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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nachbarclaims übertreffenden Tieflage, nach bestehendem Landesgesetz, alle Erdmassen und folglich die etwa darin befindlichen Diamanten, welche von der Umgebung her hineinfielen, den Inhabern desselben gehörten.
    Die Arbeit selbst war höchst einfach. Die beiden Theilnehmer lösten zuerst mit Spitzhaue und Hacke einen Theil Erdreich regelrecht los. Darauf begab sich der Eine nach der Mündung der Grube und zog an dem langen Drahtkabel die ihm von unten zugesendeten Ledereimer in die Höhe.
    Das Erdreich wurde von hier aus mittelst Karrens nach der Hütte Thomas Steel’s geschafft. Nachdem es hier mit groben Holzscheiten zerkleinert und von werthlosen Kieselsteinen befreit war, gelangte dasselbe in ein Sieb mit Maschen von fünfzehn Millimeter Weite, um davon die kleineren Steine zu trennen, welche nun aufmerksam durchgesehen wurden, um die auf den ersten Blick werthlosen bei Seite zu werfen. Endlich gelangte die Erde in ein feinmaschiges Sieb, durch welches nur der Staub daraus entfernt wurde, und war nun in dem erwünschten Zustande, um einer ganz sorgfältigen Prüfung unterworfen zu werden.
    Nachdem dieselbe auf einen Tisch ausgeschüttet worden war, an dem die beiden Steinsucher Platz nahmen, ließen sie jene mittelst einer Art Schabers aus Weißblech mit größter Aufmerksamkeit eine Handvoll nach der andern Revue passiren und warfen sie schließlich unter den Tisch, von wo aus sie später hinausgeschafft und an beliebiger Stelle aufgehäuft wurde.
    Alle diese Maßnahmen liefen darauf hinaus, in derselben, wenn sie einen solchen enthielt, einen Diamanten zu finden, wär’ er auch nicht größer als eine halbe Linse gewesen. Wie glücklich schätzten sich dann die Geschäftstheilnehmer, wenn ein Tag nicht ohne Entdeckung eines solchen verlief! Sie wendeten sich ihrer Aufgabe mit wahrem Feuereifer zu und untersuchten das Erdreich ihres Claims mit peinlichster Genauigkeit; Alles in Allem gestalteten sich jedoch während der ersten Tage die Ergebnisse ihrer Mühen fast ganz negativ.
    Vorzüglich schien Cyprien das Glück nicht günstig. Wenn sich ein kleiner Diamant fand, so war es fast stets Thomas Steel, der ihn entdeckte. Der erste, den er das Glück hatte herauszufinden, wog, selbst die anhaftende Gangart mitgerechnet, kaum ein Sechstel Karat.
    Der Karat ist ein Gewicht von vier Gran und entspricht nahezu einem Fünftel Gramm. 1 Ein Diamant erster Güte, der vollständig rein, durchsichtig und farblos ist, und 1 Karat wiegt, werthet in geschnittenem Zustande etwa 200 Mark oder 100 fl. österr. W. Wenn die weniger wiegenden Steine einen verhältnißmäßig nur sehr geringen Preis bedingen, so steigt dieser dafür sehr schnell bei den größeren und schwereren. Im Allgemeinen rechnet man den Handelswerth eines Steines vom reinsten Wasser gleich dem Quadrate seines in Karaten ausgedrückten Gewichts, multiplicirt mit obigem Karatpreise. Schätzt man demnach den Werth eines Karats fehlerlosen Diamants auf zweihundert Reichsmark, so würde ein Stein von derselben Güte und zehn Karat Gewicht hundertmal so viel oder 20.000 Reichsmark (10.000 fl österr. W.) kosten
    Krystalle von zehn Karat, ja selbst solche von nur einem Karat, sind aber verhältnißmäßig selten und nur deshalb bedingen sie einen so hohen Kaufpreis Hierbei ist noch zu bemerken, daß die Diamanten aus dem Griqualand meist einen gelblichen Schein haben; ein Umstand, der ihren Handelswerth nicht unbeträchtlich herabmindert.
    Die Auffindung eines Steinchens von einem Sechstel Karat nach sieben-oder achttägiger Arbeit bildete gewiß eine sehr dürftige Entschädigung für die darauf verwendete Mühe und Arbeit. Bei einem solchen Lohne wäre es einträglicher gewesen, das Feld zu bearbeiten, Heerden zu hüten oder auf den Landstraßen Steine zu klopfen Dieser Gedanke kam auch Cyprien wiederholt in den Sinn. Indeß erhielt die Hoffnung, einmal einen schönen Diamanten zu finden, der mit einem Schlage die Arbeit mehrerer Wochen, selbst mehrerer Monate aufwiegen könnte, ihn ebenso aufrecht, wie andere, und selbst die wenigst vertrauensseligen Steingräber. Thomas Steel machte sich, wenigstens dem äußeren Anscheine nach, über so etwas gar keine Gedanken und arbeitete mit der einmal angenommenen Geschwindigkeit mehr maschinenmäßig weiter.
    Die beiden Geschäftsgenossen frühstückten meist zusammen, wobei sie sich mit Sandwichbrötchen und Bier begnügten, was an einem Buffet unter freiem Himmel verkauft wurde, zu Mittag aßen sie dagegen an einer

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