Der Südstern oder Das Land der Diamanten
denn da ich diesen Diamant selbst gemacht habe, werd’ ich wohl auch im Stande sein, einen andern herzustellen!
– Herr Ingenieur, sagte da Annibal Pantalacci in einem Tone, der eine schwere Drohung gegenüber dem jungen Manne enthielt, ich meine, Sie würden gut thun, Ihr Experiment nicht noch einmal zu wiederholen… im Interesse des Griqualandes ebenso wie in dem Ihrigen.
– Wahrlich Herr, versetzte Cyprien, mir scheint, ich habe keine Veranlassung, Sie deshalb erst zu fragen.
– O, das ist wohl die rechte Zeit, darüber zu streiten! rief Mr. Watkins. Ist Herr Méré denn seiner Sache so gewiß, daß ihm ein zweiter Versuch gelingt? Würde ein zweiter Diamant, der aus seinem Apparate hervorging, auch die Farbe, das Gewicht und folglich auch den Werth des ersten haben? Kann er mir dafür einstehen, einen anderen Stein, wenn auch von geringerem Werthe, herzustellen? Oder wird er ehrlicher Weise zugestehen, das ihn ein besonders glücklicher Zufall begünstigt hat?«
Was John Watkins da sagte, klang zu vernünftig, als daß sich der junge Ingenieur davon nicht hätte getroffen fühlen sollen; es entsprach auch allen jenen Einwürfen, die er sich schon selbst gemacht hatte. Ohne Zweifel fand sein Experiment durch die bekannten Gesetze der modernen Chemie eine hinreichende Erklärung, doch war bei seinem ersten Versuche wirklich der Zufall gar nicht mit im Spiel gewesen? Und wenn er jenen wiederholte, konnte er sicher sein, wieder denselben Erfolg zu erzielen?
Unter solchen Umständen erschien es also von großer Wichtigkeit, den Dieb um jeden Preis zu erwischen und, was noch von größerer Bedeutung schien, den gestohlenen Gegenstand zurückzuerhalten.
»Es ist bis jetzt wohl noch keine Spur von Matakit entdeckt worden? fragte John Watkins.
– Keine, antwortete Cyprien
– Man hat alle Umgebungen des Lagers durchsucht?
– Ja, mit größter Sorgfalt, versicherte Friedel. Der Spitzbube ist wahrscheinlich im Laufe der Nacht verschwunden, und es ist schwierig, um nicht zu sagen, unmöglich, zu wissen, nach welcher Seite er sich gewendet haben mag.
– Hat der Polizei-Officier eine Untersuchung seiner Hütte vorgenommen? fragte der Farmer.
– Ja, erklärte Cyprien, er hat dabei aber nichts entdeckt, was ihn auf die Spuren des Flüchtlings leiten könnte.
– Ah, rief Mr. Watkins, ich gebe gleich fünfhundert, ja, tausend Pfund, wenn man ihn wieder erlangt.
– Das begreif’ ich, Herr Watkins, meinte Annibal Pantalacci; aber ich fürchte leider, daß wir niemals weder Ihren Diamanten, noch den, der ihn geraubt hat, entdecken werden.
– Und warum?
– Weil Matakit, wenn er einmal über alle Berge ist, nicht ein solcher Thor sein wird, unterwegs liegen zu bleiben. Er geht wahrscheinlich nach dem Limpopo, begibt sich dann in die Wüste, nach dem Zambesi oder bis zum Tanganjika-See, und wenn’s sein muß, bis zu den Buschmännern!«
Redete der arglistige Neapolitaner, wenn er so sprach, wohl auch die Wahrheit, wollte er vielleicht nicht einfach verhindern, daß eine Verfolgung Matakits eingeleitet wurde, um diese womöglich selbst zu unternehmen? Dieser Gedanke stieg wenigstens in Cyprien auf, als er den Mann beobachtete.
Mr. Watkins war aber nicht der Mann dazu, von einer Sache deshalb, weil sie nur schwierig durchzuführen sei, abzulassen. Er hätte gewiß sein ganzes Vermögen geopfert, um wieder in den Besitz des unvergleichlichen Steines zu kommen, und seine ungeduldigen, flammenden Blicke schweiften schon durch das Fenster hinüber nach den grünenden Ufern des Vaal, als ob er die Hoffnung hegte, den Flüchtigen an dessen Rande zu sehen.
»Nein, rief er, so ist die Sache nicht abgemacht!… Ich muß meinen Diamanten haben!… Ich muß den Hallunken erwischen!… Ah, wenn ich nur nicht an der Gicht litte, sollte das nicht lange dauern, dafür stehe ich ein!
– Lieber Vater! mischte sich Alice ein, um ihn zu beruhigen.
– Wohlan, wer unternimmt es? rief John Watkins im Kreise umherblickend. Wer will sich zur Verfolgung des Kaffern aufmachen?… Die Belohnung soll der Mühe entsprechen, auf mein Wort!«
Da Niemand ein Wort sagte, fuhr er fort:
»Halt, meine Herren, Sie sind hier nun Vier, welche sich um meiner Tochter Hand bewerben! Nun gut, schaffen Sie mir den Mann mit meinem Diamanten wieder zur Stelle! – Er sagte »meinem Diamanten« – und auf Watkins’ Ehrenwort, meine Tochter gehört dem, der Beide bringt!
– Angenommen, erklärte James Hilton.
– Ich bin dabei! versicherte
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