dunkelrot vor Wut. Er antwortete nicht.
    »Nun denn.« Jallak trank einen Schluck Cayoral, verzog das Gesicht und warf mir einen bösen Blick zu. »Der Rat der Wasser-Gilde hat Gerüchte über eine Verschwörung gehört. Kurz darauf ist hier in der Gegend ein Tier gesichtet worden ist, das seit langem als ausgestorben gilt und das es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte.«
    Wie auf Kommando blickten Merwyn und Joelle mich an und grinsten.
    »Was ist?«, fragte Jallak scharf.
    »Er kennt sich mit Tieren aus, Meister Jallak«, erklärte Joelle. »Er hat sogar einen zahmen Skagarok.«
    »Blödsinn, so was gibt es nicht. Skagaroks lassen sich nicht zähmen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Mir war ziemlich egal, ob er es glaubte oder nicht.
    Das geheimnisvolle Tier war, so erzählte uns Jallak, ein Miramao, eine Dhatla-Unterart. Es handelte sich um ein geflügeltes Reptil, das jagte, indem es über einem Fluss oder See flog, sich dann blitzschnell hinabstürzte und einen Fisch schnappte.
    »Warum sind sie ausgestorben?«, erkundigte ich mich.
    »Sie sind angeblich meistens schlecht gelaunt – das ist nicht so günstig für die Fortpflanzung.« Jallak zeichnete uns auf, wie die Spur eines Miramaos aussah. »Ab morgen besteht eure Aufgabe darin, dieses Vieh zu finden, das sich angeblich in Alaak herumtreibt, ist das klar? Ihr werdet die Ufer von Flüssen und Seen in der Gegend nach Spuren absuchen, während ich mich umhöre.«
    »Ja, Meister Jallak«, echoten wir im Chor.
    Gnädigerweise ließ Jallak uns in seinem Erdhaus nächtigen. Sobald er schlief, schlichen ich, Joelle und Merwyn nach draußen zum Flussufer, um uns zu besprechen. »Na, was haltet ihr von der Sache?«, fragte Merwyn.
    »So ein Vieh hätte ich in Vanamee gerne als Haustier«, meinte ich. »Was denkt ihr, steckt irgendwas dahinter, dass die Miramaos auf einmal wieder aufgetaucht sind?«
    Joelle nickte. »Fürchte schon. Was ist, wollen wir versuchen, das Rätsel gleich selbst zu lösen?«
    »Was, wenn Jallak es merkt?« Merwyn wirkte beunruhigt. »Dass wir seine Befehle nicht so richtig befolgen?«
    »Schau halt bei deinen Nachforschungen ab und zu auf den Boden.« Joelle grinste. »Das ist doch Spurensuche, oder nicht?«
    »Wisst ihr was? Ich höre mich erstmal um«, schlug ich vor. »Aber nicht dort, wo Jallak es tut.« Ich wettete, dass die Halbmenschen längst über die Miramao-Sache Bescheid wussten. Eine kleine Ahnung davon, wie schnell sie Neuigkeiten austauschten, hatte ich ja schon in Vanamee bekommen. Die Frage war nur – würden sie mit mir reden?
    Allein machte ich mich auf den Weg. Ich wanderte durch die Wälder, um vielleicht einen Hirschmenschen zu treffen, streifte durch Wiesen mit hohem Gras, das mir seinen Tau schenkte, und am Rand von Feldern entlang, wo sich Katzenmenschen gerne sonnten. Dann hielt ich Ausschau am Ufer des Flusses, ob ich einen Krötenmenschen sichtete. Doch entweder waren wirklich keine Halbmenschen in der Gegend, oder sie gingen mir aus dem Weg. Und wenn ein Halbmensch einem aus dem Weg gehen will, dann bekommt man ihn unter Garantie nicht zu sehen.
    Auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald wurde ich schließlich fündig. Nur – als ich sah, wen ich da gefunden hatte, ging ich sofort vorsichtig rückwärts. Mein Herz raste.
    Ich war auf ein Rudel Iltismenschen gestoßen. Sie lagen auf der Lichtung, ließen sich die Sonne auf die cremefarbenen Bäuche scheinen und unterhielten sich in ihrer Sprache. Als der eine gähnte, sah ich seine langen Reißzähne. Ihr ranziger Raubtiergeruch wehte mir entgegen. Nichts wie weg, dachte ich. Udiko hatte mir geraten, mich von Iltismenschen fernzuhalten – sie waren zu gefährlich, um einfach so mit ihnen zu plaudern.
    Natürlich merkten sie bald, dass ich da war, obwohl ich mich zufällig gegen den Wind genähert hatte. Zwei von ihnen richteten

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