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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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unwahrscheinlich, dass es ihm gelingen wird, sie wieder einzufangen.«
    Kurzes Schweigen, dann explodierte Spinnenfinger. »Wie konnte das passieren? Heißt das, wir haben eine unserer viel versprechendsten Waffen gegen die Wasser-Gilde verloren – nur weil Meister Vada nicht genug Wachen eingesetzt hat? Habt Ihr wenigstens rausgefunden, wer die Saboteure waren?«
    Mi‘raela hörte den Mann schlucken und witterte, dass er vor Angst schwitzte. »Es gibt ein paar Anhaltspunkte. Sie haben sich durch den Fluss genähert ...«
    »Aha, also vermutlich Wasser-Gilde, andere wären auf diese Idee gar nicht erst gekommen ...«
    »... und einer von ihnen war ein junger Mann mit dunklem Haar, den seine Gefährten Tjeri gerufen haben.«
    Spinnenfinger runzelte die Stirn, und Mi‘raela sah, wie er nachdachte, sich an etwas zu erinnern versuchte. Eine Weile tanzten seine Finger umeinander wie widerliche kleine Tiere, lang und feucht und gewandt. Dann sprach er wieder. »Kehrt mit einer Truppe zum Tal der Zwei Ströme zurück und exekutiert Meister Vada an Ort und Stelle. Vernichtet das, was von der Station noch übrig ist. Der Plan wird nicht fortgeführt. Danach meldet Ihr Euch hier für weitere Befehle. Ach ja, und bittet den Zweiten Regenten Janor höflichst, sich bei mir einzufinden. Er möge so freundlich sein, mir die Geschichte seiner Rettung im Seenland durch diesen jungen Sucher noch einmal zu erzählen.«
    »Ja, Meister«, sagte die Wache und machte kehrt, so schnell sie konnte.

Unter dem Herztor
    Nachdem wir den Auftrag mit den Miramaos gelöst hatten, war Jallak etwas freundlicher zu uns. Vielleicht rechnete er damit, dass wir drei ihm in Zukunft die Arbeit komplett abnehmen könnten, und sah schon viele gemütliche Tage in der Schänke vor sich. Er wirkte fast ein wenig enttäuscht, als ein Wühler die Nachricht brachte.
    »Tja ... kleine Änderung des Plans«, sagte er, nachdem er das Blatt überflogen hatte. »Der Rat will euch Kaulquappen auf einem anderen Posten. Ihr sollt heute schon los nach Nerada.«
    Er steckte das Blatt in die Tasche, ohne es uns lesen zu lassen. Aber das machte nichts. Ich wusste sowieso, was darauf stand, weil ich die Nachricht selbst gefälscht hatte. Der Glaubwürdigkeit halber auf dem teuren Pergament, auf dem sich zuvor Janors Botschaft befunden hatte.
    »Richtig schade«, meinte ich mit unschuldigem Blick. »Heißt das, dem Rat hat es nicht gefallen, wie wir die Miramaos gefunden haben?« Ich war sicher, dass Jallak uns in seinem Bericht an den Rat nicht mal erwähnt hatte, um den Ruhm selbst einzuheimsen. Die Gelegenheit, das anzubringen, ließ ich mir nicht entgehen.
    Jallaks Gesicht verfärbte sich. Kein Zweifel, er gehörte zu der Hälfte, die mich am liebsten erwürgt hätte.
    Joelle konnte es kaum erwarten, dass wir nach Nerada aufbrachen. Es gab neue Spuren zu ihrer Schwester – inzwischen hatte ich Antwort auf zwei der Botschaften, die ich abgeschickt hatte. Aus der Antwort von Dagua erfuhr ich, dass die Fehde durch nicht näher bekannte Handelsstreitigkeiten ausgebrochen war. Es hatte etwa zweihundert Tote gegeben. Auffällig war Dagua vorgekommen, dass Söldner der Feuer-Gilde an der Fehde teilgenommen hatten. Hm. Was das wohl zu bedeuten hatte?
    Sehr interessant fand ich die Antwort meines Kontaktmanns bei der Luft-Gilde. Ich hatte damals ein paar Leute zu Gast, die wegen der Fehde nach Vanamee gereist sind, schrieb er mir. Sie kamen von weither und alle aus dem gleichen Ort tief in Nerada. Leider kann ich mich nicht an den Namen erinnern . Verblüfft las ich mir die Nachricht dreimal durch. Was für ein Interesse konnten Menschen, die weit entfernt vom Seenland lebten, daran haben, dort ein paar hundert meiner Gildenbrüder umzubringen? »Handelsstreitigkeiten« klang ausgesprochen schwammig!
    Joelles Eltern hatten sich nicht gemeldet. Gequirlte Schnepfengalle, was für ein verbohrtes Pack, dachte ich insgeheim und hoffte, dass sie doch noch schreiben würden.
    Es herrschte sonnig-mildes Wetter, als wir loszogen. Bauschige Wolken schwebten über den hellvioletten Himmel. Als wir die Straße hinuntergingen, die zwischen hohen sahnefarbenen Bäumen verlief, fühlten wir uns so frei wie fliegende Fische. Joelle strahlte übers ganze Gesicht, ich riss einen Witz nach dem anderen, und Merwyn überraschte uns, indem er mit einer erstaunlich schönen Bassstimme eine Ballade aus Vanamee zum Besten gab. Seit ich ihm gesagt hatte, er sei uns willkommen, wirkte er wie

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