Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Schaufel, die Wilcox neben der Hütte gefunden hatte. Doch als das Brett schließlich barst und nachgab, zerbrach es sofort in zwei Stücke und gab den Blick auf ein stinkendes Loch in der Erde frei. Als sanitäre Maßnahme hatte man ungelöschten Kalk hineingeschüttet, so dass die graubraune Masse der Fäkalien von weißen Streifen durchzogen war.
»Irgendwo da drinnen«, sagte Cowart.
»Hoffe, alle hier haben sich immer brav impfen lassen«, murmelte Wilcox. »Hat irgendjemand irgendwelche offenen Wunden? Dann Vorsicht!«
Er nahm Brown die Schaufel aus der Hand.
»Ich hab’s damals vergeigt, jetzt bin ich mit der Zugabe dran«, flüsterte er mit zusammengebissenen Zähnen. Dann zog er das Jackett aus und kramte ein Taschentuch hervor, das er sich über Mund und Nase band. »Verflucht«, sagte er unter der improvisierten Gesichtsmaske gedämpft. »Dir ist schon klar, dass das hier keine legale Durchsuchung ist, oder«, sagte er zu Brown, der zur Bestätigung nickte. »Verdammt«, wiederholte Wilcox und trat an die schlammige Jauche.
Er stöhnte einmal, murmelte ein paar Kraftausdrücke und ging daran, mit der Schaufel Schicht für Schicht den Unrat abzutragen. »Behaltet die Schaufel im Auge, sorgt dafür, dass mir nichts entgeht«, sagte er, während er schwer durch den Mundschutz atmete.
Brown und Cowart antworteten nicht, sondern sahen Wilcox einfach dabei zu, wie er weitermachte. Er arbeitete sich zügig und zugleich behutsam voran. Einmal rutschte er aus und fing sich im letzten Moment, bevor er in das Loch glitt. Er hatte die Hände und Arme bis zu den Schultern hinauf mit Fäkalien verschmiert. Wilcox stieß einfach nur einen Fluch aus und arbeitete weiter.
Fünf Minuten vergingen, dann zehn. Der Detective grub weiter und legte höchstens eine kurze Pause ein, um den Gestank abzuhusten.
Nach weiteren fünf, sechs Schaufeln brummte er: »Muss inzwischen ein paar Jahre runter sein. Ich meine, wie viel Scheiße kann unsere alte Dame im Jahr produzieren?« Er lachte unglücklich.
»Da!«, sagte Cowart.
»Wo?«, fragte Wilcox.
»Da vorne«, antwortete Tanny und zeigte auf die Stelle. »Was ist das?«
Eine Schaufelladung hatte die Ecke eines festen Gegenstands freigelegt.
Wilcox verzog das Gesicht, bückte sich und packte den Gegenstand vorsichtig mit zwei Fingern. Mit einem saugenden Geräusch zog er ihn hoch. Es war ein rechteckiges Stück aus einem dicken, synthetischen Material.
Brown ging in die Hocke, starrte hinunter, nahm den Gegenstand behutsam und hielt ihn hoch.
»Du weißt, was das ist, Bruce?«
Der Detective nickte. »Und ob.«
»Was denn?«, fragte Cowart.
»Ein Stück der Fußmatte des Autos. Erinnern Sie sich? In Fergusons Wagen war ein größeres Stück herausgeschnitten. Da haben wir es.«
»Kannst du noch was erkennen?«, fragte Brown.
Wilcox drehte sich noch einmal um und stocherte mit der Schaufel an derselben Stelle in der Kloake. »Nein«, sagte er. »Warte mal, hm, was haben wir denn da?«
Er zog etwas aus der Masse, das wie ein fester Klumpen Kot aussah, und reichte ihn Brown. »Da.«
Der Lieutenant drehte sich zu Cowart um. »Sehen Sie?«, fragte er.
Cowart starrte den Fund an, bis er erkannte, was es war.
Der Klumpen bestand aus einer Jeans, einem Hemd, einem Paar Turnschuhen und Socken, alles zusammengerollt und mit einem Senkel verschnürt. Nach all den Jahren in Fäkalien und Kalk waren nur noch zerfetzte Lumpen davon übrig, doch immer noch deutlich zu erkennen.
»Jede Wette«, sagte Wilcox, »dass da noch Blutrückstände dran sind.«
»Noch irgendwas da unten?«
Der Detective kämpfte sich noch ein paar Minuten mit der Schaufel ab. »Glaube nicht.«
»Dann komm raus.«
»Nichts lieber als das.« Er stieg aus der Grube.
Wortlos kehrten die drei Männer in den Hof zurück, wo sie die Gegenstände sorgfältig in der Sonne ausbreiteten. »Kann man die kriminaltechnisch untersuchen?«, fragte Cowart.
Brown zuckte die Achseln. »Denke schon.« Er sah sich die Funde schweigend an. »Erübrigt sich eigentlich.«
»Allerdings«, stimmte Cowart zu.
Wilcox versuchte, sich notdürftig zu säubern. Während er die Kotreste von den Kleidern schüttelte, blickte er zu seinem Partner hinüber. »Tanny«, sagte er kleinlaut. »Tut mir leid, Kumpel. Das hätte mir damals nicht passieren dürfen. Lag ja irgendwie nahe.«
Brown schüttelte den Kopf. »Hinterher ist man immer schlauer. Schon in Ordnung. Ich hätte den Durchsuchungsbericht auch noch mal durchlesen
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