Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
Zusammensein mit Diego und dem Geruch nach Algen und feuchtem Sand, Zitronengras und Lakritze.
    Unser Hotelzimmer hat dann keinen Blick aufs Meer, sondern nur auf eine dicht vor dem Fenster stehende schwarz verfärbte Hauswand. Es ist winzig, völlig ausgefüllt von dem Doppelbett, das mit einer glänzend bonbonrosa Tagessteppdecke mit Volants bedeckt ist, bei deren Anblick mir ganz schwindelig wird. Und in dem Moment habe ich auch ein bisschen Angst. Gleich würden wir dort nebeneinanderliegen. Die ganze Nacht.
    Dann verschwimmt meine Erinnerung in einem einzigen Rausch aus Bildern, Farben und Gerüchen. Als wir völlig erschöpft und verschwitzt, eng aneinandergeschmiegt langsam wieder zu uns kommen, ist meine Angst verschwunden. Ich versuche, zu Atem zu kommen, und frage mich, was er jetzt wohl sagen wird. Für mich ist das ein ungeheuer wichtiger Moment, einer, in dem falsche Worte alles kaputt machen können. Was, wenn er irgendwas Gedankenloses von sich gibt, etwas, das unmissverständlich klarmacht, dass er mich für ein dummes junges Ding hält? Oder wenn er etwas Belangloses sagt oder noch schlimmer, wenn er sich nur einfach dämlich grinsend wie ein Gorilla auf die Brust klopft? Ich jedenfalls werde nicht als Erste das Wort ergreifen, so viel ist mir klar.
    »Ich hab keine Ahnung, warum das alles geschieht«, fängt er endlich an, als ich schon denke, er wäre eingeschlafen, »und ich hab auch keine Ahnung, wo das mit uns hinführt. Aber Lu, du bist das Beste, was mir je passiert ist, und ich werde dich so lange festhalten, wie es nur irgend geht.« Dann räuspert er sich und grinst mich an. »Hey und jetzt brauche ich dringend etwas zu essen und eine große, kalte Cola.«
    Am nächsten Tag überredet er mich zum Parasailing über dem Meer. Zuerst habe ich schreckliche Angst, aber dann schaue ich ihm zu und es sieht so leicht aus, dass ich meine Angst überwinden will. Als ich schließlich in diesem mickrigen Geschirr stehe, das mich mit dem Schirm verbinden soll, kommen mir trotzdem die Zweifel. Kann mich das Ding wirklich tragen? Und andererseits will ich nicht, dass Diego mich für einen zickigen Angsthasen hält.
    Bevor ich mich noch richtig entscheiden kann, werde ich von dem Boot hochgezogen, steige in den Himmel auf und gleite schwerelos über die braun-silbern glitzernde Adria dahin. Ich bin so überwältigt, dass es mir die Kehle zuschnürt. Und ich verstehe, was Diego mir damit sagen will: Schau, wie schön es ist, die Welt zusammen mit mir zu entdecken.
    Als wir dann von Italien wieder nach Frankfurt zurückfahren, sind wir beide völlig übermüdet und sehr still, aber es ist ein gutes Schweigen. Diego ist ungewohnt ernst und schaut mich ab Würzburg immer wieder von der Seite an, als brenne ihm etwas auf der Seele. Schließlich frage ich ihn, was seine Blicke bedeuten sollen. »Gibt es etwas, das du mir verschwiegen hast?«
    Er schaut geradeaus auf die Autobahn und gibt mir keine Antwort.
    Dann räuspert er sich. »Wie kommst du denn auf so was? Du wirst doch jetzt nicht etwa so ein Frauen-Problemgespräch führen wollen, oder?«
    »Nein, ich dachte nur, weil du mich so komisch angeschaut hast.«
    Er räuspert sich wieder. »Ich wollte dich so oft betrachten wie möglich, weil wir uns in der nächsten Zeit kaum sehen werden.«
    Rückzug.
    Adios Lu!
    Mein Herz benimmt sich, als sei ich gerade aus dem Fenster gestürzt worden. »Was soll das heißen?«
    »Nichts, nur dass ich viel arbeiten muss und wir uns nicht so oft sehen können. Ich habe vor einem halben Jahr eine Fortbildung gemacht und bin dann befördert worden. Mein Vorgesetzter hat mir angekündigt, dass ich als ziviler Ermittler eingesetzt werde. Und da kann ich meine Arbeitszeiten nicht immer frei einteilen.« Er zögert. »Macht dir das etwas aus?«
    »Natürlich«, sage ich, weil ich nicht die Kraft habe zu lügen.
    Daraufhin beißt er sich auf die Oberlippe.
    »Warum hast du mir das nicht schon vorher gesagt?« Ich bin fassungslos, welche Wendung unser Wochenende nimmt.
    »Ich wollte ja«, sagt er und versucht ein Lächeln, »aber dann hast du mich dauernd abgelenkt.«
    »Was bedeutet das jetzt für uns?«
    Er streichelt mir über den Oberschenkel. »Ich weiß, das ist ein beschissenes Timing. Aber ich habe lange auf diese Chance gewartet. Natürlich sehen wir uns weiterhin, das Problem ist nur, dass du mich nicht anrufen kannst. Aber ich melde mich bei dir, jeden Tag, das verspreche ich, okay?«
    Nein, nicht okay! Das ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher