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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zugleich umgelegt. Sie war so aufgeregt wie früher, wenn sie den breiten, dunklen Schatten eines Schwertfischs durch das grünschwarze Wasser zielstrebig auf ihren Köder zuschwimmen sah. Ein einziger Moment, wie elektrisiert, beschleunigter Puls, kurz bevor der Kampf beginnt. Der beste Moment, dachte sie.
    Sie griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Es klingelte dreimal, dann ein unwirsches Brummen in der Leitung.
    »Ja?«
    »Mike? Ich bin’s, Andy.«
    »Mein Gott, willst du’s nicht mal mit Schlafen versuchen?«
    »Tut mir leid. Nein.«
    »Sekunde.«
    Während sie am Apparat blieb, hörte sie, wie er leise seiner Frau etwas erklärte. Sie konnte die Worte »Es ist ihr erster großer Fall …« verstehen, der Rest ging im Rauschen von Wasser unter. Dann Stille und schließlich die Stimme ihres Partners.
    »Hör mal, verdammt, ich bin der altgediente Detective und du der Grünschnabel. Wenn ich sage: schlafen, dann hast du gefälligst zu schlafen.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich noch einmal.
    »Ha, ha«, erwiderte er. »Lassen wir die Heuchelei. Also, was liegt an?«
    »Matthew Cowart.« In dem Moment, als sie seinen Namen aussprach, sagte ihr ein Gefühl, besser die Karten noch nicht gleich auf den Tisch zu legen.
    »Unser Ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt-Reporter?«
    »Eben der.« Sie schmunzelte.
    »Mensch, der Mistkerl geht mir vielleicht auf den Geist.«
    Sie sah ihren Partner auf der Bettkante sitzen. Seine Frau hatte sich vermutlich sein Kissen geschnappt und sich über den Kopf gedrückt, um den Geräuschpegel zu dämpfen. Anders als bei einer Reihe von Kollegen war ihre Beziehung zu Michael Weiss rein dienstlich. Sie waren noch nicht lange zusammen – lange genug, um hier und da miteinander zu lachen, nicht lange genug, um sich zu fragen, was eigentlich so witzig war. Er war ein Rauhbein, phantasielos und ein Heißsporn. Taugte am besten dazu, Zeugen Fotos unter die Nase zu halten und Unterlagen von Versicherungsgesellschaften zu durchforsten. Der Umstand, dass er zehn Dienstjahre, sie dagegen nur ein paar Monate vorzuweisen hatte, zählte für sie nicht. Sie zog mit Leichtigkeit an ihm vorbei.
    »Mir auch.«
    »Also, was liegt an?«
    »Ich denke, ich sollte ihm ein bisschen auf die Pelle rücken, nicht mehr in Ruhe lassen. In seinem Büro. In seiner Wohnung. Wenn er joggen geht. Wenn er in der Badewanne sitzt.«
    Weiss lachte. »Und was versprichst du dir davon?«
    »Er soll merken, dass wir ihm so lange im Nacken sitzen, bis wir wissen, was er uns wirklich zu sagen hat. Zum Beispiel, wer dieses Verbrechen begangen hat.«
    »Leuchtet mir ein.«
    »Aber es muss sich auch jemand um das Gefängnis kümmern, rausfinden, ob dort jemand was weiß, zum Beispiel dieser Sergeant. Außerdem könnte es nützlich sein, wenn sich jemand Sullivans persönliche Habe ansehen würde. Vielleicht ist da irgendwas dabei, das uns weiterhilft.«
    »Andy, hätte diese Besprechung nicht bis, sagen wir, acht Uhr Zeit gehabt?« Weiss’ Ton war eine Mischung aus Müdigkeit und trockenem Humor. »Ich meine, ein bisschen Schlaf soll wirklich gesund sein.«
    »Tut mir leid, Mike, ja, hab ich auch gehört.«
    »Ich hasse es, wenn du mich an meine eigene Vergangenheit erinnerst. Mein erster Fall – ich hab Feuer gespien, mit den Hufen gescharrt. Aber lass dir raten: Geh’s mit Bedacht an.«
    »Mike …«
    »Schon gut, schon gut. Du würdest also lieber den Reporter in die Zange nehmen, als Häftlinge und Wachmänner zu befragen, ja?«
    »Stimmt.«
    »Weißt du was?«, sagte Weiss lachend. »Mit dem intuitiven Ansatz bringst du es im Dezernat noch weit. Also, meinetwegen. Tritt du Cowart auf die Zehen, und ich fahr noch mal nach Starke. Aber ich will, dass wir reden. Einmal täglich, besser zweimal, klar?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie konnte nicht sagen, ob sie ernsthaft vorhatte, ihm den Gefallen zu tun. Sie beendete das Gespräch und räumte ihren Schreibtisch auf: legte Berichte zu einem ordentlichen Stapel zusammen, heftete ihre eigenen Notizen mit Büroklammern an Aktenordner, steckte Kugelschreiber und Bleistifte in einen Köcher. Als sie mit der Ordnung an ihrem Arbeitsplatz zufrieden war, sonnte sie sich einen Moment in der freudigen Erwartung.
    Freie Bahn, dachte sie.

    Unter einer Mittagssonne, die die Kühlerhaube zum Glühen brachte, summte sie einige Takte aus einem Jimmy-Buffett-Song über das Leben in den Florida Keys, während sie bei zügigem Tempo ihren Gedanken nachhing.
    Im Morddezernat war sie

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