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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Withlacoochee, die Wälder der Naturschutzgebiete Ocala, Osceola und Apalachicola. In Florida ist man nie weit weg von einem Niemandsland, einem dunklen, entlegenen Versteck. Eine Weile beobachtete Brown den Verkehrsstrom, der mit seinen Scheinwerfern wie eine Leuchtspur im Dunkel verschwand. Er legte die Hand über die Augen, als wollte er das Bild des zweiten Mädchens, das verschwunden war, aus dem Kopf verbannen. Dieser Fall ist in der Großstadt passiert, inmitten all der anderen alltäglichen Schrecken. Eben noch war sie da, im nächsten Moment nicht mehr, als hätte es sie nie gegeben – außer in der Erinnerung einiger trauernder Angehöriger, die für immer mit dem Alptraum weiterleben mussten. Er schüttelte den Kopf und sagte sich mit dem Verstand, er sei paranoid. Ein anderes kleines Mädchen. Joanie Shriver. Seitdem hat es weitere gegeben. Dawn Perry. Wahrscheinlich ist erst gestern ein mehr oder weniger ähnlicher Fall passiert. Und morgen folgt vielleicht der nächste. Verschwunden, einfach so. Eine Grundschule. Ein Gemeindezentrum. Die Lichter draußen vor seinem Fenster glitten weiter durch die Nacht.

    Bei Cowarts Ankunft befand sich nur noch eine weitere Person im Archiv des Miami Journal, eine junge Hilfskraft mit einer scheuen Ehrerbietigkeit, die es ihm schwermachte, sie direkt anzusprechen, und die bei ihrer Antwort den Kopf gesenkt hielt, als sei ihr jedes Wort, das sie sagte, peinlich. Sie geleitete Cowart zu einem der Computer und fuhr ihn hoch. Als er das Stichwort Dawn Perry eingab, ließ sie ihn allein. Zwei Einträge erbrachte seine Suche.
    Er rief sie auf. Der erste war nur vier Absätze lang. Es handelte sich um einen Aufruf der Polizei, der sich an die Haushalte im Süden des Bezirks richtete. In der überregionalen Ausgabe war über das Verschwinden des Kindes nichts erschienen. Die Überschrift der Lokalausgabe lautete: POLIZEI MELDET ZWÖLFJÄHRIGES MÄDCHEN ALS VERMISST. Dem Text war lediglich zu entnehmen, dass Dawn Perry vom Schwimmunterricht in einem örtlichen Gemeindezentrum nicht nach Hause gekommen sei. Der zweite Eintrag lautete: POLIZEI IM FALL DES VERMISSTEN MÄDCHENS OHNE JEDE SPUR. Diese Meldung war ein wenig länger als die erste, doch die Überschrift fasste im Wesentlichen zusammen, was in dem Artikel stand.
    Cowart druckte beide Suchergebnisse aus. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Streng genommen wusste er nicht mehr als das, was er auch schon von der Kellnerin erfahren hatte.
    Er stand auf. Tanny Brown hatte recht, gab er widerwillig zu. Du schnappst allmählich über.
    Geistesabwesend sah er sich um. Ein paar Reporter saßen an Computern und vergaßen alles außer dem Bildschirm vor ihrer Nase. Es war ihm gelungen, sich ins Archiv zu schleichen, ohne dass die Nachtschicht der Lokalredaktion etwas merkte. Er wollte nicht, dass irgendjemand mitbekam, was er machte. Einen Moment lang sah er den anderen Reportern bei der Arbeit zu. Es war spät, die Leute wollten nach Hause, und so wurden die Worte, die sie abgespannt und müde für die nächste Morgenausgabe formulierten, immer kürzer, schnörkelloser. Er merkte, wie ihn dieselbe Erschöpfung packte. Er starrte auf die zwei Ausdrucke mit den wenigen dürren Worten, die das Verschwinden von Dawn Perry dokumentierten. Zwölf Jahre alt. Bricht an einem heißen Augustnachmittag zum nächstgelegenen Schwimmbad auf. Wahrscheinlich seit Monaten tot, konstatierte er lakonisch. Schnee von gestern.
    Er wandte sich vom Computer ab, als ihm ein Gedanke kam. Einen Versuch war es immerhin wert. Also kehrte er zum Computer zurück und gab den Namen Robert Earl Ferguson ein.
    Nach einem Biep kam die Meldung: vierundzwanzig Einträge. Cowart setzte sich wieder hin und tippte: Verzeichnis. Wieder erschien eine Liste auf dem Bildschirm – jeder Eintrag mit Datum und einer Angabe des ungefähren Umfangs. Cowart ging das Verzeichnis der Artikel durch, die er alle kannte: Die ursprüngliche Reportage wurde durch spätere, kürzere Artikel ergänzt. Dann folgte die Freilassung, und zuletzt kamen die jüngsten Beiträge, die er nach Sullivans Freilassung geschrieben hatte. Er ging die Liste ein zweites Mal durch. Diesmal sprang ihm ein Eintrag vom letzten August ins Auge. Er sah sich das Datum an und stellte fest, dass der Artikel etwa aus der Zeit stammte, als er mit seiner Tochter in Disney World Urlaub gemacht hatte. Es war einen Monat nach Fergusons Freilassung, in der Zeit, bevor das Gericht seinen Fall aufgegeben

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