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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte.
    Selbst nur halb munter und ohne groß nachzudenken, um was es sich handeln könne, versetzte er dem Eindringling auf’s Gerathewohl einen Hieb über die Schnauze.
    Auf diesen Angriff antwortete sofort ein furchtbares Brüllen!…
    Es war ein Löwe, den der junge Ingenieur eben wie ein einfaches Kaninchen behandelt hatte.
    Kaum gewann er aber Zeit, die Hand an einen der Revolver zu legen, die er stets im Gürtel trug, und rasch zur Seite zu springen, als das Thier, welches zuerst auf ihn gestürzt war, ohne ihn zu erreichen, von Neuem auf seinen ausgestreckten Arm losgesprungen kam.
    Cyprien fühlte, wie die scharfen Krallen ihm in’s Fleisch eindrangen, und rollte mit dem furchtbaren Raubthiere in den Staub. Plötzlich krachte ein Schuß; der Körper des Löwen wand sich in schmerzlichen Zuckungen, streckte sich dann aus und lag bewegungslos neben ihm.
    Mit der noch freigebliebenen Hand hatte Cyprien, ohne seine Kaltblütigkeit zu verlieren, dem Raubthier seinen Revolver in’s Ohr abgefeuert, und eine Sprengkugel hatte diesem den Kopf zerschmettert.
    Inzwischen kamen die durch das Gebrüll und den Schuß wachgewordenen Schläfer nach dem Kampfplatze. Man befreite Cyprien von dem noch zum Theil über ihm liegenden gewaltigen Thiere und untersuchte seine Wunden, welche sich zum Glück nicht als ernsthaft erwiesen. Lî verband ihm dieselben mit in Branntwein getauchter Leinwand, im Wagen wurde ihm der bequemste Platz eingeräumt, und bald darauf schliefen Alle wieder, während Bardik Wache hielt, wozu er sich bis zum anbrechenden Morgen erboten hatte.
    Kaum graute der Tag, als die Stimme James Hilton’s, der seine Gefährten zu Hilfe rief, diesen wieder einen neuen Unfall verkündete. James Hilton hatte ganz angekleidet im Vordertheil des Wagens gelegen, und stieß jetzt seine Worte im Tone des größten Entsetzens hervor, ohne jedoch eine eigene Bewegung zu wagen.
     

    Ein furchtbares Brüllen antwortete auf diesen Angriff. (S. 159.)
     
    »Um mein rechtes Knie hat sich eine Schlange gewickelt, unter dem Beinkleid! sagte er. Sprecht nicht zu laut oder ich bin verloren Seht aber zu, was etwa zu thun ist!«
    Seine Augen hatten sich vor Schreck übernatürlich erweitert, und das Gesicht war todtenbleich In der Gegend seines rechten Knies bemerkte man wirklich unter der blauen Leinwand der Kleidung die Anwesenheit eines fremden Körpers – einer Art um das Bein geschlungenen Kabels. Die Lage war offenbar ernsthaft. Wie James Hilton sagte, konnte die Schlange bei der ersten Bewegung,
     

    Der Häuptling führte seine Gäste in die Hütte. (S. 163.)
     
    die er vornahm, ihn beißen. Inmitten dieser Angst und allgemeinen Unentschlossenheit übernahm es aber Bardik, der Sache ein Ende zu machen. Nachdem er den Hirschfänger seines Herrn ergriffen, näherte er sich James Hilton mit kaum merkbarer Bewegung, dann brachte er die Augen etwa in das gleiche Niveau mit der Schlange und schien einige Secunden die Lage des Reptils genau zu studiren. Ohne Zweifel suchte er zu erkennen, wo sich der Kopf des Thieres befinden möge.
    Plötzlich erhob er sich mit rascher Bewegung, schlug mit kräftigem Arm zu, und der blanke Stahl traf mit kurzem Schlage das Knie James Hilton’s.
    »Sie können die Schlange abschütteln. Sie ist todt!« sagte Bardik, welcher lächelnd alle Zähne zeigte.
    James Hilton gehorchte maschinenmäßig und schüttelte das Bein… das Reptil fiel zu seinen Füßen nieder.
    Es war eine schwarze Viper von kaum einem halben Zoll Durchmesser, aber eine, deren geringster Biß den Tod hätte zur Folge haben müssen. Der junge Kaffer hatte dieselbe mit wunderbarer Geschicklichkeit geköpft. Das Beinkleid James Hilton’s zeigte einen Schnitt von kaum sechs Centimeter Länge und seine Oberhaut war nicht einmal geritzt.
    Auffallender Weise – und Cyprien empörte das ordentlich – – schien es James Hilton gar nicht in den Sinn zu kommen, seinem Retter zu danken. Jetzt, wo er der Gefahr entronnen war, hielt er diese Intervention für völlig natürlich. Ihm konnte der Gedanke gar nicht kommen, die schwarze Hand eines Kaffern zu ergreifen und diesem ein »Ich danke!« zu sagen.
    »Ihr Hirschfänger hat wirklich eine gute Schneide!« bemerkte er einfach, während Bardik diesen wieder in die Scheide steckte, ohne dem, was er gethan, selbst eine besondere Bedeutung zuzumessen.
    Das Frühstück hatte bald die Eindrücke dieser verhängnißvollen Nacht verwischt. Es bestand heute nur aus einem einzigen, in Butter

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