Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
den Holzsitz, der aus einem Brett gesägt und vom Gebrauch geglättet war. Der winzige Raum hüllte sie in einen abgestandenen, fauligen Gestank ein.
    »Da unten«, sagte Cowart.
    Brown nickte.
    »Und zwar tief.«
    In dem Moment kam Wilcox etwas außer Atem angerannt und hielt seinem Partner die schwarze Taschenlampe hin.
    »Bruce«, sagte Brown ruhig und sachlich, »dieser Kollege von der Spurensicherung. Hat der den Sitz abgehoben? Hat er unter dem Stinkzeug nachgesehen?«
    Wilcox schüttelte den Kopf »Der war festgenagelt. Die Nägel waren auf jeden Fall alt, daran erinnere ich mich, weil er mich extra hergebeten hat, um mich darauf aufmerksam zu machen. Nichts deutete darauf hin, dass hier etwas gelöst und wieder befestigt worden ist, ich meine, Hammerkerben, Kratzer oder so …«
    »Nicht auf den ersten Blick«, sagte Brown.
    »Genau. Als wir uns das Ding ansahen, war nichts Auffälliges zu erkennen.«
    Seine Augen blitzten wütend.
    »Aber …«, half ihm Brown auf die Sprünge.
    »Aber«, nahm Wilcox den Faden auf, »ich bin mir nicht mehr sicher, ob es nicht eine Möglichkeit gegeben hätte, in das Scheißloch zu kommen, die uns in dem Moment nicht eingefallen ist. Wie gesagt, der Techniker ist da rein, hat es mit dem Scheinwerfer ausgeleuchtet und ist wieder raus. Ich hab den Kopf reingesteckt, hab mich auch noch mal umgesehen, und das war’s. Ich meine, einer von uns hätte es eigentlich sehen müssen, falls da etwas in dem Loch versteckt war …«
    »Wenn Sie etwas möglichst schnell verschwinden lassen müssten und nach einem Versteck suchen, das höchstwahrscheinlich nur oberflächlich durchsucht werden würde …« Browns Stimme schwankte zwischen Belehrung und Verärgerung.
    »Und wieso ist er nicht in den Wald gegangen und hat es da irgendwo versteckt?«
    »Da hätten wir es durchaus finden können, besonders, wenn wir Spürhunde mitgebracht hätten. Dagegen konnte er mit Sicherheit davon ausgehen, dass niemand in das Scheißloch runtersteigt, wenn er nicht unbedingt muss.«
    Wilcox nickte. Er klang zerknirscht und kleinlaut. »Du hast recht. Verdammt. Meinst du …«
    In ihrem Rücken ertönte ein schriller Schrei, und er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Weg da!«
    Als die drei Männer sich umdrehten, stand die alte Frau auf der Hintertreppe und hielt eine doppelläufige Schrotflinte gegen die Hüfte gestemmt.
    »Wenn ihr da nicht alle drei augenblicklich verschwindet, schick ich euch in die Hölle! Wird’s bald!«
    Cowart blieb wie angewurzelt stehen, während die beiden Detectives sich sofort in entgegengesetzter Richtung entfernten, einer nach rechts, einer nach links, so dass sich der Abstand zwischen den drei Männern vergrößerte.
    »Mrs. Ferguson«, fing Brown an.
    »Ach, halt den Mund!«, fuhr sie ihn an und schwenkte das Gewehr in seine Richtung.
    »Kommen Sie, Mrs. Ferguson …«, versuchte Wilcox sie in ruhigem Ton zu beschwichtigen und hob – eher beschwörend als unterwürfig – beide Hände.
    »Sie auch!«, brüllte die Frau zurück, und im selben Augenblick zielte der Doppellauf auf ihn. »Und beide stehen bleiben.«
    Cowart entging nicht, wie die Partner einen kurzen Blick wechselten, auch wenn er nicht wusste, was das zu bedeuten hatte.
    Die alte Frau wandte sich wieder ihm zu. »Ich sagte, weg da!«
    Er hob die Arme, schüttelte aber den Kopf. »Nein.«
    »Was soll das heißen, nein? Junge, haben Sie keine Augen im Kopf? Sehen Sie die Flinte nicht? Ich hab vor, sie zu benutzen.«
    Cowart schoss das Blut in den Kopf. Er sah die blanke Wut in den Augen der Frau, die ihre Angst überlagerte, und begriff, dass sie genau wusste, was sich im Abort verbarg. Wir liegen richtig, dachte er. Wir wissen zwar noch nicht, was, aber es steckt da in dem Loch. Plötzlich schien sich all die Frustration und die Erschöpfung der letzten Tage in einer Sekunde zusammenzuballen, und rasende Empörung siegte über den letzten Rest Vernunft. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er noch einmal und diesmal lauter. »Nein, Ma’am. Ich geh da rein und suche. Wenn Sie mich davon abhalten wollen, müssen Sie mich schon erschießen. Ich bin es leid, ständig belogen zu werden. Ich bin es leid, benutzt zu werden. Ich bin es leid, mich wie ein Vollidiot zu fühlen. Bekommen Sie das in Ihren Schädel, alte Frau? Ich bin es leid!«
    Mit jedem Satz war er weiter auf sie zugegangen, bis er auf halbe Distanz herangerückt war.
    »Stehen bleiben!«, brüllte die Frau.
    »Wollen Sie mich erschießen?«,

Weitere Kostenlose Bücher