Der Südstern oder Das Land der Diamanten
Muthes, empfingen ihn diese mit lauten Beifallsrufen.
»Ich würde meine Wette verloren haben, Herr Hilton,« gab Cyprien darauf allein zur Antwort.
Am nämlichen Abend gelangte man noch so weit, um am Ufer des Limpopo selbst zu rasten. Obwohl James Hilton ihm davon abrieth, bestand Friedel darauf, heute eine Schüssel Fische zu fangen.
Cyprien gab seinem Rosse die Sporen. (S. 150.)
»Das ist höchst ungesund, Kamerad, sagte dieser. Vergessen Sie niemals, daß es im Bush-Veld nicht rathsam ist, weder am Ufer der Flüsse zu verweilen, noch…
– Bah! Bah! Ich habe schon Manchen angeln sehen! antwortete der Deutsche mit der seiner Nation eigenthümlichen Hartnäckigkeit.
– Oho, meinte Annibal Pantalacci, was kann Schlimmes dabei sein, eine oder zwei Stunden am Wasserrande zu sitzen? Habe ich nicht auf der Entenjagd, durchnäßt bis zu den Achseln, halbe Tage lang so ausharren müssen?
– Das ist nicht ganz dieselbe Sache! erwiderte James Hilton.
– Ah was, es ist doch Alles Eins!… entgegnete der Neapolitaner. Mein lieber Hilton, Sie thäten weit besser, den Kasten mit dem Käse zu meinen Maccaronis zu holen, als daß Sie unseren Kameraden abhalten wollen, eine Schüssel Fische zu fangen. Das wird unserem Speisezettel eine angenehme Abwechslung verleihen!«
Ohne noch Lehre anzunehmen, ging Friedel weg und trieb seine Angelei so lange fort, daß es schon völlig Nacht war, als er nach dem Lagerplatz zurückkehrte.
Der starrköpfige Angler schmauste mit bestem Appetit, ließ sich ebenso wie die Anderen die gefangenen Fische vortrefflich munden, aber er klagte schon über heftiges Frösteln, als er sich im Wagen neben seinen Kameraden zur Ruhe niederlegte.
Drei Tage verstrichen, bis sie eine Furth gefunden. (S. 155.)
Mit Anbruch des folgenden Tages, als sich Alle zur Weiterreise rüsteten, war Friedel die Beute eines hitzigen Fiebers und unmöglich im Stande, ein Pferd zu besteigen. Er verlangte nichtsdestoweniger, daß man ohne Zögern aufbrechen möge, da er sich auf dem Stroh im Wagen ganz wohl befinden werde. Man that also, wie er wünschte.
Zu Mittag begann er zu deliriren.
Um drei Uhr war er verschieden.
Seine Krankheit bestand in einem Sumpffieber der gefährlichsten Art.
Angesichts dieses plötzlichen Endes konnte Cyprien sich nicht enthalten, zu denken, daß Annibal Pantalacci durch seine schlechten Rathschläge bei diesem Vorfalle eine schwere Verantwortlichkeit auf sich geladen habe. Außer ihm schien freilich Niemand daran zu denken.
»Sie sehen, wie sehr ich Recht hatte, daß man bei anbrechender Nacht nicht am Flußufer verweilen soll!« begnügte sich James Hilton mit philosophischer Gelassenheit zu wiederholen.
Die Gesellschaft machte kurze Zeit Halt, um den Leichnam, der doch nicht den wilden Thieren preisgegeben werden sollte, zu beerdigen.
Er war ein Rivale, fast ein Feind, und doch fühlte Cyprien sich tief erregt, als er ihm die letzten Ehren erwies. Der Anblick des Todes, der ja immer ein erhabener und feierlicher ist, scheint inmitten der Wüste nur noch eindrucksvoller zu werden. Allein im Angesichte der Natur, erkennt der Mensch noch deutlicher dieses unvermeidliche Ende. Fern von seiner Familie, fern von Allen, die er liebt, fliegt sein Gedanke desto sehnlicher zu ihnen. Er sagt sich, daß morgen vielleicht auch er auf der unendlichen Ebene umsinkt, um sich nicht wieder zu erheben, daß auch er einen Fuß tief unter dem Sande vergraben werde, daß ein nackter Stein die Stelle bezeichnet, und daß ihm auf dem letzten Wege weder die Thränen einer Mutter oder Schwester, noch die Klagen eines Freundes das Geleit geben werden. Und indem er einen Theil des Mitgefühls, welches er für das Los seines Kameraden empfindet, auf seine eigene Lage überträgt, erscheint es ihm, als ob ein Stück von ihm selbst in dem einfachen Grabe bestattet worden wäre.
Schon an dem, dieser traurigen Feierlichkeit folgenden Tage wurde auch Friedel’s Pferd, das an den Wagen gebunden worden war, von dem Veld-Fieber befallen, und mußte seinem Schicksale überlassen werden.
Das arme Thier hatte seinen Herrn nur um wenige Tage überlebt.
Vierzehntes Capitel.
Im Norden des Limpopo.
Drei volle Tage verstrichen mit Nachsuchungen und Sondirungen, ehe sich eine Furth im Bette des Limpopo fand. Es war noch immer zweifelhaft, ob man eine solche entdeckt habe, als einige Macalacca-Kaffern, welche am Ufer des Flusses umherschweiften, sich erboten, die Expedition zu führen.
Diese
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