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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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er auf der Bildfläche erscheint. Ich will was anderes lesen. Machen Sie ihnen klar, dass er ein eiskalter Killer ist, verstanden? Eiskalt. Ich will nicht, dass irgendjemand die Zeitung in die Finger kriegt, ein Bild von ihm sieht und denkt: Wie kann so ein netter Junge etwas so Schlimmes verbrochen haben?«
    »Das lässt sich machen«, sagte Cowart.
    »Gut.« Der Polizist zuckte mit den Achseln, stand auf und ging mit ihm Richtung Haustür. An der Schwelle drehte er sich noch einmal zu Cowart um und fragte: »Sind Sie sicher? Das sind ganz gewöhnliche Leute wie du und ich. Das hier werden Sie nie vergessen. Ihr ganzes Leben nicht.«
    »Gehen wir.«
    »Matty, hören Sie ein einziges Mal auf einen alten Mann, der’s gut mit Ihnen meint.«
    »Gehen wir, Vernon.«
    »Dann müssen Sie mit dem Alptraum leben«, erwiderte der Detective. Und er sollte recht behalten.
    Cowart hatte die Leichen des Managers und seiner Frau vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Sie waren von oben bis unten so voller Blut, als trügen sie rotbraune Kleidung. Jedes Mal, wenn das Blitzlicht des Polizeifotografen aufflackerte, schimmerten die Toten für einen Moment auf.
    Wortlos war er dem Ermittler in die Küche gefolgt. Dort saß der Junge in Sportschuhen und Jeans, mit nacktem Oberkörper. Ein Arm war mit Handschellen an den Stuhl gekettet. Sein Körper war blutverschmiert, doch er achtete nicht darauf und rauchte lässig eine Zigarette, die er in der freien Hand hielt. Fast wirkte er dadurch noch jünger, wie ein Kind, das sich gegenüber den Polizisten im Raum besonders cool gab, um älter zu wirken, gerade dadurch jedoch besonders naiv schien. Das blonde Haar des Jungen war teilweise von getrocknetem Blut verklebt, das auch eine Wange bräunlich färbte. Dem Teenager wuchs noch kein Bart.
    Als Cowart mit dem Detective den Raum betrat, sah der Junge auf. »Wer ist das?«, fragte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf Cowart.
    Eine Sekunde lang blickte Cowart ihm in die Augen. Sie waren stahlblau und abgründig böse. Cowart hatte das Gefühl, als starrte er auf die Schneide eines Henkersbeils.
    »Er ist Reporter, beim Journal «, erwiderte Hawkins.
    »He, Reporter!«, sagte der Junge und brach in ein Grinsen aus.
    »Was ist?«
    »Machen Sie allen klar, dass ich nichts getan hab«, sagte er. Dann lachte er heiser und schrill zugleich, ein Laut, der Cowart wie ein Echo verfolgte, als ihn Hawkins aus der Küche in die Morgendämmerung geleitete – und sich ihm unauslöschlich ins Gedächtnis eingrub.
    Er war in sein Büro zurückgekehrt und hatte den Artikel über den aufstrebenden Manager, seine Frau und den Jungen verfasst. Er hatte die blutgetränkte, verkrumpelte Bettwäsche beschrieben, die roten Spritzflecken, die wie auf einem Gemälde von Dalí die Wände überzogen. Er hatte das Viertel und das gepflegte Haus geschildert, die gerahmte Urkunde an einer Wand erwähnt, eine Auszeichnung für besonders erfolgreiche Verkaufsabschlüsse. Auch die Verlockungen von illegalem Sex, denen biedere Vorstadtbürger erliegen, und den Strich in Fort Lauderdale, auf dem jede Nacht Minderjährige ihre Dienste anboten und von Minute zu Minute alterten, behandelte er in seinem Artikel. Schließlich hatte er seinem Freund die Bitte erfüllt und die Augen des Jungen festgehalten.
    Geendet hatte er mit den Worten des Täters.
    Als er am Abend mit einem Vorabdruck, von dem ihm auf der Titelseite sein Artikel entgegensprang, nach Hause kam, hatte ihn eine Erschöpfung erfasst, die über Schlafmangel weit hinausging. Er war ins Bett gekrochen und hatte sich, wie von fiebrigem Schüttelfrost gepackt, an seine Frau geschmiegt, als könne er nirgends sonst auf der Welt Wärme finden, auch wenn er bereits wusste, dass sie ihn verlassen wollte.
    Cowart schüttelte den Kopf, um mit der letzten Schläfrigkeit die Erinnerungen hinter sich zu lassen, und sah sich an seinem Arbeitsplatz um.
    Hawkins war inzwischen tot – in einer kleinen Feierstunde hatten sie ihn mit einer bescheidenen Pension verabschiedet und dem Schicksal eines Emphysems überlassen, das ihn seinen Lebensrest heraushusten ließ. Cowart war zu der Feierstunde gegangen und hatte geklatscht, als der Polizeichef die Verdienste des Ermittlers würdigte. Danach hatte er ihn so oft, wie er konnte, in seiner kleinen Wohnung in Miami Beach besucht. Es war eine spärlich eingerichtete Wohnung gewesen, mit Zeitungsausschnitten von Cowart und anderen Reportern an den Wänden. »Vergiss die Regeln

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