Der Suender und die Lady
Lockenstabs gelobt. Sie hatte drei Kleider ausgewählt und wieder verworfen, bevor sie sich für ein schmeichelndes buttergelbes aus Reginas Beständen statt für eines ihrer eigenen entschied.
Natürlich wollte sie zum Abendessen hinuntergehen. Natürlich würde sie Mr Blackthorn gegenüber höflich sein; er war schließlich ihr Gastgeber. Natürlich würde sie die Mahlzeit genießen, schließlich war sie völlig ausgehungert, wirklich und wahrhaftig ausgehungert.
Guten Abend, Mr Blackthorn, wie freundlich von Ihnen, dass Sie uns eingeladen haben. Was für ein schönes Zimmer. Wirklich, alles ist mehr als hübsch. Nein, oh nein, danke, keinen Wein, Mr Blackthorn. Könnte ich Limonade bekommen?
Jetzt war Lady Leticia ganz Ohr, als Puck sie mit lustigen Geschichten über die Launen des wieder eingesetzten Herrschers in Frankreich unterhielt, lächelte, wenn er köstliche bon mots zum Besten gab, kicherte sogar hinter vorgehaltener Hand, als er sich zu noch köstlicherem Klatsch hinreißen ließ; sie genoss ganz offensichtlich seine Erzählungen.
Wirklich, man hätte geradezu meinen können, ihre Mutter würde mit dem Mann flirten!
Ein- oder zweimal hatte Reginas Tante über den Tisch hinweg einen Blick mit ihr gewechselt, hatte sie zuerst fragend angesehen, dann verwirrt die Achseln gezuckt und stumm mit den Lippen die Worte geformt: Er ist sehr nett.
Das war er. Puck war nett. Nein, das schlichte Wort traf es nicht. Er war großartig. Er war tadellos gekleidet, das blonde Haar mit einer schwarzen Schleife im Nacken zusammengebunden, die Spitze an seinen Manschetten dezent und elegant. Besser noch war, dass er von dem Augenblick an, als das Damen-Trio nach unten kam, aufmerksam, geistreich, höflich und freundlich war.
Er hatte sich bei Lady Leticia dafür entschuldigt, dass er sie mit seinem verrückten Plan überrumpelt hatte; er hatte Lady Claire versichert, dass er alles in seiner Macht Stehende unternehmen würde, um der Mutter baldmöglichst die Tochter wieder zuzuführen, verängstigt, ja, aber ansonsten unversehrt.
Lady Claire glaubte ihm. Das zeigte sich in der Art, wie sie die Hand des Widerstrebenden ergriff und tatsächlich dankbar an die Lippen führte.
Da war er errötet wie ein verlegener junger Bursche, und Regina hätte ihn am liebsten umarmt.
Und irgendwie war es ihm trotz allem, was sich vor ihnen auftürmte, gelungen, aus diesem ersten gemeinsamen Abendessen am Grosvenor Square ein Fest zu machen. Selbst Lady Claire hatte ein-, zweimal gelächelt und irgendwann sogar zur Unterhaltung beigetragen, indem sie eine vom Viscount gehörte Geschichte über eine französische Schauspielerin zum Besten gab, die mit ihrem Charme um ein Haar Wellington persönlich eingefangen hätte, wie man munkelte. Lady Claire würde ebenfalls gerne Paris besuchen, doch ihr Gatte hatte keinerlei Interesse an allem Französischen – abgesehen vom Cognac.
Regina war aufgefallen, wie Pucks Lächeln gefror, als seine Tante von der „raffinierten Schauspielerin“ sprach, doch sie war sicher, dass er sich gefangen hatte, bevor die anderen es bemerken konnten, und lenkte das Thema rasch auf die ehrfurchtgebietende Architektur von Notre Dame.
Und während er die Damen hofierte – es gab wohl kaum ein anderes Wort für den Zauber, den er mit solch leichter Hand über sie legte –, fühlte sie sich nicht einen Augenblick vernachlässigt. Wenn Puck sie ansah, was häufig der Fall war, dann immer mit einem besonderen Lächeln, dass offenbar ihr allein vorbehalten war. Er war ein Magier, ein Charmeur, und sie war mehr als willens, ihm ins verlockende Netz zu gehen.
Er war ein Junge. Er war ein Mann. Er betrachtete die Welt und sah Gutes, selbst wenn er von Bösem umgeben war. Er war durch und durch charmant, doch Regina ahnte die Gefahr unter der Oberfläche, seine Intelligenz, seinen wunderbaren Humor, sein Mitgefühl, seine Risikobereitschaft, seinen Abenteuerdurst.
Liebst du das Leben? Ich, ja. Ich liebe das Leben.
Ich führe dich an einen Ort, an dem du noch nie warst, will dich berühren, wie dich noch keiner berührt hat. Bis du weinst vor purer Lust.
„Madam mag den Nachtisch nicht?“
Regina blickte zu Wadsworth, dem Butler, auf und verstand erst jetzt, dass sie noch nicht einmal zur Gabel gegriffen hatte, um auch nur ein winziges Häppchen von der verführerisch aussehenden Köstlichkeit aus Erdbeeren, Biskuit und Sahne zu probieren.
„Nein, nein, es schmeckt sicher wunderbar. Ich fürchte nur,
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