Der Südstern oder Das Land der Diamanten
ein Fälscher! Ich verkaufte dann nach falschem Gewicht, ich würde Andere über die Qualität der Waare täuschen! Erfolge, welche ein Gelehrter erzielt, gehören ihm niemals allein! Sie sind stets ein Theil des geistigen Eigenthums Aller!
Cyprien begleitete ihn. (S. 109.)
Davon nur den kleinsten Theil für sich aus egoistischem, persönlichem Interesse zurückzubehalten, wäre das schändlichste Verbrechen, dessen ein Mann sich schuldig machen könnte. Ich werde es nicht thun!… Nein! Ich denke keine Woche, keinen Tag zu warten, um das Verfahren, auf welches ich neben einiger Berechnung zum großen Theil doch durch glücklichen Zufall gekommen bin, zum Gemeingut zu machen! Dabei habe ich mir nur die eine, ich glaube, gerechtfertigte Beschränkung aufzuerlegen, daß ich die Art und Weise zuerst Frankreich, meinem Vaterlande, mittheile, welches mir die Gelegenheit geboten hat, ihm dienstbar zu sein! Schon morgen werde ich der Akademie der Wissenschaften mein Geheimniß schriftlich übermitteln! Adieu, Herr Watkins, Ihnen verdanke ich es wenigstens, auf eine Verpflichtung hingewiesen worden zu sein, an die ich zunächst gar nicht dachte… Miß Watkins… ich hatte wohl einen herrlichen Traum… ach, daß ich auf seine Verwirklichung verzichten muß!«
Noch ehe das junge Mädchen eine Bewegung auf ihn zu machen konnte, hatte Cyprien seinen Diamanten ergriffen, grüßte artig Miß Watkins, sowie deren Vater, und verschwand.
Zehntes Capitel.
Worin John Watkins nachdenkt.
Mit gebrochenem Herzen hatte Cyprien die Farm verlassen und begab sich, fest entschlossen zu thun, was er für Ehrenpflicht hielt, von Neuem zu Jacobus Vandergaart, den er jetzt allein traf; der Händler Nathan hatte alle Eile gehabt, ihn zu verlassen, um als der Erste im Lager die Neuigkeit zu verbreiten, welche die Lebensinteressen aller Insassen desselben so tief berührte.
Seine Mittheilung erregte hier natürlich ein ungewöhnliches Aufsehen, obwohl die Leute noch nicht wußten, daß der Diamant des »Monsieur«, wie man Cyprien zu nennen pflegte, ein Kunstproduct war. Der »Monsieur« kümmerte sich freilich blutwenig um das Geschwätz in der Kopje. Ihm lag es nur am Herzen, mit Hilfe des alten Vandergaart die Qualität und Farbe seines Steines festzustellen, ehe er einen Bericht über die ganze Angelegenheit aufsetzte, und aus diesem Grunde begab er sich eben zu dem alten Manne.
»Mein lieber Jacobus, begann er, neben diesem Platz nehmend, erweisen Sie mir doch den Gefallen, an diesen Kloß eine Facette zu schleifen, damit wir einigermaßen erkennen können, was sich unter seiner Gangart verbirgt.
– Das soll bald geschehen sein, erklärte der alte Steinschleifer, den Stein aus der Hand seines jungen Freundes entgegennehmend. Sie haben da übrigens eine recht passende Stelle bezeichnet, fügte er hinzu, als ihm eine Ausbuchtung an einer Seite des Steines auffiel, nach welcher Cyprien gewiesen hatte. Letzterer bildete nämlich bis auf diese Unregelmäßigkeit ein ganz vollständiges Oval Wenn wir ihn hier anschleifen, kann seine zukünftige Gestalt nicht beeinträchtigt werden.«
Jacobus Vandergaart ging ohne Zögern an’s Werk; und nachdem er aus seiner Kommode einen rohen Stein von vier oder fünf Karat entnommen und diesen an einer Art eisernem Griffe sorgfältig befestigt hatte, begann er die beiden äußeren Schichten kräftig gegeneinander zu reiben.
»Es wäre schneller geschehen, wenn ich eine Spaltung vornähme, sagte er. Wer möchte aber wagen, auf einen Stein von solchem Werthe einen Hammerschlag zu führen!«
Die lange und sehr einförmige Arbeit nahm nicht weniger als zwei Stunden in Anspruch. Als die Facette breit genug erschien, um die Natur des Steines beurtheilen zu lassen, mußte sie noch auf der Mühle polirt werden, was wiederum zwei Stunden Zeit erforderte.
Bei Beendigung dieser Vorarbeiten war es indeß noch immer voller Tag. Jetzt konnten nun Cyprien und Jacobus Vandergart ihre gespannte Neugier befriedigen und sahen sich das Ergebniß der vorherigen Operationen an.
Eine schöne Facette von Gagathfarbe, aber vollkommenster Durchsichtigkeit und unvergleichlichem Glanze bot sich ihren Blicken.
Der Diamant war schwarz! Eine merkwürdige Eigenthümlichkeit, welche nur selten gefunden wird und seinen Werth womöglich noch bedeutend erhöht.
Jacobus Vandergaart’s Hände zitterten, als er den Krystall in den Strahlen der Abendsonne funkeln ließ.
»Das ist der merkwürdigste und schönste Edelstein,
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