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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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erbrach er sich vor dem Haus.
    »He«, sagte der Postbote in stoischem Ton. »Na so was!« Er zupfte an seinem Pferdeschwanz und lächelte. »Sie haben gesagt, es wäre schlimm. Wahrscheinlich wissen Sie, wovon Sie reden.«
    »Muss der Gestank gewesen sein«, sagte Cowart, während er zusah, wie der junge Polizist würgte.
    Schließlich richtete der junge Mann sich auf. Seine Frisur hatte ein wenig gelitten, und er war blass. Cowart warf ihm ein Taschentuch zu. Der Polizist nickte. »Aber wer, wieso, mein Gott …«
    »Wer? Blair Sullivans Mutter und Stiefvater«, sagte Cowart. »Warum? Das ist ein bisschen komplizierter. Meinen Sie nicht, dass Sie die Sache melden sollten?«
    »Im Ernst?«, fragte der Polizist. »Wollen Sie mich verarschen? Soll der nicht gegrillt werden?«
    »Allerdings.«
    »Mann. Aber wie kommen Sie hierher?«
    Gute Frage, dachte Cowart, sagte aber nur: »War nur auf der Suche nach einer guten Story.«
    »Wie’s aussieht, sind Sie fündig geworden«, brummte der Briefbote leise.

    Cowart hielt sich im Hintergrund, während die Kriminaltechniker am Tatort ganze Arbeit leisteten. Dabei war er sich bewusst, dass ihm die Zeit davonlief. Immerhin war es ihm gelungen, zwischendurch die Lokalredaktion anzurufen und deren Leiter zu informieren, was vorgefallen war. Selbst bei einem Mann, der in Südflorida einiges gewohnt war, sorgte die Nachricht für Staunen.
    »Was meinst du, wie wird der Gouverneur reagieren?«, fragte er. »Glaubst du, er setzt die Hinrichtung aus?«
    »Keine Ahnung. Und du?«
    »Gott, wer weiß das schon? Bis wann schaffst du es wieder zurück, um dieses durchgeknallte Arschloch zu fragen, was Sache ist?«
    »Sobald sie mich hier ziehen lassen.«
    Doch die Polizisten zwangen ihn zu warten.
    Tatortarbeit erfordert Geduld. Kleine Details können große Bedeutung erlangen, das geringste Indiz kann ausschlaggebend sein. Für Profis, denen es Spaß macht, einem Gewaltverbrechen mit den Methoden der Wissenschaft auf den Grund zu gehen, ist es eine anspruchsvolle Tätigkeit.
    Cowart saß wie auf Kohlen, wenn er daran dachte, wie Blair Sullivan in seiner Zelle auf ihn wartete. Alle paar Sekunden starrte er auf seine Armbanduhr. Erst am späten Nachmittag kamen endlich zwei Detectives aus Monroe County auf ihn zu, ein Mann mittleren Alters in einem beigen, verschwitzten Anzug und eine wesentlich jüngere Frau mit dunkelblondem, streng nach hinten gekämmtem Haar. Die betont männliche Baumwolljacke umspielte ihre schlanke, durchtrainierte Figur ebenso wie die weit sitzende Baumwollhose. Cowart erhaschte einen Blick auf eine halbautomatische Pistole in einem Schulterholster unter dem Blazer. Beide Ermittler trugen Sonnenbrillen, doch die Frau nahm ihre ab, als sie auf Cowart zutrat und ihn mit ihren grauen Augen musterte, bevor sie das Wort ergriff.
    »Mr. Cowart? Andrea Shaeffer, Detective beim Morddezernat. Mein Partner, Michael Weiss. Wir leiten die Ermittlungen in diesem Fall und würden Sie gerne befragen.« Sie zückte einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber.
    Cowart nickte. Auch er griff zum Notizbuch, und die Frau lächelte. »Ihres ist größer als meins«, sagte sie.
    »Was können Sie mir über den Tatort sagen?«, fragte er.
    »Fragen Sie als Reporter?«
    »Selbstverständlich.«
    »Nun, wie wär’s, wenn Sie zuerst unsere Fragen beantworten würden. Im Gegenzug beantworten wir einige von Ihren.«
    »Mr. Cowart, wir ermitteln hier in einem Mordfall«, schaltete sich Detective Weiss ein. »Wir sind es nicht gewohnt, dass Pressevertreter uns auf Verbrechen aufmerksam machen, bevor wir selbst davon erfahren. Folglich wüssten wir gerne, wieso Sie gerade im richtigen Moment hier auftauchen und zwei Leichen entdecken.«
    »Die schon seit ein paar Tagen tot sind«, stellte Cowart klar.
    Detective Shaeffer nickte. »Offensichtlich. Trotzdem tauchen Sie heute Morgen plötzlich hier auf. Wieso?«
    »Blair Sullivan hat mir gesagt, ich solle herkommen. Gestern. In seiner Todeszelle.«
    Sie schrieb seine Aussage auf, schüttelte jedoch den Kopf. »Ich kann nicht ganz folgen. Hat er gewusst …?«
    »Ich weiß nicht, was er wusste. Er hat lediglich darauf bestanden, dass ich hierherkomme.«
    »Wie hat er sich ausgedrückt?«
    »Er hat mich gebeten, hierherzufahren und die Leute im Haus zu interviewen. Erst im Nachhinein wurde mir klar, um wen es sich handelt. Danach soll ich unverzüglich wieder zur Haftanstalt zurückkehren.« Als er daran dachte, wie die Minuten verstrichen,

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