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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Peitsche, eine Kinnkette oder einen Pulversack, so sind sie ganz entzückt darüber, so gering der eigentliche Werth desselben auch sein mochte.
    Die braven Leute führen in ihren ausgedehnten Einöden ein stilles und friedlich verlaufendes Leben; sie ernähren sich ohne große Mühe mit ihren Familien von den Erzeugnissen, welche ihnen ihre Heerden liefern, und bebauen mit Hilfe von Kaffern und Hottentotten das Land, um ohne großen Aufwand Getreide und Gemüse in Hülle und Fülle zu ernten.
    Ihre Häuser sind sehr einfach aus Lehm errichtet und mit dicken Strohdächern überdeckt. Macht der Regen einmal eine Bresche in die Mauern – was freilich zuweilen vorkommt – so haben sie das Heilmittel bei der Hand.
    Die ganze Familie beschäftigt sich damit, Lehm zu kneten, von dem ein großer Haufen hergestellt wird; dann nehmen Sohn und Tochter diesen handweise und eröffnen ein Bombardement auf die Bresche, welche in dieser Weise bald geschlossen wird.
    Im Innern der Wohnung findet man kaum einige Möbel, höchstens Holzschemel, grobe Tische und Betten für erwachsene Personen; die Kinder nehmen mit einem Lager auf Schaffell vorlieb.
    Trotzdem findet noch die Kunst eine Stätte unter diesen urwüchsigen Verhältnissen. Fast alle Boers sind musikalisch und spielen Geige oder Flöte. Sie tanzen mit wahrhafter Begeisterung und kennen weder Hindernisse noch Anstrengung, wenn es gilt – manchmal auf eine Entfernung von zwanzig Lieues – sich zu versammeln, um diesem Lieblingszeitvertreib obzuliegen.

    Die Töchter des Landes sind sehr bescheiden und sehen in der schmucken holländischen Bauerntracht oft sehr hübsch aus. Sie treten sehr zeitig in die Ehe, bringen ihren Gatten aber nichts anderes mit, als ein Dutzend Ochsen oder Ziegen, einen Karren oder einen anderen Schatz dieser Art. Der Ehemann übernimmt die Einrichtung des Wohnhauses, besorgt die Urbarmachung mehrerer Morgen Landes in der nächsten Umgebung, und damit ist der neue Hausstand gegründet.
    Die Boers werden sehr alt, und nirgends auf der Erde begegnet man soviel Hundertjährigen wie hier.
    Eine eigenthümliche und bisher unaufgeklärte Erscheinung ist die Fettsucht, welcher fast Alle im reiferen Alter verfallen, und die bei ihnen ganz erstaunliche Grade erreicht. Sie sind übrigens von sehr hohem Wuchse, und das trifft ebenso bei den Ansiedlern von französischem Ursprung, wie bei denen von deutscher oder holländischer Abstammung zu.
    Die Reise ging inzwischen ohne Unfall von Statten. Nur selten erhielt die Expedition in jeder Farm, wo sie des Abends einkehrte, keine weiteren Nachrichten über Matakit. Ueberall war er, von seinem Strauße schnell dahingezogen, anfänglich zwei oder drei, später fünf bis sechs, endlich sieben bis acht Tage vorher durchgekommen. Offenbar also waren sie auf seiner Spur; aber ebenso offenbar gewann er täglich mehr Vorsprung gegen Die, welche auf seine Einholung ausgezogen waren.
    Die vier Verfolger betrachteten es nichtsdestoweniger als ausgemacht, daß sie ihn erlangen würden. Der Flüchtling mußte ja schließlich Halt machen. Seine Gefangennahme erschien also lediglich als eine Frage der Zeit.
    Cyprien und seine Genossen machten sich also darum keine besondere Sorge, sondern fingen im Gegentheil an, sich allmählich ihren Lieblingsbeschäftigungen hinzugeben.
    Der junge Ingenieur sachte Steinproben, Friedel botanisirte und behauptete, er vermöge die Eigenschaften der von ihm gesammelten Pflanzen schon aus deren äußerer Erscheinung zu erkennen. Annibal Pantalacci machte sich rücksichtslos lustig auf Kosten Bardiks oder Lî’s, und bemühte sich, für seine schlechten Späße dadurch Verzeihung zu erhalten, daß er auf den Haltestellen meist vorzügliche Maccaronis zubereitete. James Hilton übernahm es, die Karawane mit eßbarem Wild zu versehen, und es verging kaum ein halber Tag, ohne daß er ein Dutzend Rebhühner, Wachteln in Ueberfluß und zuweilen einen Eber oder eine Antilope erlegte.
    Etappe nach Etappe gelangte man auf diese Weise nach dem Bush-Veld Bald wurden nun die Farmen immer seltener und hörten endlich ganz auf. Man hatte die äußersten Grenzen der Civilisation erreicht.
    Von hier aus mußte man nun jeden Abend selbst ein Lager zurecht machen und ein großes Feuer anzünden, rings um welches Menschen und Thiere sich niederstreckten, um zu schlafen, wobei natürlich immer Einer oder der Andere auf die Umgebung Acht haben mußte.
    Die Landschaft hatte schon ein mehr und mehr wildes Aussehen

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