Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
aufführt, hat er damit nicht ganz Unrecht ...«
    »Jetzt bleib doch in Gilias Namen mal ernst, Tjeri. Ich finde, wir müssen ihm zeigen, dass wir ihn mögen. Ihm eine Chance geben.«
    »Moment mal. Habe ich behauptet, dass ich ihn mag?«
    »Na ja, gut, man kann niemanden zwingen, aber ich mag ihn.«
    Ich verzog den Mund. »Als Nächstes sagst du wahrscheinlich noch, dass du ihn gut aussehend findest.«
    Joelle lachte. »Er hat schöne Augen ... und sein Körper ...hmm ...«
    Das gefiel mir natürlich überhaupt nicht. »So, du stehst also auf Pickel?«
    »Mehr als auf arrogante junge Tieftaucher!«
    »Oh. Bin ich arrogant?«
    »Manchmal. Zum Beispiel wirfst du ihm vor, dass er mit Leuten nicht sehr nett umgeht. Aber du hast selbst eine ganz schön scharfe Zunge.« Joelle plätscherte mit den Zehen im Wasser. »Bei deiner Todeszeremonie werden sie wahrscheinlich sagen: Die Hälfte der Leute, die ihn kennen gelernt hat, mochte ihn sehr, und die andere Hälfte wollte ihn auf der Stelle erwürgen.«
    Ich musste grinsen. Na, da hatte ich ja Glück, dass wenigstens sie zur ersten Hälfte gehörte! »Gut«, sagte ich und seufzte. »Was magst du an Merwyn? Du hast mehr mit ihm geredet als ich, du kennst ihn besser.«
    »Er ist zuverlässig. Er hält seine Versprechen, und er lässt Leute, die er mag, nicht im Stich.«
    »Moment, was war dann bei der Begegnung mit den Feuer-Leuten? Da habe ich dich geschützt, und er hat tatenlos dabeigestanden!«
    Joelle stutzte. »Ach so, stimmt. Du konntest von dort aus, wo du warst, nicht sehen, dass er sich den drei anderen Feuer-Leuten in den Weg gestellt hat, während du mich zu Boden gerissen hast ... Ich war übrigens ziemlich wütend auf dich, weil du mich daran gehindert hast, noch mehr Kugeln zu werfen ...«
    So war das also gewesen! Ich schlug mir gegen die Stirn. »Da habe ich ihm tatsächlich Unrecht getan. Also gut. Weiter. Was ist dran an Meister Salisar-Klaue.«
    »Über seine Eltern spricht er nie, aber du solltest mal hören, wie er von Mija Nikobus erzählt, seiner Heimatinsel. Er liebt diese Insel, und das hat mich wirklich berührt.«
    »Hm. Und weiter?«
    »Er hat Geduld, und er ist ein guter Zuhörer. Ich habe ihm schon ein Dutzend von den Geschichten über Götter und so erzählt, mit denen mich meine Familie abgefüllt hat, und er bettelt geradezu um mehr. Nenn‘s Eitelkeit, aber das gefällt mir.«
    »Du warst nett zu ihm, und er ist nett zu dir – das ist es«, meinte ich. »Das haben Merwyn und ich nie geschafft.« Auf einmal fühlte ich mich sehr müde. Es zog mich runter, dass sie so viel Gutes über ihn zu sagen wusste und mich anscheinend nur für arrogant hielt. So langsam fragte ich mich, warum sie mir das mit ihrer Schwester Ynea überhaupt anvertraut hatte. Weil ich zufällig da gewesen war und Merwyn nicht?
    »Probier es doch einfach mal. Das mit dem Nettsein.« Ich konnte Joelle in der Dunkelheit lächeln sehen. »Sag du ihm jetzt, dass wir ihn gerne dabei haben wollen und er willkommen ist. Spring über deinen Schatten, Tjeri.«
    »Was ist, wenn ich dabei versehentlich auf seinen trete?«, brummte ich. Aber dann stand ich doch auf, um zu Merwyn hinüberzugehen. Ich tat es für sie – und hatte keine Ahnung, wie stark diese paar Sätze, halbe Lügen, über mein Schicksal und die Zukunft von Daresh entscheiden würden.
    * * *
     
    Mi‘raela war vorsichtig an diesem Tag, schlich lautlos auf weichen Pfoten um ihren Herrn herum. Spinnenfinger war schlechter Laune, sehr schlechter, und in solchen Momenten neigte er dazu, harte und schwere Gegenstände nach ihr zu werfen. Nicht, dass er getroffen hätte, dazu waren Katzenmenschen wie sie zu schnell.
    Seine schlechte Laune konnte viele Gründe haben. Manchmal mied der Schlaf ihn, oder das Essen bekam ihm nicht, oder irgendetwas lief nicht so, wie er wollte. In solchen Fällen kam meist Steinherz vorbei, und sie schmiedeten neue Pläne. So wie jetzt. Mi‘raela hatte den Auftrag, Cayoral für sie beide zu bringen. Mit halbem Ohr lauschte sie, was er mit seinem Gast beredete, einem Soldaten, der gekommen war, um Bericht zu erstatten.
    »Es tut mir Leid, Meister Cyprio, Euch schlechte Nachrichten überbringen zu müssen ... Äh, es lässt sich leider nicht vermeiden ... Ich hoffe, Ihr versteht, dass wir ...«
    »Rück raus mit der Sprache, Mann!«
    »Es ... hat auf der Zuchtstation einen Zwischenfall gegeben. Einen Angriff durch Saboteure. Sie haben sämtliche Tiere befreit, und Meister Vada sagt, es ist

Weitere Kostenlose Bücher