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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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gelöst werden kann, wenn Sie und ich die Köpfe zusammenstecken. Sie haben den Leichenwagen gesehen? Meine Schwester?“
    Lamott kniff die Augen zusammen. „Wir transportieren keine Leichen, falls Sie das im Sinn haben. An Bord bringen sie Unglück.“
    Puck lächelte geradezu strahlend. „An Land werden sie auch nicht unbedingt als Glücksbringer betrachtet. Schon gar nicht diese. Cousin Yorick war als Lebender eine Plage und scheint entschlossen zu sein, auch als Toter eine Plage zu bleiben. Hat sich aufgehängt, verstehen Sie, nach einer Pechsträhne beim Kartenspiel. Die zuständige Kirche will ihn nicht bei anständigen Menschen begraben. Der Pfarrer war unerbittlich.“
    Lamott nickte wissend. „So ist es richtig. Seinesgleichen hat bei guten Menschen nichts zu suchen. Können Sie ihn nicht vor den Toren begraben?“
    „Könnten wir, doch meine Schwester will nichts davon hören. Sie besteht auf einem anständigen Begräbnis. Sie haben sie da draußen gesehen. Traut mir nicht zu, es richtig zu machen. Ich bin mit meinem Latein am Ende, Mr Lamott. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld ich in den letzten zwei Tagen für Eisblöcke ausgegeben habe. Aber Sie haben keine Ahnung, wie entschlossen meine Schwester sein kann. Sie geht sogar so weit, mit mir hierherzukommen, wo sie weiß Gott nichts zu suchen hat.“ Er stieß einen Seufzer aus, wie er nur Bankkaufleuten geläufig ist, meistens, wenn sie ein Darlehen ablehnen. „Frauen sind nur für eines zu gebrauchen, sage ich, Mr Lamott, und das tun sie nicht aufrecht sitzend, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Er griff in seine Tasche und holte eine kleine silberne Flasche hervor. „Haben Sie Gläser, Silas? Es war wirklich ein anstrengender Vormittag. Ihre Handelsgesellschaft ist nicht die erste, an die ich mich heute wende. Mit etwas Glück wird sie die letzte sein, denn wie ich sehe, sind Sie nicht nur ein guter Geschäftsmann, sondern auch ein vernünftiger.“
    Lamotts rechte Hand verschwand unter dem Schreibtisch und tauchte mit zwei kleinen Gläsern wieder auf. Unglücklicherweise steckten sein Daumen und sein Zeigefinger darin; blitzsauber waren die Gläser aber ohnehin nicht. „Trinken wir auf eine glückliche Lösung für Ihr Problem, Mr Claridge.“
    „Aloysius, bitte“, sagte Puck und goss einen Fingerbreit feinsten Brandy in jedes Glas. „Ich habe meinen verflixten Cousin hier auf Eis liegen und meine Schwester, die keinen Zoll nachgibt. Ich brauche einen Freund, Silas, und ich bin bereit zu bezahlen. Gut zu bezahlen.“
    Zwischen ihnen auf der Schreibtischplatte lag plötzlich ein kleines, aber schweres Geldsäckchen.
    Lamott wollte danach greifen, hielt jedoch in der Bewegung inne. „Mein Leben ist mir mehr wert als das Risiko, ein Schiff in einen anderen als meinen Bestimmungshafen zu schicken. Tut mir leid, Mr Claridge.“
    „Nein, nein, mir tut es leid“, widersprach Puck und schob Silas das Geldsäckchen zu. „Ich habe meine Schwester überzeugt, dass Yorick auf dem Kirchhof einer uralten Kirche auf der Insel Sheppey begraben werden kann und dass ich bereits alle Vorkehrungen getroffen habe. Und sie ist einverstanden, den Toten dorthin überführen zu lassen. Sie kennen die Insel?“
    Lamott nickte, den Blick immer noch auf das Säckchen geheftet. „Nicht weit entfernt, aber trotzdem kann ich den Befehl nicht geben. Verzeihen Sie.“
    „Ihre Loyalität ist ehrenwert. Die Geschichte, die ich meiner Schwester erzählt habe, ist nicht so löblich. Ich habe keine Ahnung, ob Yorick auf der Insel Sheppey begraben werden kann; ich habe mich nicht erkundigt, und im Grunde ist es mir einerlei. Dass sie es glaubt, reicht mir. Von Ihnen, Silas, erwarte ich lediglich, dass meine Schwester sieht, wie der Sarg auf Ihr nächstes auslaufbereites Schiff verladen wird. Wie Sie Ihre Matrosen anweisen, mit dem Sarg zu verfahren, sobald das Schiff sich auf hoher See befindet? Tja, das geht mich nichts an, aber meines Wissens sind Seebestattungen gar nicht so ungewöhnlich?“
    „Ich … würde die Zustimmung des Kapitäns benötigen“, sagte Lamott und ließ den Beutel nicht aus den Augen.
    Ein zweiter, kleinerer lag neben dem ersten.
    „Besser?“, fragte Puck.
    „Oh ja, viel besser.“ Beide Beutel verschwanden so flink, dass sich die Frage stellen konnte, ob Lamott nicht auch bei Gaston in die Lehre gegangen war. „Die ‚Gemini‘ setzt zum Gezeitenwechsel die Segel. Sie wird schon bald ablegen, aber es bleibt noch Zeit, den Sarg an

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