Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Stockschlägen über die auf frischer That ertappten Macalaccas her, welche er bei einer verbotenen Operation überrascht hatte.
    »Lopepe!… Lopepe!…« riefen die unglücklichen Wilden, die sich wie eine Bande Ratten nach allen Richtungen zerstreuten.
    Ein Kreis von Kriegern aber, welche plötzlich aus allen benachbarten Büschen auftauchten, verlegte ihnen den Weg.
    Lopepe ließ sich sofort die Knöpfe einhändigen, betrachtete sie aufmerksam beim Scheine des brennenden Maises und steckte sie mit sichtbarer Befriedigung in seine Ledertasche.
    Dann ging er auf Bardik zu, dem er die schon übergebenen Straußfedern aus der Hand nahm, und ließ diese ebenso verschwinden, wie er es mit den Knöpfen gemacht hatte.
    Die Weißen waren bisher passive Zuschauer dieses Auftrittes gewesen und wußten auch nicht, ob es rathsam sei, sich dabei einzumischen, als Lopepe diese Schwierigkeiten wegräumte, indem er auf sie zukam. In befehlerischem Tone richtete er dann an sie eine lange Ansprache, welche natürlich Keiner von ihnen verstand.
    Nur James Hilton, der einige Worte der Betschuana-Sprache kannte, gelang es, wenigstens den allgemeinen Sinn dieser Ansprache zu fassen, den er seinen Begleitern verdolmetschte. In der Hauptsache lief das darauf hinaus, daß der Häuptling sich bitter beklagte, daß man Bardik gestattet habe, mit den Macalaccas einen Handel anzufangen, da diese ja nichts Eigenthümliches besitzen dürften.
    Zum Schlusse erklärte er die weggenommene Waare als Contrebande und legte den Weißen die Frage vor, was sie von ihrer Seite zu sagen hätten.
    Unter diesen herrschte eine ziemlich getheilte Ansicht. Annibal Pantalacci wollte sofort nachgegeben wissen, um mit dem Betschuana-Häuptling nicht in Mißhelligkeiten zu gerathen. James Hilton und Cyprien fürchteten, so sehr sie die Rechtmäßigkeit des Verfahrens dieses Wilden anerkannten, doch durch zu große Nachgiebigkeit nur die Unverschämtheit Lopepes zu steigern, und vielleicht, wenn er seine Forderungen zu hoch schraubte, einen Streit unvermeidlich zu machen.
    Nach kurzer Berathung wurde dann beschlossen, daß der Betschuana-Häuptling die Knöpfe behalten, die Federn aber wieder herausgeben sollte.
    Das gab ihm James Hilton halb durch Gesten, halb mit Hilfe einiger kafferischer Worte zu verstehen.
    Lopepe nahm zuerst eine diplomatische Miene an und schien zu zögern Die Mündungen der europäischen Gewehre, welche er im Halbdunkel schimmern sah, brachten ihn aber doch bald auf andere Gedanken, und er lieferte die Federn aus.
    Von nun an zeigte sich der wirklich intelligente Häuptling weit zugänglicher. Er bot den drei Weißen ebenso wie Bardik und Lî eine Prise aus seiner großen Dose an und setzte sich an der Lagerstelle nieder. Ein Glas Branntwein, das ihm der Neapolitaner reichte, brachte ihn vollends in gute Laune, und als er sich dann nach anderthalbstündigem Verweilen, welches unter ziemlich vollkommenem Stillschweigen verlaufen war, erhob, lud er die Karawane für den folgenden Tag zu einem Besuche in seinem Kraal ein.
    Man sagte ihm das zu, und nach Auswechslung eines Händedrucks zog Lopepe sich majestätisch zurück.
    Bald nach seinem Aufbruche hatten sich Alle niedergelegt, mit Ausnahme Cypriens, der, nachdem er sich in seine Decke gehüllt, träumerisch die Sterne betrachtete.
    Es war eine mondlose Nacht, in der die Sterne desto glänzender blinkten. Das Feuer erlosch allmählich, ohne daß der junge Ingenieur darauf achtete.
    Er gedachte der Seinigen, welche in diesem Augenblick gewiß nicht ahnten, welch’ seltsames Abenteuer ihn hier in die Wüste Südafrikas verschlagen hatte, an die reizende Alice, welche vielleicht auch nach den Sternen aufschaute, und an Alle, die seinem Herzen theuer waren. Als er sich so in süße Träume versenkte, welcher die Todenstille der Ebene noch einen poetischeren Hauch verlieh fing er an, halb einzuschlummern. Da vernahm er plötzlich auffallende Tritte und bemerkte, daß die für die Nacht leicht eingehegten Zugthiere unruhig wurden und aufsprangen.
    Cyprien glaubte dann im Schatten eine niedrigere, gedrungenere Gestalt als die der Büffel zu erkennen, welche ohne Zweifel die Veranlassung zu jener Erregung geworden war. Ohne lange zu überlegen, was das sein könnte, ergriff Cyprien eine Peitsche, die ihm zur Hand lag, und ging unerschrocken auf das Lager der Thiere zu.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Fast inmitten der Büffel befand sich hier ein Thier, welches den Schlaf der ersteren gestört

Weitere Kostenlose Bücher