Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Sergeant lachte. Dann wandte er sich an die beiden Detectives. »Sie müssen Weiss und Shaeffer sein.« Sie schüttelten einander die Hände. »Sie können so lange hier im Büro warten.«
»Warten?«, erwiderte Weiss barsch. »Wir wollen Sullivan sprechen. Auf der Stelle.«
Der Sergeant fasste Cowart unauffällig am Ellbogen und geleitete ihn zur Schleuse, während er unentwegt den Kopf schüttelte und den Polizisten zurief: »Aber er Sie nicht.«
»Hören Sie, Sergeant«, versuchte es Andrea Shaeffer auf die sanfte Tour. »Wir ermitteln in einem Mordfall.«
»Das ist mir bekannt«, antwortete der Wachmann.
»Hören Sie, wir verlangen, mit Sullivan zu reden, aber plötzlich«, wiederholte Weiss mit Nachdruck.
»So läuft das nicht, Detective. Der Mann hat von Amts wegen noch …«, er blickte auf die Wanduhr und schüttelte den Kopf, »ähm, neun Stunden und zweiundvierzig Minuten zu leben. Wenn er da keinen sehen will, werde ich ihn nicht dazu zwingen. Verstanden?«
»Aber …«
»Kein Aber.«
»Mit Cowart wird er sprechen?«, fragte Shaeffer.
»Das ist richtig. Tut mir leid, Miss, ich versuche gar nicht erst zu verstehen, was Mr. Sullivan sich bei alledem denkt. Aber wenn Sie Beschwerde einlegen wollen oder wenn Sie glauben, Sullivan überlegt es sich noch anders, dann müssen Sie sich an das Gouverneursbüro wenden. Vielleicht gewähren die Ihnen noch ein bisschen Zeit. Wir dagegen müssen uns an den derzeitigen Stand der Dinge halten, und das bedeutet: nur Mr. Cowart mit seinem Notizbuch und Aufnahmegerät. Allein.«
Die Frau nickte und wandte sich an ihren Partner. »Klingeln Sie im Büro des Gouverneurs Sturm und hören Sie nach, was denen dazu einfällt.« Dann sah sie Cowart an. »Mr. Cowart, Sie tun auch nur Ihren Job, ich weiß, aber würden Sie ihn fragen, ob er mit uns reden will? Bitte!«
»Das kann ich gerne machen«, antwortete Cowart.
»Und«, fuhr die Polizistin fort, »sicher ist nicht allzu schwer zu erraten, was ich ihn fragen würde. Versuchen Sie, es von ihm auf Band zu bekommen.«
Sie öffnete eine Aktentasche und hielt ihm ein halbes Dutzend zusätzliche Kassetten entgegen. »Ich gehe nirgendwohin. Nicht, bevor wir uns noch einmal gesprochen haben.«
Der Reporter nickte. »Verstehe.«
Shaeffer wandte sich an den Sergeant. »Nimmt das jedes Mal solche Formen an?«, fragte sie mit einem Lächeln.
Rogers drehte sich zu ihr um und erwiderte ihr Lächeln. »Nein, Ma’am«, gab er erschöpfend Auskunft.
Dann sah der Sergeant erneut auf die Wanduhr. »Vielleicht sollten wir das Reden auf ein andermal verschieben, die Uhr tickt.«
Cowart deutete auf die Schleuse und folgte dem Sergeant ins Innere der Anstalt. Die beiden Männer durchquerten zügig einen langen Flur, in dem ihre Schritte auf dem Linoleum widerhallten. Der Sergeant schüttelte den Kopf.
»Was ist?«
»Ach, nichts, ich kann nur dieses Durcheinander nicht leiden«, antwortete Rogers. »Vor dem Sterben sollte alles seine Ordnung haben, geregelt sein. Keine Ungereimtheiten und offene Fragen.«
»Ich denke, genau das hatte er die ganze Zeit im Sinn.«
»Und ich denke, da liegen Sie richtig, Mr. Cowart.«
»Wo geht’s lang?«
Der Reporter wurde in einen Trakt geführt, in dem er noch nicht gewesen war.
»Sully ist in der Einzelzelle. Ganz in der Nähe vom Stuhl. Ganz in der Nähe eines Büros mit Telefonen und allem Drum und Dran, so dass wir es sofort erfahren, falls es doch noch einen Aufschub gibt.«
»Wie schlägt er sich?«
»Sehen Sie selbst.« Damit deutete er auf eine Einzelzelle. Vor dem Gitter stand ein Stuhl. Cowart legte die letzten Meter allein zurück und sah, dass Sullivan auf einem Metallbett lag und auf einen Fernseher starrte. Sie hatten ihm das Haar geschoren, so dass sein Kopf an eine Totenmaske erinnerte. Er war von kleinen Kartons umgeben, die von Kleidern, Büchern und Papieren überquollen – seine persönliche Habe, die aus der alten Zelle hier herübergeschafft worden war. Der Häftling drehte sich abrupt im Bett um, forderte Cowart mit einer ausladenden Geste auf, vor der Zelle Platz zu nehmen, während er selbst die Füße von der Liege schwang und sich räkelte, als wäre er müde. In der Hand hielt er eine Bibel.
»Ich muss schon sagen, Cowart. Sie hatten es nicht gerade eilig damit, zu meiner kleinen Abschiedsparty zurückzukehren.«
Er zündete sich eine Zigarette an und hustete.
»Es sind zwei Detectives aus Monroe County hier, Mr. Sullivan. Die wollen Sie sprechen.«
»Die
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