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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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ich bringe keinen Bissen mehr herunter. Danke, Wadsworth.“
    Der Butler gab ein stummes Zeichen mit der weiß behandschuhten Hand, und ein Diener erschien und räumte den Teller ab, während Wadsworth sich Lady Leticia zuwandte und ihr beim Aufstehen von ihrem Stuhl am Ende des Tisches behilflich war. Es war Zeit für die Damen, sich zurückzuziehen und Puck seinem Brandy und seiner Zigarre zu überlassen.
    Er war aufgestanden, hielt Lady Claires Stuhl und versprach, sich in Kürze im Salon wieder zu den Damen zu gesellen.
    Doch Lady Leticia winkte ab. „Ich fürchte, ich habe es übertrieben, Mr Blackthorn. Ich habe leichte Kopfschmerzen. Lady Claire und ich möchten uns jetzt schon von Ihnen verabschieden in der Hoffnung, dass uns zu angemessener Stunde Tee und Gebäck in meinem Zimmer serviert werden. Mr Blackthorn, Sie sind ein vorbildlicher Gastgeber, und ich bedanke mich für Ihre Liebenswürdigkeit.“
    Puck neigte sich über ihre Hand, wiederholte die Verbeugung vor Lady Claire und hob zuletzt Reginas Hand bis fast an seine Lippen. „Sobald du dich frei machen kannst, bitte“, sagte er leise. „Und du wirst deinen Mantel brauchen.“
    Regina warf einen Blick auf ihre Mutter, die angeregt mit der Viscountess plauderte.
    „Du hast etwas herausgefunden?“
    „Mag sein. Ich würde dich nicht hineinziehen, wenn ich es nicht …“
    „Wenn du es nicht versprochen hättest“, beendete sie seinen Satz. „Was wäre, wenn du sie finden würdest? Sie würde mich brauchen, um sie zu beruhigen. Ich muss bei dir sein, wenn sie gefunden wird.“
    Er schien im Begriff zu sein, noch etwas zu sagen, doch ihre Mutter rief nach Regina, und so knickste sie lediglich vor Puck und folgte ihrer Mutter und ihrer Tante aus dem Zimmer. Nur einmal schaute sie sich um und sah, wie er ihr mit leicht zur Seite geneigtem Kopf und einem hinreißend schelmischen Lächeln nachblickte.
    Es fiel ihr schwer, den restlichen Weg nicht hüpfend zurückzulegen, doch sie ermahnte sich zu gutem Benehmen. Wenigstens im Moment.

8. KAPITEL
    E r war einmal in einer wenig erinnerungswürdigen Hafenstadt an der Mittelmeerküste gestrandet, wo sein Schiff Zuflucht vor einem Sturm gesucht hatte. Kaum achtzehn, war er auf die Welt losgelassen worden, so wie legitime Erben üblicherweise ausgeschickt wurden, um sich zur Vervollkommnung ihrer Erziehung in allen Winkeln der Welt, die nicht in Kriege verstrickt oder aus anderen Gründen tabu für sie waren, den Wind um die Nase wehen zu lassen.
    Er bezweifelte, dass die Vorstellung seines Vaters von einer Kavalierstour dieses erbärmliche, stinkende, höllenheiße Geschwür auf dem Antlitz der Welt einschloss. Wäre er älter und klüger gewesen, wäre Puck vielleicht in dem Hafengasthaus geblieben, während das Schiff mit dem Reiseziel Jerusalem instand gesetzt wurde. Doch da er sich für unsterblich oder unbesiegbar hielt oder wie auch immer junge Männer sich sahen, hatte er seinen Begleiter schon im Hafen von Dover verabschiedet und seine Reise angetreten, begierig darauf, das Leben zu entdecken und zu genießen – und diese Stadt schien überzuschäumen vor Leben.
    Mit dem Wagemut und der Naivität der Jungen und Reichen überließ er seinen Kammerdiener seinen häuslichen Pflichten und machte sich auf den Weg ins Zentrum der Stadt zu einem Ort, den der Wirt seines Gasthauses in schauderhaftem Englisch als Basar bezeichnet hatte.
    Die Sonne schien immer heißer, der Gestank wurde heftiger, die Menschen drängten sich Schulter an Schulter, die Rufe von den zahlreichen Marktständen lockten ihn, zu kommen, zu schauen, zu kaufen. Hühner gackerten in ihren Holzkäfigen, Papageien kreischten auf ihren Stangen, Tierkadaver, die Puck nur mit Mühe identifizieren konnte, hingen in den Buden.
    Er freute sich über einen ungewöhnlichen goldenen Ring, den er für Abigail erstehen konnte, denn er hatte die Form einer Blume, und feilschte vergnügt um den Preis einer Halskette für Adelaide, gefertigt aus drei verschiedenfarbigen Metallen, die überaus zierlich zusammengefügt waren. Sehnsüchtig betrachtete er einen kleinen Teppich, der seinem Vater gefallen würde, verwarf den Erwerb jedoch aufgrund der Überlegung, dass er zu schwer war und er ihn zurück zum Gasthaus würde tragen müssen. Für sich selbst allerdings kaufte er ein raffiniert gekrümmtes Messer mit einem kunstvoll gearbeiteten Knauf, und für seine Brüder erstand er ähnliche Waffen.
    Im Geschlängel von Gassen und angesichts der

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