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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seines Gefährten. Wir wären dann eben nur noch Zwei, um Matakit und seinen Diamanten zu verfolgen, und unter Zweien fällt es ja nicht so schwer, ein freundschaftliches Uebereinkommen zu treffen…«
     

    Mit einem einzigen Hiebe… (S. 173.)
     
    Die beiden Männer blieben schweigend sitzen, ihre Blicke hefteten sich auf das knisternde Reisig und ihre Gedanken beschäftigten sich mit verbrecherischen Plänen.
    »Ja unter Zweien kann man sich allemal verständigen! wiederholte der Neapolitaner, unter Dreien ist’s schon weit schwieriger!«
    Noch einen Augenblick dauerte das Stillschweigen fort.
    Plötzlich erhob Annibal Pantalacci den Kopf und bemühte sich, in der Finsterniß ringsum etwas zu erkennen.
    »Haben Sie nichts gesehen? fragte er heimlich. Ich glaubte einen Schatten dort hinter dem Baobab zu bemerken.«
    James Hilton blickte in der bezeichneten Richtung hin, so scharf sein Gesichtssinn aber auch war, konnte er in der Umgebung des Lagerplatzes doch nichts wahrnehmen.
    »Es ist nichts, höchstens Wäsche, welche der Chinese zum Bleichen in den Morgenthau gelegt hat.«
    Bald wurde das Gespräch zwischen den beiden Leuten, aber sehr gedämpft, wieder aufgenommen.
    »Ich könnte die Patronen aus seiner Büchse nehmen, ohne daß er davon etwas bemerkt, sagte Annibal Pantalacci. Wenn er dann einen Elephanten angreift, feuere ich einen Gewehrschuß hinter ihm ab, so daß das Thier ihn unbedingt bemerken muß… das kann nicht lange dauern.
    – ‘s ist doch eine kitzliche Sache, die Sie da vorschlagen! warf James Hilton mit schwachem Widerspruche ein.
    – Bah, lassen Sie mich nur machen, und Sie werden sehen, daß das ganz allein geht!« erwiederte der Neapolitaner.
    Eine Stunde später, als er seinen Platz unter der Wagenplane wieder neben den Schlafenden einnahm, zündete Annibal Pantalacci vorsichtig ein Streichhölzchen an, um sich zu überzeugen, daß sich Niemand gerührt hatte. Er sah hiebei, daß Cyprien, Bardik und der Chinese in tiefem Schlafe lagen.
    Mit Tagesanbruch waren alle auf den Füßen. Annibal Pantalacci wußte die kurze Zeit zu benützen, wo Cyprien nach dem nahen Bache gegangen war, um die übliche Morgenwaschung vorzunehmen, und zog während dessen die Patronen aus der Büchse. Das war das Werk von zwanzig Secunden. Er befand sich dabei allein. Bardik bereitete den Kaffee und der Chinese holte die Wäsche zusammen, welche er während des nächtlichen Thaues zwischen zwei Baobabs auf seinen berühmten Strick gehangen hatte.
    Nach eingenommenem Kaffee wurden die Pferde bestiegen, während der Wagen und die Zugthiere unter Bardiks Obhut zurückblieben.
    Lî hatte darum nachgesucht, die Reiter begleiten zu dürfen, und sich nur mit dem Jagdmesser seines Herrn bewaffnet.
    Nach kaum einer halben Stunde gelangten die Jäger nach der Stelle, wo am vorigen Abend die Elephanten gesehen worden waren. Heute mußte man schon etwas weiter hinaus, um sie wieder zu finden und eine breite Blöße zu erreichen, welche sich zwischen dem Fuße des Berges und dem rechten Flußufer ausbreitete.
    In der klaren, frischen, von der aufgehenden Sonne beleuchteten Luft, auf einem ungeheuren Teppich seinen Grases, der vom Thau noch ganz feucht war, befanden sich die Elephanten – wenigstens zwei-bis dreihundert – eben beim Frühstück. Die kleineren derselben sprangen munter um ihre Mütter umher oder saugten schweigend ihre Morgenration. Die großen weideten mit gesenktem Kopfe und weit umhersuchendem Rüssel das dichte Gras der Waldwiese ab. Fast alle wedelten mit den großen Ohren, welche etwa ledernen Mänteln ähnelten, die sie gleich indischen Punkas hin und her bewegten.
    Die Ruhe dieses häuslichen Friedens hatte wirklich etwas Heiliges, so daß Cyprien sich fast ergriffen fühlte und seinen Gefährten vorschlug, auf den beabsichtigten Mord zu verzichten.
    »Wozu diese unschädlichen Thiere tödten? sagte er. Ist es nicht besser, sie in ihrer Einsamkeit in Frieden weiden zu lassen?«
    Aus mehr als einem Gesichtspunkte konnte dieser Vorschlag Annibal Pantalacci jedoch nicht behagen.
    »Wozu? erwiderte er höhnisch lächelnd, nun, um unsere Jagdtaschen zu füllen, indem wir uns einige Centner Elfenbein verschaffen. Fürchten Sie sich etwa vor den großen Thieren, Herr Méré?«
    Cyprien zuckte die Achseln, ohne auf die Unverschämtheit zu achten; als er aber den Neapolitaner und seinen Gefährten weiter vorwärts nach der Lichtung gehen sah, schloß er sich ihnen an.
    Jetzt befanden sich alle Drei kaum

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