Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
richtig fetten Dollars für die Drogendealer zu waschen, dass diese klitzekleine Überweisung einfach ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist. Wetten, Andy, dass du dieses Konto sogar an einem Geldautomaten leer räumen kannst, ohne auch nur einem Menschen aus Fleisch und Blut in die Augen zu sehen?«
»Weiß der Produzent, wer es eingerichtet hat?«
»Der Idiot? Ganz bestimmt nicht. Sullivan hat ihm einfach die Nummer gegeben und ihn instruiert. Der weiß jetzt nur, dass Sullivan ihn gelinkt hat, indem er seine Lebensgeschichte Cowart erzählt hat, so dass sie schnurstracks in die Zeitung kam, während der Kerl davon träumte, er hätte die alleinigen Rechte. Und dann hat er ihn ein zweites Mal über den Tisch gezogen, indem er sich auf den Grillstuhl gesetzt hat. Der Mann ist wegen der Situation nicht gerade beglückt.«
Shaeffer schwieg. Sie hatte das Gefühl, zwischen zwei Strudel geraten zu sein.
Weiss war nicht zu bremsen. »Und noch etwas, ziemlich aufschlussreich.«
»Lass hören.«
»Sullivan hat ein handschriftliches Testament hinterlassen.«
»Ein Testament?«
»Ganz recht. Außergewöhnliches Dokument. Quer über ein paar Bibelseiten geschrieben. Genauer gesagt, über Psalm 23. Du weißt schon, im finsteren Tal und kein Unglück fürchten und so. Hat mit einem schwarzen Filzstift einfach drübergekritzelt und ein Lesezeichen zwischen die Seiten gesteckt. Dann hat er noch eine Notiz auf einen Zettel geschrieben und auf den Karton geklebt, wo draufstand: ›Bitte die markierte Stelle lesen …‹«
»Und was steht da?«
»Dass er seine letzte Habe einem der Wachmänner vermachen will, einem Sergeant Rogers. Erinnerst du dich an den Mann? Derjenige, der uns vor der Exekution nicht zu Sullivan lassen wollte. Und der Cowart in den Knast gelassen hat.«
»Ist das der …«
»Sullivan schreibt: ›Ich hinterlasse all meinen irdischen Besitz Sergeant Rogers, der mir …‹, und jetzt kommt’s, ›an einem äußerst kritischen Punkt meines Lebens Hilfe und Trost gewesen ist und dessen schwierige Dienste ich niemals aufwiegen kann. Auch wenn ich es versucht habe …‹« Weiss legte eine Pause ein. »Wie findest du das?«
Shaeffer nickte, auch wenn ihr Partner dies nicht sehen konnte. »Sieht nach einem interessanten Zusammenspiel verschiedener Vorkommnisse und Ereignisse aus.«
»Seh ich auch so. Und weißt du was?«
»Ganz Ohr.«
»Der gute Sergeant hatte, bevor Cowart die Leichen entdeckte, drei Tage dienstfrei. Und rate mal, was er noch hat?«
»Was?«
»Einen Bruder, der in Key Largo wohnt.«
»Das haut mich jetzt um.«
»Es kommt noch besser. Einen Bruder mit einem Vorstrafenregister. Wurde zweimal wegen Einbruchs verknackt. Hat wegen Körperverletzung elf Monate im Bezirksgefängnis abgesessen – irgendeine Handgreiflichkeit in einer Bar –, wurde einmal wegen illegalen Waffengebrauchs einer Magnum .357 angeklagt, das wurde aber fallengelassen. Aber das ist noch nicht alles. Erinnerst du dich an deine Tatortanalyse? Der Bruder ist Linkshänder, und beiden Opfern wurde die Gurgel von rechts nach links durchgeschnitten. Gibt einem schon zu denken, oder?«
»Hast du mit ihm gesprochen?«
»Noch nicht. Dachte, ich warte, bis du zurück bist.«
»Danke«, sagte sie. »Weiß ich zu schätzen. Aber eine Frage hätte ich noch.«
»Die wäre?«
»Wieso hat er Sullivans Sachen nicht nach der Hinrichtung entsorgt? Ich meine, er musste damit rechnen, dass Sullivan, falls er ihn linken wollte, irgendwo seine Botschaft an den Mann bringen würde, oder?«
»Daran hab ich auch gedacht. Nicht gerade klug von ihm, die Kartons rumliegen zu lassen. Aber vielleicht ist er ja nicht so clever. Oder er hat unterschätzt, wie gerissen und abgedreht Sully ist. Oder er hat einfach nicht drangedacht. Auf jeden Fall ist es ein verhängnisvoller Fehler.«
»Verstehe«, sagte sie.
»Der passt als Tatverdächtiger wirklich gut ins Bild, Andy, wirklich. Woll’n doch mal sehen, ob wir den nicht für den Keys-Mord drankriegen. Wir nehmen erst mal seine Anruflisten unter die Lupe, um zu sehen, ob er auffällig oft mit diesem Bruder telefoniert hat. Und dann gehen wir mit dem, was wir haben, vielleicht zum Staatsanwalt.« Der Detective legte eine kurze Pause ein, bevor er hinzufügte: »Nur eins macht mir zu schaffen …«
»Was denn?«
»Na ja, Andy, das ist ein ziemlich großer, unübersehbarer Pfeil, den Sully da auf unseren Sergeant abgeschossen hat, bevor er in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Und es
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