Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
eines Dreiecks. Ferguson ist der dritte Schenkel, die Verbindung zwischen den anderen beiden. Ohne Ferguson hätte Cowart Sullivan nie zu Gesicht bekommen. Ich dachte mir einfach, wär besser, den Kerl zu überprüfen. Ob er für die Mordzeit ein Alibi hat. Ob er irgendetwas weiß. Wollte mir den Burschen einfach mal ansehen.«
Weiss zögerte. »Na schön«, sagte er schließlich, »ist halbwegs nachvollziehbar. Ich hab zwar keine Ahnung, was uns das bringt, scheint aber zumindest nicht allzu weit hergeholt. Du meinst also, zwischen den dreien besteht eine Verbindung, ja? Irgendwas, das zu den Morden beigetragen hat?«
»In irgendeiner Form.«
»Aber wieso hätte dieser Mistkerl Cowart das nicht in seiner Reportage bringen sollen?«
»Keine Ahnung. Weil es ihn vielleicht in ein schlechtes Licht gerückt hätte?«
»Schlechtes Licht? Andy, wach auf, der Mann ist eine Hure. Alle Reporter sind Huren. Ihre Tricksereien von gestern sind denen völlig egal, die interessiert nur, was sie als Nächstes auf die Titelseite setzen können. Ich seh schon die Schlagzeilen vor mir: TODESTRAKT-VERSCHWÖRUNG AUFGEDECKT. Das brächten die so groß, dass es nicht mal auf die Titelseite passen würde. Die wären aus dem Häuschen. Brächte ihm wahrscheinlich den nächsten Preis ein.«
»Mag sein.«
Weiss schnaubte verächtlich. »Klar doch, mag sein. Egal, hast du irgendwas rausgefunden, was diesen Ferguson mit dem Tarpon Drive in Verbindung bringt?«
»Nein.«
»Kann zum Beispiel irgendjemand bezeugen, dass er in Islamorada war? Und was ist mit den Nachbarn im Tarpon Drive? Hat da irgendwer einen Schwarzen erwähnt?«
»Nein.«
»Hotelquittungen, Flugtickets oder sonst was in der Art? Wie sieht es mit Blutspuren oder Abdrücken oder einer Tatwaffe aus?«
»Fehlanzeige.«
»Soll das heißen, du bist extra da hoch geflogen, weil der Kerl vage mit den anderen beiden Akteuren in Verbindung steht?«
»Ja«, sagte sie zögernd. »Es war so ein Bauchgefühl.«
»Also bitte, Andy. Im Krimi lassen sich Cops vom Bauchgefühl leiten, aber nicht im wirklichen Leben. Bitte verschone mich mit Gefühlen, beschränke dich auf das, was du aus dem Scheißkerl rausgekriegt hast.«
»Er hat geleugnet, persönlich irgendetwas über den Doppelmord zu wissen, aber er hat mir ein paar interessante Sachen darüber erzählt, wie die Dinge im Todestrakt laufen. Behauptet, die meisten Wachleute dort wären kaum besser als die Mörder in den Zellen. Hat suggeriert, dass wir uns auf die konzentrieren sollten.«
»Das leuchtet in der Tat ein«, erwiderte Weiss. »Und genau das tue ich gerade, kann ich dir auch nur ans Herz legen. Der Kerl hatte ein Alibi, ja?«
»Hat behauptet, hätte in Seminaren an der Uni gesessen. Er studiert Kriminalwissenschaften.«
»Tatsächlich? Also, das ist wirklich interessant.«
»Ja, er hatte ein Bücherregal voller Lehrbücher über Forensik und Strafverfolgung, sagt, die werden an der Uni durchgenommen.«
»Na schön. Kannst du das überprüfen und, falls es sich bestätigt, auf dem schnellsten Wege hierherkommen?«
»Ähm, klar. Ja.«
Für einen Moment herrschte Funkstille, dann sagte Weiss: »Andy, wieso höre ich bei dir so ein Zögern heraus?«
Sie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »Mike, hattest du schon mal das Gefühl, dass du gerade aus den falschen Gründen mit dem richtigen Kerl gesprochen hast? Ich meine, der Typ hat mich ins Schwitzen gebracht. Ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll. Mit dem stimmt etwas nicht, da bin ich mir ganz sicher. Ich kann nicht sagen, wieso, aber der hat mir gehörig Angst eingejagt.«
»Noch so ein Bauchgefühl?«
»Herzklopfen trifft es besser. Mike, bitte, ich bilde mir das nicht ein.«
Weiss wartete einen Moment, bevor er sie fragte: »Wie viel Angst?«
»Auf einer Skala von eins bis zehn so um die neun Komma neun.«
Sie spürte, dass ihr Vorgesetzter angestrengt überlegte.
»Du weißt, was ich jetzt sagen müsste, nicht wahr?«
Sie nickte. »Ich soll eine kalte Dusche nehmen oder auch eine heiße und die Sache vergessen. Egal, was der Kerl tut, die Hauptsache, er tut es woanders, dann sollen sich die zuständigen Cops darum kümmern, während ich so schnell wie möglich meinen Abgang mache und mich im Sunshine State zurückmelde.«
Er lachte. »Mann«, sagte er, »du klingst schon wie ich.«
»Und?«
»Meinetwegen«, sagte er bedächtig. »Nimm die richtige Dusche. Dann stochere noch ein, zwei Tage rum, so viel du willst. Ich komm hier ganz gut
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