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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Capcolonie und wanderten nach den noch wilden Ländereien aus, welche jenes Land im Norden begrenzen. Man nannte uns »Boers«, d. h. Bauern oder auch »Voortrekkers«, d. h. etwa Pionniere oder Vorzügler.
    »Kaum hatten wir das neue Land gepflügt, kaum uns durch schwere Arbeit eine unabhängige Existenz geschaffen, da kam die britische Regierung und nahm uns als die ihrigen in Anspruch – immer unter dem Vorwande, daß wir englische Unterthanen seien!
    »Das gab Anlaß zu unserem großen Auszuge im Jahre 1833. Auf’s Neue verließen wir das Land in Masse. Nachdem wir auf die mit Ochsen bespannten Wagen unsere Hausgeräthe, Werkzeuge und die Getreidevorräthe verladen hatten, drangen wir noch weiter in die Wüstenei ein.
    »Zu jener Zeit war das Gebiet von Natal fast ganz entvölkert. Ein blutdürstiger Eroberer, Namens Tschaka, ein wirklicher Neger-Attila aus dem Zuluvolke, hatte hier von 1812 bis 1828 fast eine Million Menschen hingeschlachtet. Auch sein Nachfolger Dingaan herrschte daselbst noch durch Schrecken. Dieser wilde König war es jedoch, der uns gestattete, in dem Lande Niederlassungen zu gründen, da wo sich heute die Städte Durban und Port-Natal erheben.
    »Der schurkische Dingaan hatte dabei jedoch stets den Hintergedanken gehabt, uns zu überfallen, wenn unsere Gemeinde einigermaßen gediehen wäre. Deshalb bewaffnete sich Jeder, um Widerstand zu leisten, und es war nur unter unerhörten Anstrengungen und, ich darf wohl sagen, durch wahre Wunder von Tapferkeit möglich, daß wir in über hundert Gefechten, in denen unsere Frauen und Kinder an unserer Seite kämpften, im Besitz des Landes bleiben konnten, das wir mit unserem Schweiße, mit unserem Blute gedüngt hatten.
    »Kaum war jedoch der schwarze Despot überwunden und seine Macht zertrümmert, als der Gouverneur des Caps britische Truppen sandte mit dem Auftrage, das Gebiet von Natal im Namen Ihrer Majestät der Königin von England zu besetzen!… Sie sehen, wir waren noch immer englische Unterthanen. Das geschah im Jahre 1842.
    »Andere ausgewanderte Landsleute hatten inzwischen den Transvaal erobert und auf dem Oranjeflusse die Macht des Tyrannen Moselikatse gebrochen. Auch sie mußten sich gefallen lassen, durch einfachen Tagesbefehl das neue Vaterland confiscirt zu sehen, das sie mit soviel Leid und Ungemach erworben hatten.
    »Ich übergehe alle Einzelheiten. Der Kampf währte zwanzig Jahre lang. Wir zogen immer weiter, und immer streckte Großbritannien seine gierige Hand nach uns aus, wie über ebensoviele Leibeigene, die noch immer der Scholle angehörten, selbst wenn sie diese verlassen hatten.
    »Endlich nach unendlicher Mühe und blutigen Kämpfen gelang es, die Anerkennung unserer Unabhängigkeit in dem Oranje-Freistaate durchzusetzen. Eine von der Königin Victoria unterzeichnete und vom 8. April 1854 datirte Proclamation sicherte uns den Besitz des Landes und das Recht beliebiger Selbstregierung zu. Wir bildeten uns endgiltig zur Republik um, und Niemand könnte behaupten, daß unser auf peinliche Beobachtung der Gesetze begründeter Staat, in welchem jedes individuelle Vermögen sich nach Gutdünken entwickeln kann und wo allen Classen ein möglichst gründlicher Unterricht zugänglich gemacht ist, nicht vielen anderen Nationen, die sich vielleicht für weit civilisirter halten, als unser kleiner Staat in Südafrika, als Muster dienen könnte.
    »Das Griqualand war ein Theil desselben. Hier hatte ich mich niedergelassen und zwar in demselben Häuschen in dem wir uns augenblicklich befinden, hier wohnte ich mit meinem Weibe und mit meinen beiden Kindern. Meinen Kraal oder das Gehege errichtete ich an der Stelle der Mine, wo Sie jetzt arbeiten. Zehn Jahre später kam John Watkins in das Land und erbaute hier seine erste Hütte. Damals wußte man noch nicht, daß diese Terrains Diamanten enthielten, und was mich angeht, hatte ich seit mehr als zwanzig Jahren so wenig Gelegenheit gehabt, mein altes Gewerbe zu betreiben, daß ich mich kaum des Vorhandenseins jener kostbaren Steine entsann.
    »Plötzlich, gegen 1867, verbreitete sich das Gerücht, daß unser Gebiet Diamanten enthalte. Ein Boer von den Ufern des Haart hatte Diamanten selbst im Kothe von Straußen und sogar in den Lehmmauern seiner Farm aufgefunden. 2
    »Treu ihrem Raubsystem und alle Verträge und Rechte mißachtend, erklärte die englische Regierung gleich darauf, daß das Griqualand ihr gehöre.
    »Vergeblich erhob unsere Republik Einspruch. Vergeblich erbot sie

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