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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht einmal eine Ahnung haben. Ueberraschend erschien hier nicht allein die Anzahl und die gemächliche Ruhe dieser Thiere, sondern auch die erstaunliche Abwechslung, welche die Fauna dieses Theils von Afrika kennzeichnet. Man erhält hier den Eindruck, als müßte man vor einem jener Bilder, auf welche ein Maler zum Vergnügen alle Hauptvertreter des gesammten Thierreichs vereinigt hat, stehen.
    Einwohner gab es nur wenige. Inmitten dieses ausgedehnten Länderstriches können die Kaffern sicher nur sehr verstreut wohnen. Er gleicht einer Wüste, oder nähert sich einer solchen doch schon sehr. Obwohl befriedigt bezüglich seiner Wünsche als Gelehrter und Künstler, hätte sich Cyprien doch gern zurückversetzt gesehen in die prähistorische Zeit des Megatheriums und anderer antediluvianischer Thierriefen
    »Nur Elephanten fehlen noch, um das Fest vollständig zu machen!« rief er.
    Da streckte Lî aber schon die Arme aus und zeigte inmitten einer größeren Waldfläche mehrere graue Massen. Von ferne hätte man sie, nicht allein wegen ihrer Unbeweglichkeit, sondern auch wegen ihrer Farbe, für einen Felsen ansehen können. In Wirklichkeit war es eine Heerde Elephanten. Die weite Ebene erschien davon auf eine Strecke von mehreren Meilen bevölkert.
    »Du verstehst Dich also auf Elephanten?« fragte Cyprien den Chinesen, während der Halteplatz für die Nacht zurecht gemacht wurde.
    Lî blinzelte mit den schiefen Augen.
    »Ich habe zwei Jahre lang auf der Insel Ceylon als Jagdgehilfe gewohnt, antwortete er einfach, aber immer mit der Zurückhaltung, die er sich bei Allem, was ihn betraf, aufzuerlegen pflegte.
    – O, wenn wir davon einen oder zwei erlegen könnten! rief James Hilton, das wäre ein vortreffliches Jagdvergnügen…
    – Ja, und eines, bei dem das Wild schon das Pulver werth ist, das seine Erlegung kostet! setzte Annibal Pantalacci hinzu. Zwei Elephantenstoßzähne geben eine hübsche Beute, und wir können ja leicht zwei-bis vier Dutzend solcher im Hintertheile des Wagens unterbringen!… Wißt Ihr, Kameraden, daß das allein hinreichte, die Kosten unserer Fahrt zu ersetzen?
    – Eine herrliche Idee, ließ sich James Hilton vernehmen. Warum sollten wir morgen vor der Weiterreise nicht den Versuch unternehmen?«
    Die Frage wurde weiter besprochen und beschlossen, vor Aufhebung des Lagers beim ersten Tagesgrauen das Glück in dem Thale zu versuchen, wo jene Elephanten sich aufhielten.
    Nachdem das abgemacht und das Abendessen rasch verzehrt war, zogen sich Alle, mit Ausnahme James Hilton’s, der die Nacht über als Wache bei dem angezündeten Feuer bleiben sollte, unter die Decke des Wagens zurück.
    Zwei Stunden saß er schon allein und fing an, etwas schläfrig zu werden, als er sich leicht an den Ellbogen gestoßen fühlte. Er schlug die Augen wieder auf und bemerkte Annibal Pantalacci, der sich schon neben ihn gesetzt hatte.
    »Ich kann nämlich nicht schlafen und meinte, es wäre dann besser, Ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten, sagte der Neapolitaner.
    – Das ist sehr hübsch von Ihnen, sagte James Hilton, die Arme ausstreckend, mir würden aber ein paar Stunden Schlaf sehr angenehm sein. Wenn es Ihnen recht ist, können wir ja tauschen. Ich nehme Ihren Platz unter der Decke ein und Sie bleiben für mich hier.
     

    Im Schatten riesiger Baobabs… (S. 166.)
     
    – Nein, halt, ich habe mit Ihnen zu sprechen!« erwiderte Annibal Pantalacci mit gedämpfter Stimme.
    Er warf einen scheuen Blick ringsumher, um sich zu überzeugen, ob sie wirklich allein seien, und fuhr fort:
    »Haben Sie schon Elephanten gejagt?
    – Ja, sagte James Hilton, zweimal.
    – Nun gut, dann wissen Sie auch, wie gefährlich eine solche Jagd ist.
    Der Elephant ist gar so gescheidt, so listig und zur Vertheidigung gut ausgerüstet. Es ist sehr selten, daß der Mensch im Kampfe gegen ihn nicht unterliegt
    – Zugegeben, das heißt, wenn Sie von ungeschickten Jägern reden, antwortete James Hilton. Mit einer guten, mit explodirenden Kugeln geladenen Büchse aber ist nicht besonders viel zu fürchten.
    – Das weiß ich wohl auch, erwiderte der Neapolitaner; immerhin kommen zuweilen Unfälle vor. Nehmen Sie an, ein solcher stieße morgen dem Frenchman zu, das wäre doch ein wirklicher Verlust für die Wissenschaft!
    – Ein wirkliches Unglück!« bestätigte James Hilton
    Dazu lachte er ziemlich boshaft auf.
    »Für uns freilich wäre das Unglück nicht allzu groß, meinte Annibal Pantalacci, ermuthigt durch das Lachen

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