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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gebratenen Straußenei, welches jedoch hinreichte, den Hunger der fünf Genossen zu stillen.
    Cyprien bekam ein leichtes Fieber und hatte auch von seinen Wunden ein wenig zu leiden. Dennoch bestand er darauf, Annibal Pantalacci und James Hilton nach dem Kraal Lopepe’s zu begleiten. Das Lager wurde also der Obhut Bardiks und Lî’s anvertraut, welche es unternommen hatten, dem Löwen das Fell abzuziehen. Dieser war übrigens ein ungeheures Exemplar jener Art, welche man als Löwen mit Hundeschnauze bezeichnet. Die drei Reiter begaben sich also allein auf den Weg.
    Der Betschnaue erwartete sie, umgeben von seinen Kriegern, am Eingang seines Kraals. Hinter diesem hatten sich in zweiter Reihe die Frauen und Kinder neugierig angesammelt, um die Fremden zu betrachten. Einige dieser schwarzen Hausfrauen trugen jedoch eine merkwürdige Gleichgiltigkeit zur Schau. Vor ihren halbkugelförmigen Hütten kauernd, fuhren sie ungestört in ihrer Arbeit fort. Zwei oder drei von ihnen spannen Fäden aus langen Grasfasern, welche sie dann zu einem Strick zusammendrehten.
    Der allgemeine Eindruck des Ganzen war ein erbärmlicher, obwohl die Hütten ziemlich gut gebaut schienen. Diejenige Lopepe’s, welche größer als die anderen und im Inneren mit Strohmatten ausgeschlagen war, erhob sich ziemlich in der Mitte des Kraals. Da hinein führte der Häuptling seine Gäste, wies ihnen drei Schemel an und setzte sich selbst vor sie hin, während seine Leibgarde sich im Halbkreise hinter ihm aufstellte.
    Zunächst begann nun der Austausch der gewöhnlichen Redensarten. Die Gebräuche dabei beschränkten sich hier jedoch darauf, eine Tasse eines gegohrenen Getränks zu genießen, das der Gastgeber übrigens selbst erzeugt hatte; um den Beweis zu geben, daß sich hinter dieser Sitte nicht etwa ein heimlicher Anschlag verberge, setzte Jener stets zuerst die dünnen Lippen an die Tasse und reichte sie dann erst den Fremdlingen. Nach einer so höflichen Einladung nicht zu trinken, wäre als tödtliche Beleidigung betrachtet worden. Die drei Weißen verzehrten also dieses Kaffernbier, wobei es ohne einiges Gesichterschneiden seitens Annibal Pantalacci’s nicht abging, der seine Meinung dahin abgab, daß ihm ein Glas Lacrymae-Christi weitaus lieber sein würde, als dieses verteufelt fade Gebräu der Betschuanen.
    Darauf kamen die Geschäfte an die Reihe. Lopepe hätte gern eine Flinte eingehandelt; dieser Wunsch konnte ihm leider nicht erfüllt werden, obgleich er dafür ein ziemlich gutes Pferd und hundertfünfzig Pfund Elfenbein anbot. Die Colonialgesetze sind in diesem Punkte besonders streng und verbieten den Europäern jede Ueberlassung von Feuerwaffen an die Kaffern der Grenzgebiete, wenn dazu nicht die spezielle Erlaubniß des Gouverneurs eingeholt war. Zu seiner Schadloshaltung hatten die drei Gäste Lopepe’s diesem ein Flanellhemd, eine Stahlkette und eine Flasche Rum mitgebracht, für den Wilden ein sehr bedeutendes Geschenk, worüber er seiner Freude lauten Ausdruck gab.
    Der Betschuana-Häuptling erwies sich denn auch gern erbötig, alle von ihm verlangten Aufklärungen zu geben, wobei James Hilton als Dolmetscher diente.
    Zunächst erfuhr man, daß ein Reisender, dessen Personalbeschreibung auf Matakit vollständig paßte, vor fünf Tagen durch den Kraal gekommen war. Das war die erste Nachricht, welche die Expedition seit zwei Wochen über den Flüchtling erhalten hatte, und die sie natürlich dankbar entgegennahm. Der junge Kaffer mochte jedenfalls mehrere Tage mit Aufsuchung einer Furth durch den Limpopo verloren haben und begab sich jetzt gewiß nach den Berggegenden im Norden. Ehe daran zu denken war, diese zu erreichen, mußten gewiß sieben bis acht Tage vergehen.
    Lopepe rühmte sich übrigens ein Freund des Beherrschers jenes Landes zu sein, nach welchem Cyprien und seine Gefährten eben aufbrechen wollten. Wer wäre hier von den eingebornen Fürsten auch nicht gern der angesehene Freund und getreue Verbündete des großen Tonaïa gewesen, jenes unüberwindlichen Eroberers des Kaffernlandes!
    Auf die Frage, ob Tanaïa die Weißen wohl freundschaftlich aufnehmen werde, versicherte Lopepe, daß sie sich darauf verlassen könnten, da er ebenso gut wie die anderen Häuptlinge der Gegend wisse, daß etwaige Beleidigungen nicht ungeahndet blieben.
    Wozu sollte er also den Weißen feindlich entgegentreten, da diese durch ihre sich selbst ladenden Gewehre stets im Vortheil seien; deshalb empfehle es sich, mit denselben friedlich

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