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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu verkehren, sie freundlich aufzunehmen und verläßlich mit ihnen zu verhandeln.
    Das waren etwa die Auskünfte, welche Lopepe ertheilte. Nur eine derselben hatte eigentlich größere Bedeutung: die, daß Matakit jedenfalls einige Tage eingebüßt hatte, bevor er den Strom überschreiten konnte, und daß man sich auf seiner richtigen Spur befand.
    Bei ihrer Rückkehr nach dem Lagerplatze fanden Cyprien, Annibal Pantalacci und James Hilton Bardik und Lî in großer Aufregung
    Sie waren ihrer Erzählung nach von einem großen Trupp von Kaffernkriegern heimgesucht worden, welche Lopepe’s Stamme nicht angehörten; diese hätten sie erst völlig umzingelt und dann ein förmliches Verhör mit ihnen angestellt, dahin zielend, was sie überhaupt hier im Lande wollten, ob sie nicht allein die Betschuanen ausforschen und sich unterrichten wollten, wie zahlreich und wie stark bewaffnet diese seien. Fremdlinge, hatten jene erklärt, thäten sehr unrecht, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen; der große König Tonaïa habe zwar nichts zu befehlen, so lange sie seine Gebiete noch nicht betreten hätten, aber er könne die Sache wohl mit anderen Augen ansehen, wenn sie daselbst einzudringen versuchten.
    Das war etwa der Inhalt ihrer Aeußerungen. Der Chinese schien über dieselben nicht mehr erregt, als sie es verdienten. Der sonst so ruhige und jeder Gefahr gegenüber so muthige Bardik aber zeigte sich so übertrieben erschrocken, daß Cyprien es sich nicht zu erklären vermochte.
    »Sehr schlimme Krieger, sagte er, die großen Augen hin und her rollend, Krieger, welche die Weißen hassen und sie »Cuic machen lassen« werden!…«
    Dieses Ausdrucks bedienen sich alle halbcivilisirten Kaffern, wenn sie einen gewaltsamen Tod bezeichnen wollen.
    Was war nun zu thun? Sollte man diesem Zwischenfall eine Bedeutung beimessen? Nein, gewiß nicht. Die Krieger, obgleich gegen dreißig Mann, welche nach Bardiks und des Chinesen Bericht diese wehrlos überraschten, hatten denselben doch nichts zu leide gethan, und nicht einmal den Versuch gemacht zu stehlen. Ihre Drohungen liefen wohl nur auf Aufschneidereien hinaus, welche die Wilden den Fremden gegenüber überhaupt sehr lieben; jedenfalls genügte ein höfliches Auftreten gegen den Häuptling Tonaïa und eine offenherzige Erklärung über den Zweck der Ankunft der drei Weißen, um jeden Verdacht bei Jenem zu ersticken und sich sein Wohlwollen zu sichern.
    Man beschloß also mit allgemeiner Zustimmung aufzubrechen.
    Die Hoffnung, Matakit bald einzuholen und ihm den gestohlenen Diamanten wieder abzunehmen, ließ vorläufig jede Vorsicht vergessen.
Fünfzehntes Capitel.
Ein Complot.
    Nach Verlauf einer Woche kam die Expedition in eine Gegend, welche dem von der Grenze des Griqualandes her durchzogenen Gebiete in keiner Weise mehr ähnelte. Jetzt näherte man sich der Bergkette, welche nach allen vorher eingezogenen Erkundigungen Matakit als das wünschenswertheste Ziel erscheinen mußte. Die Nachbarschaft des Hochlandes ebenso wie die zahlreichen Wasserläufe, welche von demselben herabrinnen, kündigten sich hier durch eine, von der ebenen Gegend gänzlich verschiedene Flora und Fauna an.
    Eines der ersten Thäler, welches sich hier vor den Reisenden aufthat, bot ihnen – es war kurz vor Sonnenuntergang – einen wirklich erquickenden und lachenden Anblick.
    Zwischen zwei smaragdgrünen Wiesenflächen schlängelte sich ein Fluß mit so krystallklarem Wasser hin, daß der Grund seines Bettes überall sichtbar war. Obstbäume mit verschiedenfarbigem Laub bedeckten die Abhänge der das Thalbecken umrahmenden Hügel. Auf dem noch von der Sonne beschienenen Grund weideten Heerden von Antilopen, Zebras und Büffeln friedlich unter dem Schatten gewaltiger Baobabs; in geringer Entfernung schleppte sich ein Rhinoceros mit schwerem Schritte durch eine Waldlichtung nach dem Flußufer und grunzte schon vor Vergnügen, seine Fleischmasse in demselben umherzuwälzen. Hinter Gebüschen versteckt, gähnte ein nicht sichtbares Raubthier vor Langweile. Ein Waldesel ließ seine häßliche Stimme hören und Tausende von Affen jagten sich durch die Bäume.
    Cyprien und seine Gefährten waren auf dem Gipfel des Hügels stehen geblieben, um das ihnen so neuartige Schauspiel zu betrachten. Sie sahen sich jetzt endlich in jenen jungfräulichen Gebieten, wo die wilden Thiere – noch immer die unbestreitbaren Herren des Landes – so glücklich und frei leben, daß sie von einer ihnen drohenden Gefahr

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