Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
warnte, nahm ihre Bestellung entgegen und reichte sie durch ein Fenster an einen Koch weiter. Binnen Sekunden hörten sie das Brutzeln ihrer Hamburger in der Pfanne, und noch ein paar Sekunden später drang der Duft zu ihnen herüber.
Schweigend aßen sie, und als sie fertig waren, bestellte Brown ein Stück Limettenkuchen zum Kaffee. Nach dem ersten Bissen spießte er ein zweites auf und richtete die Gabel auf Cowart. »Mmh, hausgemacht. Den sollten Sie probieren. In Pachoula bekommt man so was nicht. Zumindest nicht so gut.«
Der Reporter schüttelte den Kopf.
»Mensch, Cowart, ich wette, Sie sind der Typ, der in der Mittagspause an die Salatbar geht und sich diese asketische Figur mit Karnickelfutter erhält.«
Ertappt zuckte Cowart die Achseln.
»Und wahrscheinlich trinken Sie auch noch dieses beschissene Mineralwasser aus Frankreich.«
Während der Detective sprach, beobachtete Cowart, wie die Kellnerin in eine andere Sitznische trat. Sie hatte einen Schaber in der Hand und beugte sich vor, um etwas vom Fenster zu entfernen. Als sie Klebeband von der Scheibe rieb, machte es ein kratzendes Geräusch. Dann richtete sie sich, ein Plakat unter den Arm geklemmt, auf. Cowart erhaschte einen Blick auf ein junges Gesicht. Die Kellnerin wollte ihnen gerade den Rücken kehren, als er sie, ohne dass er sagen konnte, warum, heranwinkte.
Sie trat an ihren Tisch. »Wollen Sie auch ein Stück von dem Kuchen probieren?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete er. »Ich bin nur neugierig wegen dieses Plakats.« Er zeigte auf das Poster unter ihrem Arm.
»Ach, das?«, fragte sie. Die Frau reichte es ihm, und er breitete es auf dem Tisch zwischen ihnen aus.
Auf dem Plakat war ein schwarzes Mädchen abgebildet, das mit seinen Zöpfchen freundlich in die Kamera lächelte. Unter dem Bild stand in großen Lettern VERMISST. Es folgte in kleinerer Schrift: DAWN PERRY, 12 JAHRE ALT, 1,58 GROSS, 50 KG, WIRD SEIT DEM 12. AUGUST 1990 VERMISST. SIE TRUG BEI IHREM VERSCHWINDEN BLAUE SHORTS, EIN WEISSES T-SHIRT, WEISSE TURNSCHUHE UND HATTE EINE BÜCHERTASCHE DABEI. SACHDIENLICHE HINWEISE NIMMT DIE POLIZEI ENTGEGEN. DIE ERMITTLUNGEN LEITET DETECTIVE HOWARD, TEL. 555–1212. Am Ende dieser Mitteilung stand in fetten Lettern hervorgehoben: BELOHNUNG AUSGESETZT.
Cowart sah zu der Kellnerin auf. »Was ist da passiert?«
Das Mädchen zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen, das übersteige die Aufgaben einer Bedienung. »Keine Ahnung. Kleines Mädchen. Eben ist sie noch da, im nächsten Moment wie vom Erdboden verschluckt.«
»Wieso nehmen Sie das Plakat runter?«
»Ist lange her, Mister. Viele Monate. Wenn bis jetzt noch niemand die Kleine gefunden hat, dann wird das Plakat wohl auch nichts daran ändern. Jedenfalls hat mein Chef mich gestern darum gebeten, und ich hatte es bis jetzt vergessen.«
Cowart beobachtete, wie Brown sich auf das Poster konzentrierte. Er sah auf. »Hat die Polizei schon irgendwas rausgefunden?«
»Nicht, dass ich wüsste. Wollen Sie noch was anderes?«
»Nur die Rechnung bitte«, erwiderte Brown. Er lächelte und zog das Poster auf dem Tisch zu sich heran. »Das übernehme ich für Sie«, sagte er.
Die Kellnerin ging weg, um das Wechselgeld zu holen.
»Da kommt man schon ins Grübeln, oder?«, sagte Brown. »Da ist man gerade innerlich darauf eingestellt, Cowart, und schon stürmen schreckliche Dinge auf einen ein, oder?«
Der Reporter antwortete nicht, und so fuhr der Detective fort: »Ich meine, man hat ohnehin wahrlich genug mit Mord und Totschlag zu tun, und da springen einem solche ungewöhnlichen Vorgänge einfach so ins Gesicht, als gehörten sie zum ganz normalen Alltag, und sie würden einem gar nicht weiter auffallen, wenn man nicht gerade über der Frage brüten würde, wieso sich Menschen gegenseitig töten.«
Cowart nickte.
Nachdem er die letzten Krümel seines Kuchenstücks aufgepickt hatte, lehnte sich Brown zurück. »Hab ich Ihnen nicht gesagt, dass es hier frisches Essen gibt?«, sagte er. Dann beugte er sich mit einem Ruck zu Cowart vor.
»Da kann einem schon der Appetit vergehen, nicht wahr? Ein klitzekleiner Zufall zum Nachtisch, was?«
Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Plakat. »Ich meine, was ist das schon? Nur wieder eins von den Mädchen, die urplötzlich verschwinden. Und wahrscheinlich stellt sich heraus, dass es auch nicht passt – Zeitpunkt, Gelegenheit und so. Aber schon interessant, nicht wahr? Dass nicht allzu weit von dem Highway entfernt, der zu den Keys
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