Der Suender und die Lady
aneinanderrieb. Sie konnte Pucks Finger beinahe dort spüren, die sie streicheln, alle möglichen sonderbaren, herrlichen Gefühle in ihr wecken konnten, Gefühle, die mit jedem Herzschlag durch ihre Adern flossen und den Wunsch in ihr wachriefen, sich ihm noch mehr zu öffnen, damit er sie nach Herzenslust berühren konnte, mit ihr tun konnte, was er wollte, und nie, niemals wieder aufhörte.
So wie er im Garten zu ihr gesprochen hatte, und die Worte auf Französisch umso gefährlicher, umso aufreizender klangen.
Komm mit, süße Circe, und wir können einander die ganze Nacht hindurch Lust bereiten. Wir legen diese Masken ab und mit ihnen alle Hemmungen. Du kennst mich noch nicht, aber ich werde schon bald jeden köstlichen Zentimeter deines Körpers kennen, deinen Nektar kosten, deine intimsten Frauengeheimnisse erforschen. Ich führe dich an einen Ort, an dem du noch nie warst, will dich berühren, wie dich noch keiner berührt hat. Bis du weinst vor purer Lust.
Sie konnte den Mann der Wahl ihres Vaters heiraten, eine uralte Frau werden und niemals wieder solche Worte hören. Doch sie hatte sie gehört, und sie gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Sie wollte sie gar nicht aus dem Kopf bekommen.
Regina erhob sich und zwang ihrer Atmung wieder den normalen Rhythmus auf. Sie ging zu dem hohen Schrank und schenkte sich ein großes Glas Wasser ein, um ihren plötzlich trockenen Mund zu befeuchten.
Es war nicht recht, an sich selbst zu denken, während Miranda sich in so großer Not befand. Es war nicht recht.
Liebst du das Leben? Ich, ja. Ich liebe das Leben.
Regina wusste, dass sie Pucks Frage nicht mit Ja hätte beantworten können. Nicht im letzten Jahr, nicht in der letzten Woche. Doch im Hinblick auf diese Woche würde sie eine Antwort haben. Ganz gleich, was die Zukunft für sie bereithielt, was ihr Vater für sie plante, in dieser Woche würde sie das Leben lieben.
Und zum Teufel mit den Konsequenzen!
„Regina? Regina! Du liebe Güte, Kind, hörst du nicht, dass deine Mutter nach dir ruft?“
„Oh, entschuldige, Tante Claire, es tut mir so leid“, sagte sie und hoffte, dass ihr Gesicht nicht ihre wollüstigen Gedanken verriet, als sie sich eilig ihrer Mutter zu Füßen setzte und deren Hände ergriff. Sie blinzelte, als sie das Lächeln auf dem schmalen Gesicht ihrer Mutter bemerkte. „Mama? Du weinst nicht mehr.“
Es stimmte. Die Augen ihrer Mutter glänzten, aber nicht wegen der Tränen. Sie sah irgendwie jünger aus. Glücklich.
„Dein Vater wird es nie erfahren, oder? Das hast du gesagt. Er wird es nie erfahren. Er weiß es nicht. Zum ersten Mal seit zwanzig schrecklichen Jahren spüre ich nicht seinen Druck. Ich brauche nicht zusammenzuzucken, wenn ich seine Schritte im Flur höre. Ich muss mir seine Grobheiten nicht anhören. Ich muss seine Hässlichkeit an Geist und Seele nicht sehen. Er kann mir nicht sagen, wie dumm ich bin, und dass er mich zu meiner eigenen Sicherheit einsperren lassen wird, sobald du verheiratet bist.“ Lady Leticia ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte sie. „Warum habe ich geweint? Ich werde keinen kostbaren Augenblick mehr mit Tränen vergeuden. So lange es dauern mag, ich bin frei!“
„Ach, Mama“, sagte Regina mit erstickter Stimme, legte den Kopf in den Schoß ihrer Mutter und ließ nun ihrerseits den Tränen freien Lauf.
„Nun, Mr Blackthorn“, sagte Lady Leticia, während zwei Diener in dem intimeren der zwei Speisezimmer des herrschaftlichen Hauses am Grosvenor Square den letzten Gang des Mahls servierten. „Meine Tochter sagt, Sie haben einige Zeit in Paris verbracht, seit wir das Land tapfer von Bonaparte, diesem Despoten, befreit haben. Geht es dort recht lustig zu?“
„Mylady, Paris ist eine wunderschöne Stadt. Jetzt verstehe ich, dass ihr nur Ihre und Lady Mentmores liebenswürdige Anwesenheit fehlten, um die perfekteste Stadt der Welt zu sein. Aber gestatten Sie bitte, dass ich Ihnen ein wenig von ihren Herrlichkeiten erzähle.“
Regina blinzelte die Tränen fort, nicht zum ersten Mal, seit ihre Mutter ihr das Ausmaß ihrer Angst vor ihrem Mann gestanden und offenbart hatte, was sie von der Zukunft zu erwarten habe, wenn ihre Tochter an den meistbietenden Titel, den Reginas Vater sich leisten konnte, verschachert sein würde.
Lady Leticias gute Laune hielt an. Sie hatte Hanks angewiesen, ihr ein Bad zu bereiten, dann hatte sie sich sorgfältig richten und frisieren lassen und die Zofe für ihre geschickte Handhabung des
Weitere Kostenlose Bücher