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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewissen Hang, ihn irre zu führen.
    Was den mit regensicherer Plane bedeckten Wagen, das Büffelgespann und den mitzunehmenden Proviant betraf, ging die Sache ziemlich leicht und glatt ab. Hierbei zwang schon das allgemeine Interesse, diese verständig auszuwählen, und James Hilton besorgte das völlig tadellos; Eines und das Andere blieb aber doch der persönlichen Entscheidung jedes Einzelnen überlassen – zum Beispiel der Ankauf eines Pferdes.
    Cyprien hatte sich beinahe auf dem Marktplatze für ein hübsches dreijähriges Thier entschieden, das ebenso voller Feuer schien, wie er es um mäßigen Preis erhalten sollte. Bei einem kurzen Proberitt erwies es sich als gut dressirt, und schon wollte er dem Käufer die ausbedungene Summe zahlen, als ihn Bardik bei Seite nahm und zu ihm sagte:
    »Wie, Väterchen, dieses Pferd willst Du kaufen?
    – Gewiß, Bardik! Es ist das schönste, welches ich je zu so niedrigem Preise gefunden habe.
    – Das sollst Du nicht nehmen, selbst wenn man es Dir schenken wollte, sagte der junge Kaffer. Einer Reise durch den Transvaal würde dieses Pferd nicht acht Tage gewachsen sein.
    – Was willst Du damit sagen? erwiderte Cyprien. Fällt es Dir jetzt etwa ein, mir gegenüber den Wahrsager zu spielen?
    – Nein, Väterchen, aber Bardik kennt die Wüste, und versichert Dir, daß dieses Pferd nicht »gesalzen« ist.
    – Nicht »gesalzen«? Willst Du mir einreden, daß ich ein Pferd aus dem Pöckelfasse kaufen soll?
    – Nein, Väterchen; das bedeutet, daß es die Krankheit des Veld noch nicht durchgemacht hat. Die wurde es unbedingt sehr bald bekommen, und wenn es nicht daran zu Grunde geht, würd’ es Dir doch nichts mehr nützen können.
    – Ah so, erwiderte Cyprien, betroffen von der Erklärung, die ihm sein Diener gab. Und worin besteht diese Krankheit?
    – Sie tritt als hitziges, mit starkem Husten begleitetes Fieber auf, antwortete Bardik. Es ist unumgänglich nothwendig, nur Pferde zu kaufen, welche dasselbe schon durchgemacht haben – was man an deren äußerem Ansehen leicht erkennt – weil es nur sehr selten vorkommt, daß solche jener Krankheit zum zweiten Male verfallen.«
    Einer solchen Aussicht gegenüber war kein Schwanken möglich. Cyprien unterbrach sofort die Kaufsverhandlungen und zog weitere Erkundigungen ein. Jedermann bestätigte ihm die Ansichten Bardiks. Es war das eine im Lande so allbekannte Thatsache, daß man derselben gar nicht mehr zu erwähnen pflegte.
    Als er sich hierdurch von seiner mangelnden Erfahrung überzeugt, wurde der junge Ingenieur klüger, und sicherte sich die Mithilfe eines alten Thierarztes von Potchefstrom. Dank der Mitwirkung jenes Fachkenners gelang es ihm binnen wenigen Stunden, sich ein für eine solche Reise geeignetes Pferd zu verschaffen. Es war schon alt, von grauer Farbe, hatte eigentlich nur Haut und Knochen, und besaß auch nur ein Ueberbleibsel von Schweif. Der Thierarzt bedurfte nur eines Blickes, um sich zu überzeugen, daß dieses Exemplar mindestens »gesalzen« war, und obwohl es einen etwas harten Gang hatte, war es offenbar im Ganzen mehr werth, als es äußerlich versprach. Templar – das war sein Name – genoß im Lande allgemein das Ansehen eines Pferdes von großer Leistungsfähigkeit, und auch Bardik, dessen Rath wohl gehört zu werden verdiente, erklärte sich nach Besichtigung desselben für vollkommen befriedigt.
    Gerade er sollte übrigens mit der Führung des Wagens und des Büffelgespannes betraut werden, eine Function, in der sein Kamerad Lî ihn zu unterstützen bestimmt war.
    Cyprien brauchte sich also nicht darum zu sorgen, weder den Einen noch den Anderen beritten zu machen, was er auch, nach Aufwendung des verhältnißmäßig hohen Preises für Anschaffung seines eigenen Pferdes, jetzt gar nicht im Stande gewesen wäre.
    Die Frage der Beschaffung von Waffen war ebenfalls nicht so leichter Hand zu lösen. Cyprien hatte für sich Flinten gewählt, eine vortreffliche Martini-Henry-Büchse und einen Remington-Carabiner, welche sich zwar beide nicht durch besondere Eleganz auszeichneten, aber sicher schossen und leicht und genau zu laden waren.
    Niemals hätte er jedoch, wenn ihn der Chinese nicht darauf aufmerksam machte, daran gedacht, sich mit einem Vorrathe von Sprenggeschossen zu versehen. Er hielt sich für hinreichend ausgerüstet, wenn er Pulver und Blei für fünf-bis sechshundert Schuß mitnahm, und war nicht wenig überrascht zu hören, daß viertausend Gewehrschüsse das Mindeste seien,

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