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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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länger geworden sein.«
    Die Kaffern zerstreuten sich, nicht besonders angenehm berührt von dieser Vorrede, da sie recht wohl wußten, daß man im Griqualand kurzen Processes einen Uebelthäter schnell dingfest machte und ihn auch, selbst ohne eine Frist zu seiner Vertheidigung zu gewähren, kurzer Hand aufhängte.
    Die Gäste, welche diese Vorbereitungen mit erklärlichem Interesse gefolgt waren, sprachen darüber Jeder seine eigene Meinung aus.
    »Der Dieb wird sich hüten, wiederzukommen; er befindet sich offenbar unter diesen Kerlen, warf Einer ein.
    – Nun, das würde ihn ja gerade als solchen bezeichnen, antwortete ein Anderer.
    – Bah! Er wird geriebener als Matakit sein und schneidet sich einfach drei Finger breit ein Stück von seinem Zweige ab, um das befürchtete Wachsthum derselben auszugleichen.
    – Das mag der Wahrsager wohl erwarten und eine so unüberlegte Verkürzung würde ja hinreichen, den Schuldigen zu erkennen zu geben.«
    Inzwischen waren die fünfzehn Minuten abgelaufen, und mit einem kräftigen Tamtamschlage rief Matakit die Angeklagten zurück.
    Sie erschienen alle bis auf den Letzten, stellten sich vor diesem auf und lieferten die Gerten wieder ab.
    Matakit nahm diese, bildete daraus ein Bündel und überzeugte sich, daß alle fünfundzwanzig noch gleich lang waren.
     

    Matakit war nicht mehr da. (S. 131.)
     
    Er mußte dieselben also bei Seite legen und auf Grund der entscheidenden Probe erklären, daß seine Landsleute alle ehrlich seien, als ihm eben noch einfiel, die Länge der zurückgegebenen Ruthen mit der, welche er zurück behalten, zu vergleichen. Alle waren um drei Fingersbreiten zu kurz.
    Die armen Teufel hatten es für gerathen erachtet, diese Vorsicht zu gebrauchen gegen eine Erscheinung, welche ihren abergläubischen Vorstellungen nach recht wohl zu Stande kommen konnte. Das wies nun freilich nicht auf besonders reines Gewissen der Leute hin und wahrscheinlich hatten schon Alle im Laufe des Tages einen Diamanten gestohlen.
    Allgemeines Gelächter begleitete die Constatirung dieses unerwarteten Ereignisses. Matakit senkte die Augen und schien tief beschämt, daß ein Mittel, dessen Zuverlässigkeit ihm in seinem Kraal oft genug nachgewiesen worden war, sich im civilisirten Leben so machtlos erweise.
    »Herr Watkins, begann da der Anführer der Polizeimannschaft mit einer Verbeugung gegen den Farmer, der, eine Beute der Verzweiflung, in seinem Lehnstuhle sitzen geblieben war, wir müssen diesem Vorfall gegenüber unsere Ohnmacht bekennen. Vielleicht sind wir morgen glücklicher, wenn wir Jedem, der uns auf die Spur des Diebes führt, eine hohe Belohnung in Aussicht stellen.
    – Der Dieb! rief da Annibal Pantalacci, warum sollte es nicht Der sein, den sie beauftragten, über seine Stammesgenossen abzuurtheilen?
    – Was wollen Sie damit sagen? fragte der Polizeiofficier.
    – Nun… jener Matakit, der, indem er die Rolle des Wahrsagers übernahm, hoffen durfte, jeden Verdacht von sich fernzuhalten!«
    Wer jetzt auf ihn geachtet hätte, müßte haben sehen können, wie Matakit das Gesicht auf eigenthümliche Weise verzog, sofort den Saal verließ und sich seitwärts nach seiner Hütte wandte.
    »Ja, fuhr der Neapolitaner fort, er gehört ja auch selbst zu denen, welche bei Tische aufwarteten. Er ist ein Spitzbube, ein Schurke, dem Herr Méré, man begreift nicht warum, seine besondere Zuneigung geschenkt hat.
    – Matakit ist ehrlich, dafür stehe ich ein! erklärte Miß Watkins, bereit den Diener Cypriens zu vertheidigen.
    – Wie kannst Du das wissen? erwiderte John Watkins. Ja, ja er wäre wohl im Stande, selbst die Hand nach dem »Südstern« ausgestreckt zu haben.
    – Nun, er kann ja nicht weit sein! meinte der Polizei-Officier. Wir werden ihn binnen einer Minute visitirt haben. Findet sich der Diamant in seinem Besitz, so bekommt er so viel Peitschenhiebe, als dieser Karate wog, und wenn er daran nicht stirbt, wird er mit dem vierhundertzweiunddreißigsten aufgehängt!«
    Miß Watkins zitterte vor Furcht. Alle die halbwilden Leute jubelten dem schrecklichen Urtheile des Officiers zu. Doch wie hätte sie diese rohen, gewissen-und mitleidslosen Menschen zu bändigen vermocht?
    Einen Augenblick später standen Mr. Watkins und seine Gäste vor Matakits Hütte, deren Thür erbrochen wurde.
    Matakit war nicht da, und vergeblich suchte man nach ihm die ganze Nacht.
    Auch am folgenden Morgen war nichts von ihm zu sehen, und man mußte nun wohl annehmen, daß er die

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