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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Im Moment bin ich wer, hab ich recht?«
    Er durchbohrte den Reporter mit seinem Blick. »Ob ich recht habe, verdammt!«
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie das auch gefälligst!«
    »Im Moment sind Sie wer.«
    Sullivan schien sich zu entspannen, er redete langsamer weiter.
    »Will ich doch meinen.« Für einen Moment schloss er die Augen, doch als er sie wieder öffnete, war sein Blick so dreist und unbeschwert, dass es Cowart eiskalt den Rücken herunterlief.
    »Was sag ich, wahrscheinlich bin ich im Moment der bekannteste Mann in ganz Florida, oder nicht?«
    »Möglich.«
    »Na ja, alle wollen sie wissen, was der alte Sully weiß, oder etwa nicht?«
    »Das stimmt.«
    »Sehen allmählich das große Ganze, Cowart?«
    »Denke schon.«
    »Sag ich doch. Und Sie werden staunen, wie viele Leute sich noch für das interessieren werden«, er ließ sich jedes Wort wie ein Bonbon auf der Zunge zergehen, »was der alte Sully zu sagen hat …«
    Cowart nickte.
    »Gut. Es kommt noch besser. Also, auf meinem Weg nach Mobile hab ich in einer 7-Eleven-Filiale einen Jungen getötet. Nur ein kleiner Raubüberfall, keine große Sache. Haben Sie eine Ahnung, wie schwer es bei diesen Fällen für die Cops ist, einen dranzukriegen? Wenn dich keiner reingehen und keiner rauskommen sieht, dann hat es hinterher fast den Anschein, als hätte einfach nur das Schicksal zugeschlagen und zack, jemand stirbt. Der war auch noch nett. Hat mich ein-, zweimal angefleht: ›Nehmen Sie das Geld, nehmen Sie das Geld.‹ Sagte: ›Bitte lassen Sie mich leben. Ich bin noch auf dem College. Bitte lassen Sie mich am Leben!‹ Hab ihm den Gefallen nicht getan. Hab ihm mit der Pistole einen gezielten Schuss in den Hinterkopf verpasst, kurz und schmerzlos. Und ein paar hundert Mäuse eingesackt. Dann hab ich mir noch ein paar Twinkies, ein, zwei Dosen Cola oder Limo geschnappt, schließlich eine Tüte Chips und den Burschen hinter der Theke liegen gelassen …«
    Er schwieg. Cowart sah einen dünnen Schweißfilm auf der Stirn des Mannes. Seine Stimme zitterte ein wenig vor Erregung. »Falls Sie Fragen haben, fragen Sie ruhig.«
    »Können Sie sich an Uhrzeit, Datum und Ort erinnern?«
    »Ja, ich weiß. Muss ich noch überlegen. Schließlich brauchen Sie was Konkretes.«
    Sullivan entspannte sich, um nachzudenken, dann prustete er heraus: »Mann, ich hätte ein Notizbuch dabeihaben sollen, so wie Sie. Jetzt muss ich mich auf mein Gedächtnis verlassen.«
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und durchforstete seine Geschichte. Nach und nach förderte er Namen, Orte und Einzelheiten zutage.
    Cowart hörte aufmerksam zu, warf gelegentlich eine Frage ein, um die Fakten, die er zu hören bekam, mit Einzelheiten zu unterfüttern.
    Nachdem er die ersten Morde festgehalten hatte, ließ der Schock allmählich nach. Was blieb, war das Unbegreifliche der Schreckensszenarien, die in ihrer monotonen, kalten Aneinanderreihung als Memoiren eines verurteilten Mörders darüber hinwegtäuschten, was dieser Mann in jedem einzelnen Fall Menschen aus Fleisch und Blut angetan hatte, fast, als stünde der unablässige Wortschwall, den Cowart über sich ergehen ließ, in keiner Beziehung zur realen Welt.
    Stunden verstrichen, in denen Blair Sullivan seine Verbrechen in einem Ton vor Cowart ausbreitete, als wären sie kaum der Rede wert.

    Sergeant Rogers brachte eine Mahlzeit. Sullivan schickte ihn mit einer stummen Bewegung weg. Die traditionelle Henkersmahlzeit – ein gebratenes Steak mit Kartoffelpüree und Apfelkuchen – blieb unangetastet auf dem Tablett. Cowart hörte einfach weiter zu.
    Als Blair Sullivan schließlich endete und ein kurzes Lächeln über seine bleichen Züge huschte, war es kurz nach dreiundzwanzig Uhr. »Das sind alle neununddreißig«, sagte er. »Irre Story, was? Vielleicht kein neuer Rekord, aber vermutlich auch nicht weit davon entfernt.«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das hätte ich eigentlich toll gefunden, wissen Sie. Ich meine, einen Rekord. Was hat jemand wie ich von einem Rekord, Cowart? Haben Sie die Zahlen parat? Bin ich die Nummer eins, oder gebührt die Ehre jemand anderem?« Er lachte trocken. »Aber selbst wenn ich rein zahlenmäßig nicht die Nummer eins wäre, dann bin ich den meisten anderen Trotteln zumindest, wie würden Sie das nennen, Cowart, an Originalität überlegen.«
    »Mr. Sullivan, uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Wenn Sie wollen, dass …«
    Sullivan sprang auf und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Haben Sie nicht

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