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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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verwandelt.
    »Brackwasser, warum hast du nicht früher verraten, dass du singen kannst?«, meinte ich. »Ich dachte, du kannst höchstens melodisch schnarchen!«
    Joelle hakte sofort ein. »Ich hab ’ne Idee, wie wir uns was verdienen könnten – wieso treten wir nicht zusammen auf? Merwyn singt, Tjeri führt seinen Skagarok vor, und ich sammele das Geld ein ...«
    Unser Problem war, dass Jallak uns nichts mitgegeben hatte. Unsere Reisekasse war noch immer leer, nicht mal Proviant hatten wir – und vor uns lag eine ordentliche Strecke. Nur Wasser hatten wir immer genug, selbst wenn kein See oder Fluss in der Nähe war. Wer die Formeln unserer Gilde beherrscht und Tau rufen kann, der wird nur selten Durst leiden.
    »Vielleicht könntest du uns erstmal mit irgendeiner raffinierten Wette ein Dhatla organisieren, Tjeri«, grinste Merwyn. »Natürlich auch im Interesse deiner Füße ...«
    »Ich tue mein Bestes«, sagte ich. »Aber ich kann auch so ein bisschen Geld für uns einnehmen. Gestern habe ich nämlich eine Erfindung gemacht.« Ich kramte in meiner Tasche und zog ein kleines Fläschchen mit einer grünen Flüssigkeit hervor.
    »Gilias Gnade, was soll das denn sein? Die Schnepfengalle, von der du immer mal wieder redest?« Fasziniert stöpselte Joelle das Fläschchen auf und roch daran. »Puh, das stinkt ja! Wenn das gegen irgendeine Krankheit gut ist, will ich die auf keinen Fall kriegen!«
    »Nee, das ist das beste Silberputzmittel von Daresh«, erklärte ich. »Ich würde vorschlagen, dass wir als Erstes in Ekaterin Station machen. Dort gibt‘s genug Bedarf für unsere Talente und mein Gebräu.«
    »Ja, gut«, sagte Joelle sofort. Sie wusste, dass wir dort, in der Stadt, leicht nachforschen konnten, was bei der Luft-Gilde eine Adlerfeder auf dem Hut und blaue Perlen auf der Tunika bedeuteten ...
    Ekaterin war eine Stadt am Schnittpunkt der großen Handelsrouten, dort herrschte ein – wenn auch etwas gespannter – Friede zwischen den Gilden, weil es ums Geschäftemachen ging.
    Wenn ich dort begann, mein Mittelchen anzupreisen, und das in anderen Knotenpunkten wiederholte, würde es sich über die Händler und Erzähler in ganz Daresh herumsprechen. Das war zweifellos die ungewöhnlichste Suche meiner Laufbahn: Ich ließ die Beute zu mir kommen, statt ihr nachzujagen. Ob es wohl funktionierte? Oder würde ich damit spektakulär auf die Nase fallen? Das Putzmittel jedenfalls war gut und sein Geld wert. Udiko hatte mir das Rezept in meinem ersten Lehrjahr verraten, als ich ohne viel Erfolg versucht hatte, die Statue des Tass zu polieren.
    »Bei Zarbas Rache, warum gerade ein Silberputzmittel?«, fragte Merwyn misstrauisch. Er war nicht dumm, er ahnte, dass dahinter etwas steckte.
    »Wieso nicht?«, entgegnete ich nur.
    Ekaterin war zur Zeit der Gildenfehden noch nicht sonderlich groß, und die ganze Stadt stank nach Dhatla-Kot und dem Rauch von Schmiedefeuern. Aber ich war noch nie an einem Ort gewesen, wo sich Tausende von Menschen versammelten.
    Staunend und eingeschüchtert wanderten ich und die anderen über die breite Straße aus gestampftem Lehm, die an Lager- und Wohnhäusern vorbei spiralförmig zur Mitte der Stadt führte, und tappten wir durch die engen Gassen. Ständig angerempelt von Feuer-Leuten, die Wasser-Menschen für den letzten Dreck hielten, und Boten, die es eilig hatten und mit Waren beladen unterwegs waren.
    Vor dem Grünen Bezirk, in dem die Erd-Leute wohnten, wurden wir nicht gerade höflich abgewiesen. Und in den Gelben Bezirk, den Bereich der Feuer-Gilde, trauten wir uns sowieso nicht rein. Nur der Blaue Bezirk – das Reich der Händler – und der Rote Bezirk, das Vergnügungsviertel, standen allen offen. Außer natürlich den Gildenlosen. Die waren überall unerwünscht.
    Ich organisierte mir ein Tuch und breitete es an einer belebten Straßenecke mitten im Blauen Bezirk aus, um meine Waren aufzustellen. »Dies ist kein gewöhnliches Silberputzmittel, liebe Leute«, rief ich. »Es ist eine geniale Neuerfindung und bringt selbst schlimm verfärbte Gegenstände wieder auf Hochglanz! Wenn ihr es kauft und es nicht wirkt, dann gibt‘s nicht nur das Geld zurück, sondern das Zwanzigfache dessen, was ihr dafür bezahlt habt!«
    Immer wieder blieben Händler stehen und betrachteten mich kopfschüttelnd. »Man merkt, dass du kein Kaufmann bist«, sagte einer zu mir. »Mit so einer Garantie kann man sich ruinieren.«
    »Wird sich zeigen«, gab ich lächelnd zurück und hielt ein

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