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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Fläschchen hoch. »Na, wie wär‘s?«
    Mein Angebot war so ungewöhnlich, dass es in der Luft-Gilde wahrscheinlich bis morgen in den Schänken und in den Gildenhäusern durchgehechelt werden würde. Die meisten Leute würden mich verrückt nennen, aber sie würden sich an mich erinnern und zu mir kommen, wenn sie daheim eine hässliche, unputzbare Schale hatten.
    »Du hättest einen prima Quacksalber abgegeben, Tjeri«, flüsterte Merwyn, nachdem er mir eine Weile zugesehen hatte. »Noch praktischer wäre natürlich ein Mittelchen, mit dem man auch noch Suppe würzen, Blattläuse ausrotten und Krätze heilen könnte.«
    Joelle lachte. »Wenn er so was erfindet, wird er lange vor uns reich und berühmt!«
    »Lästert nur, ich bin jetzt schon ganz schön reich«, sagte ich und zählte zufrieden die Münzen, die ich bisher eingenommen hatte. Sehr bald würde ich Nachschub mixen müssen.
    Während sich Merwyn auf den Weg machte, um für uns eine Unterkunft zu finden, zogen ich und Joelle los, um ein paar Leute nach Mützen mit Adlerfedern und Tuniken mit aufgestickten blauen Perlen zu fragen.
    Leicht war das nicht. Joelle bekam schon beim Gedanken Schweißausbrüche, dass sie mit jemandem aus der Luft-Gilde reden sollte. Aber ich war gnadenlos. »Du musst das üben, sonst kannst du auch gleich wieder heimlaufen.«
    »Na gut«, stöhnte sie. »Aber was ist, wenn sie merken, was ich von ihnen halte?«
    »Das ist völlig unwichtig. Sie halten das Gleiche von dir. Frag einfach nett, mehr kannst du nicht tun.«
    Erfolg hatten wir schließlich am Kornmarkt. Ich fachsimpelte mit einem der Händler über zahme Greifvögel und ihren Nutzen bei der Jagd nach Raffzahnmäusen – und fragte beiläufig nach, was für eine Bedeutung bei der Luft-Gilde Federn auf der Mütze hatten. »Eine braune Adlerfeder bedeutet, dass derjenige eine hochgestellte Persönlichkeit in einem Dorf ist – eine weiße Adlerfeder heißt, dass er einer unserer Totenpriester ist«, erklärte der Mann.
    »Und blaue Perlen an der Tunika?«, hakte Joelle nach und schaffte etwas, das zur Not als Lächeln durchgehen konnte.
    »Die bedeuten gute Geschäfte. Je mehr Perlen, desto mehr von der Gilde bestätigte Erfolge. An dem Muster, in dem die Perlen aufgestickt sind, kann man erkennen, womit jemand handelt.«
    Ich bedankte mich, und wir machten, dass wir in eine ruhige Ecke kamen, um die Lage zu besprechen. »Welche Farbe, Joelle?«, flüsterte ich eindringlich.
    »Weiß«, wisperte sie zurück.
    »Oje!« Warum wohl ein Totenpriester und ein erfolgreicher Händler ein Kind entführt hatten? Joelle war nicht mehr die Einzige, die sich Sorgen um Ynea machte. Ihr Schicksal beschäftigte mich immer mehr.
    Die Wasser-Leute in Ekaterin lebten im See rund um die Türme in der Stadtmitte, dem Silbernen Bezirk. Am Ufer wartete bereits Merwyn auf uns. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde«, berichtete er. »Jeder wollte uns Gastrecht gewähren. Ich habe nette Leute mit viel Platz ausgesucht.«
    Wir stopften unsere Trockensachen in unsere Taschen, wateten ins Wasser und tauchten nach unten zu den Luftkuppeln am Grund des flachen Sees.
    »Eurem Freund habe ich‘s schon gesagt – ich freue mich, dass endlich wieder mal Gildenbrüder in der Stadt sind!«, begrüßte uns eine mollige Frau herzlich und half uns, das Gepäck zu verstauen. »Jetzt erzählt mal, was ihr in der Wüste erlebt habt!«
    Das taten wir gerne, und besonders die beiden kleinen Töchter hörten mit großen Augen zu. Nach der Feindseligkeit in der Stadt und unseren Erfahrungen bei Jallak tat der freundliche Empfang mir gut. Wir waren sofort Teil der Familie. Ich erbot mich, bei der Vorbereitung des Essens zu assistieren – als Küchenhelfer hatte mich Udiko erstklassig ausgebildet. Währenddessen half Merwyn, ein paar Kisten mit Vorräten ins Lager zu bringen, und Joelle machte sich daran, eine schadhafte Aufhängung der Luftkuppel zu reparieren.
    Nach dem Essen, als wir in der Küche aufräumten, nahm mich unsere Gildenschwester beiseite. »Du hast dich in deine Reisegefährtin verguckt, stimmt‘s? Gib‘s ruhig zu, ich kenn die Anzeichen.«
    Ich merkte, wie ich heiße Ohren bekam. Also war ich doch nicht so gut darin, es zu verbergen! »Äh, ja, stimmt. Ich bin nur noch nicht ganz sicher, ob es ihr ähnlich geht.«
    »Hast du eigentlich schon mal von dem Herztor gehört? Das ist der große, weiße Steinbogen, der gleich nebenan von hier auf der Insel mit den Türmen steht. Es

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