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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Gebäude, die so dicht beisammenstanden, dass sie sich im dritten oder vierten Stock nahezu zu berühren schienen, dauerte es nicht lange, bis Puck wusste, dass er restlos die Orientierung verloren hatte und in diesem Labyrinth nicht mehr zurück zum Gasthaus finden würde.
    Schließlich gelangte er auf einen offenen Platz, kletterte auf eine mit Sand bedeckte Steinmauer, hielt sich an einem Fahnenmast fest und spähte in die Ferne. Er entdeckte ein Stückchen blaues Mittelmeer und grinste erleichtert. Er brauchte nur hügelabwärts zu gehen, bis er zum Hafen gelangte. Irgendwo dort befand sich sein Gasthaus.
    Nachdem er dem Basar endlich den Rücken gekehrt hatte, dünnte die Menschenmenge aus, wurde das Gewirr ausländischer Stimmen leiser, und durch die Hafenanlagen kam er gut voran, bis er erneut auf eine beträchtliche Ansammlung von Menschen stieß, die von einem Schauspiel vor einem der größeren, schmuckeren Gebäude angezogen wurden. Seine Päckchen fest im Griff, unter Lächeln und Entschuldigungen und Verbeugungen – und eine Hand fest um den Geldbeutel in seiner Tasche gekrallt – drängte Puck sich durch die Menge und konnte schließlich die Ursache all dieser Aufregung erkennen … Und zum ersten Mal in seinem jungen Leben erlebte er den Blutdurst, der in jedem Mann schlummert, die reine archaische Mordlust.
    Auf einer behelfsmäßigen Bühne stand ein fettes, bärtiges Monstrum in bunten Gewändern. Der Mann zeigte seine großen weißen Zähne, während er mit einer riesigen Pranke die nackte Brust einer schluchzenden, sich duckenden, völlig nackten blonden Frau umfasste.
    Um Puck herum brüllten und lachten Männer und hielten kleine lederne Geldbeutel in die Höhe.
    „Schweine! Hört sofort auf! Ich befehle euch – lasst sie in Ruhe!“ Pucks Muskeln spannten sich an, als er vortrat, entschlossen, auf die Bühne zu steigen und die junge Frau zu retten. Ein vierschrötiger Mann neben ihm lachte, packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
    Der Mann sprach nicht gut Englisch, doch es reichte. „Wenn du schlau bist, Bengel, dann mach dich aus dem Staub! Unser Freund dort oben will gebrauchte Ware verkaufen und verpatzt es gründlich. Wenn sie noch Jungfrau wäre, würden wir sie hier nie zu sehen bekommen. Die Guten hält er für seine besten Kunden unversehrt bereit. Der da bleibt nur das Hurenhaus. Eine Schande! Sie ist ja ganz hübsch, aber ohne Jungfernhäutchen nur noch die Hälfte wert. Ah, sieh nur, Ahmend hat sie gekauft. In seinem kleinen Garten Eden hält sie nicht lange durch. Da tragen sich Dinge zu, wie ich gehört habe, die Christenmenschen wie du und ich nie zu Gesicht bekommen sollten.“
    Mit dem Gefühl tiefer Ohnmacht sah Puck zu, wie das immer noch schluchzende Mädchen zu einer Treppe geführt wurde, die von der Bühne herabführte. Er hörte, wie sie auf Deutsch ihren Gott anrief und um Rettung flehte.
    Auf der leeren Verkaufsbühne wurde sie unverzüglich durch vier Schwarze unterschiedlichen Alters ersetzt, die an Handgelenken und Knöcheln mit Ketten gefesselt waren.
    „Nein, ich habe genug. Ihnen noch einen guten Tag, Sir“, sagte der Mann. Er ließ Pucks Arm los, drehte sich um und begann, sich seinen Weg durch das Gedränge zu bahnen.
    „Warten Sie!“, rief Puck und folgte ihm eilig, bis er ihn eingeholt hatte. „Dieses Bordell. Dieses Hurenhaus, das diesem Ahmed gehört. Können Sie mich hinführen? Ich bezahle Sie dafür.“
    Der Mann lächelte, zeigte seine gelblichen Zähne und spuckte etwas Körniges auf die Bretter vor Pucks Füßen. „Sie sind einer von denen, wie?“
    „Nein! Das heißt, ja. Ganz recht, ich bin einer von denen. Führen Sie mich hin.“
    Doch dann hörte er den Schrei. Und die Flüche.
    Alle drängten nach vorn, um besser sehen zu können, was passiert war. Puck setzte die Ellenbogen ein, bis er sich nach vorn durchgekämpft hatte. Seine Päckchen waren zu Boden gefallen und zertrampelt worden, sie waren vergessen.
    Das Mädchen, das er eben noch gesehen hatte, lag in seinem eigenen Blut auf dem Boden. Irgendwie hatte es seinem neuen Besitzer das Messer aus der Schärpe gerissen und es gegen sich selbst gerichtet.
    Jetzt war es, wie Pucks neue Bekanntschaft ihm erklärte, nur noch gut für den Misthaufen.
    Puck kaufte dem verdutzten Ahmed die Leiche ab und organisierte ein anständiges Begräbnis auf einem kleinen christlichen Friedhof vor der Stadt.
    Und dann stellte er Fragen. Was war geschehen? Wie war die deutsch sprechende Frau an

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