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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sich jemanden zu suchen. Sie fuhren auf perverse Dreier ab. Nur dass es dem Jungen, nachdem sie ihren Spaß mit ihm gehabt hatten, dämmerte, dass es da außer dem Hunderter, den sie ihm zahlten, vielleicht noch mehr für ihn zu holen gab. Ich meine, er sah das Auto, die schöne Wohngegend und so. Es kam zum Streit. Er zog eine stinknormale Rasierklinge aus der Tasche. So was ist immer noch eine ziemlich wirkungsvolle Waffe. Schlitzte dem Mann mit einem Hieb die Halsschlagader auf …«
    Der Detective unterstrich seine Worte mit einer blitzschnellen, scharfen Handbewegung durch die nächtliche Luft.
    »… der Mann sackt zu Boden, als hätte er einen Schuss abbekommen. Röchelt noch ein paar Mal, und das war’s. Gerade noch lange genug am Leben, um zu begreifen, dass er stirbt. Kein angenehmer Tod. Natürlich schreit die Frau und versucht, wegzurennen. Also packt der Bursche sie an den Haaren, zieht ihr den Kopf zurück und zack. Richtig schnell, sie hat nur noch einen letzten Schrei ausgestoßen. Trotzdem, Pech für den Jungen. Ein Nachbar hat sie gehört und uns angerufen. Der Mann litt unter Schlaflosigkeit und war noch mal mit dem Hund rausgegangen. Wir haben uns den Burschen geschnappt, als er zur Haustür rauskam und alles, was nicht niet- und nagelfest war – Stereoanlage, Fernseher, Kleider –, blutüberströmt, wie er war, in den Wagen schleppte.«
    Er blickte quer über den Garten und fragte ausdruckslos: »Matty, wie lautet Hawkins’ erstes Gesetz der Straße?«
    Cowart schmunzelte. Hawkins war immer für einen Spruch gut. »Das erste Gesetz, Vernon, besagt, dass man nie nach Problemen Ausschau zu halten braucht, denn die Probleme treffen einen von selbst.«
    Der Polizist nickte. »Reizender Junge. Ganz reizender, psychopathischer Junge. Sagt, er könnte nichts dafür.«
    »Du liebe Güte.«
    »So seltsam ist das gar nicht«, fuhr der Detective fort. »Ich meine, wahrscheinlich ist der Kleine davon überzeugt, dass unser junger Manager und sein Frauchen selbst schuld sind, dass das passiert ist. Hätten sie nicht versucht, ihn übers Ohr zu hauen, so was in der Art.«
    »Aber …«
    »Keine Reue. Nicht der Funken von Mitleid oder sonst irgendwelchen menschlichen Regungen. Einfach nur ein Junge. Erzählt mir in allen Einzelheiten, wie es gewesen ist, und sagt am Schluss: ›Ich hab nix gemacht, ich bin unschuldig. Ich will einen Anwalt.‹ Wir stehen da, und überall ist Blut, und er sagt, er hat nix gemacht. Wahrscheinlich, weil es ihm nichts bedeutete. Himmel …«
    Ratlos und erschöpft lehnte er sich zurück. »Und wissen Sie, wie alt der Bursche ist? Fünfzehn. Letzten Monat fünfzehn geworden. Sollte zu Hause sein und sich mit Pickeln, Dates und Hausaufgaben beschäftigen. Kommt mit Sicherheit in den Jugendknast, jede Wette!«
    Der Detective schloss mit einem Seufzer die Augen. »›Ich hab nix gemacht. Ich hab nix gemacht.‹ Gütiger Gott.«
    Er streckte die Hand aus. »Sehen Sie sich das an. Da hab ich neunundfünfzig Jahre auf dem Buckel, bin kurz vor der Pensionierung und bilde mir ein, mich haut so schnell nichts mehr um.«
    Dem alten Freund zitterte die Hand. Cowart sah es deutlich im blinkenden Licht der Streifenwagen.
    »Wissen Sie was?«, sagte Hawkins und starrte auf seine Hand. »Ich kann so was einfach nicht mehr hören. Manchmal stelle ich es mir erträglicher vor, es mit der Knarre zu regeln, als mir noch ein einziges Mal anzuhören, wie so ein Scheißkerl über das Blutbad, das er angerichtet hat, redet, als wär nichts. Als hätte er nicht mal eben so jemandem das Licht ausgepustet, sondern ein Bonbonpapier zerknüllt und weggeworfen. Verschmutzung des öffentlichen Raums statt Mord.«
    Er drehte sich zu Cowart um. »Wollen Sie’s sehen?«
    »Was denken Sie denn! Gehen wir rein«, antwortete er entschlossen.
    Hawkins sah ihn eindringlich an. »Ich wär mir an Ihrer Stelle nicht so sicher. Sie sind immer schnell bei der Hand, wenn es darum geht, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Ist kein schöner Anblick, glauben Sie’s mir.«
    »Nein«, sagte Cowart. »Es ist mein Job.«
    Der Detective zuckte mit den Achseln. »Wenn ich Sie da mit reinnehme, müssen Sie mir was versprechen.«
    »Das wäre?«
    »Sie gucken sich an, was er getan hat, danach zeig ich Ihnen den Jungen, er ist in der Küche – aber Sie machen in Ihrem Artikel deutlich, dass er nicht der Junge von nebenan ist, ja? Kein armes, benachteiligtes, bedauernswertes, kleines Kind. Das wird sein Anwalt sagen, sobald

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