Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
Regentin versuchen, sie durchzukämpfen, aber wenn die Menschen in der Burg Jini die Gefolgschaft verweigerten, würde es unglaublich schwer für sie werden.
    »Hält überhaupt noch jemand zu mir?«, seufzte Jini. »Nicht mal die Halbmenschen mögen mich, stimmt‘s?«
    »Sie mögen die meisten Menschen nicht besonders, außer einige wenige«, antwortete Mi‘raela ehrlich. »Aber dich mögen sie lieber als Hetta. Was denkt die Regentin jetzt über dich?«
    »Sie ist immer noch sehr nett zu mir. Nur lässt sie mich jetzt seltener rufen. Das könnte aber auch daran liegen, dass sie ganz schön krank ist, glaube ich. Sie ist so blass und dünn. In letzter Zeit hat sie sich oft unwohl gefühlt.«
    Es waren nur noch fünf Tage bis zur offiziellen Ankündigung der Nachfolge. Mi‘raela ahnte, dass Spinnenfinger bis dahin etwas Großes versuchen würde, um Jini zu schaden. Sie hoffte nur, dass sie es rechtzeitig mitbekommen würde.
    * * *
     
    Jallaks Gesicht war sehenswert, als wir ihm unsere Trophäen präsentierten. Er schaffte nur ein paar schwächliche Ermahnungen, weil wir so eigenwillig gehandelt hatten. Dann legte er das tote Miramao in Grünkornschnaps ein, damit es nicht verdarb, und schickte es mitsamt dem intakten Ei – das zweite hatte unsere Flucht nicht heil überstanden – mit Eilkurier zum Hohen Rat der Gilde.
    In dieser Nacht, als alle drei Monde am Himmel standen, trafen wir uns wieder beim Flussufer.
    »Ich kann nicht hier bleiben«, sagte ich den anderen. »Wahrscheinlich breche ich spätestens morgen auf. Nach Nerada.«
    Erschrocken blickte Merwyn mich an. »Zarbas Rache, was hast du vor, Tjeri?«
    Ich durfte ihm nichts von der Schale und meiner Idee erzählen. Und das mit Ynea musste Joelle ihm irgendwann selbst sagen, dieses Geheimnis gehörte nicht mir. »Wenn ich das Gefühl habe, dass ich von jemandem etwas lernen kann, dann ertrage ich die ärgste Schinderei«, versuchte ich zu erklären. »Aber wie Jallak es zum Agenten geschafft hat, weiß ich nicht! Ich haue ab, und Joelle kommt auch mit.«
    »Und wieso nach Nerada?«
    »Ich habe da etwas zu erledigen«, sagte Joelle, und wir hörten beide die Entschlossenheit in ihrer Stimme.
    Auch ich wollte nach Nerada, zur Provinz der Luft-Gilde. Ich hatte – wie Udiko es mir beigebracht hatte – gründlich darüber nachgedacht, wo das Muster, die verborgene Wahrheit dieser Suche lag. Mein Instinkt sagte mir, dass ein Gegenstand, der so häufig verkauft wurde wie diese magische Schale, irgendwann bei den Händlern gelandet sein musste. Und in Daresh waren Händler fast ausschließlich Leute der Luft-Gilde und damit in Nerada oder den großen Handelsstädten daheim.
    »Ihr wisst, dass ihr damit eure Karriere als Agenten beendet, oder?« Merwyn klang ein bisschen hilflos. »Wir sind hier, weil der Rat es will. Jallak ist unser offizieller Kontaktmann. Vielleicht werden wir bald jemand anders zugeteilt oder können alleine Aufträge übernehmen.«
    Für mich hatte die Suche nach der Schale Vorrang, und auch dieser Auftrag kam vom Rat. Das hieß, Ujuna würde hoffentlich verhindern, dass ich aus den Diensten der Gilde flog. Aber Joelle riskierte tatsächlich viel.
    Weder ich noch Joelle antworteten Merwyn. Schließlich murmelte er: »Hilft nichts, ich muss hier bleiben.« Doch er wirkte sehr beunruhigt. Ich konnte mir denken, was ihm durch den Kopf ging. Auf der einen Seite wollte er ein berühmter Sucher und Agent werden – dafür würde er, wenn nötig, sogar bei einem Dämon in die Lehre gehen. Auf der anderen Seite würde er es bei einem unfähigen Säufer wie Jallak vielleicht nie schaffen, seinen Aufstieg fortzusetzen und der Beste zu werden. Ein nettes Dilemma!
    Wir standen auf, um ins Erdhaus zurückzukehren. Doch als wir ein paar Schritte gegangen waren, seufzte Merwyn tief auf. »Ich glaube, ihr habt Recht. Es hat keinen Sinn, hier zu bleiben. Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich mitkomme?«
    O nein. Bloß das nicht!
    »Lass mich das mit Joelle besprechen, ja?«, erwiderte ich. »Unter vier Augen.«
    Ein paar Atemzüge später saßen wir zu zweit am Flussufer und hielten die Füße ins erfrischend kühle Wasser. »Eigentlich würde ich lieber alleine mit dir weiterreisen«, sagte ich ganz offen. »Ich habe schon angenehmere Reisegefährten gehabt als Merwyn.«
    »Er braucht sehr lange, bis er sich öffnet. Das Problem ist, er denkt, dass alle Menschen seine Feinde sind«, sagte Joelle.
    »So, wie er sich den Menschen gegenüber meistens

Weitere Kostenlose Bücher