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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Gedächtnis haften bleibt. So wie sein letzter Wagen.«
    Er drehte sich zu Shaeffer um, legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie fest – die erste vertraute Geste, die Cowart bei dem mächtigen Mann gegenüber der jungen Kollegin beobachtete.
    »Es gibt nur die beiden Türen«, sagte er kaum hörbar, aber mit fester Stimme. »Eine vorne, da bin ich, und den Hinterausgang, da sind Sie. Soweit ich mich erinnern kann, sind an der linken Seite Fenster, da drüben …« Er zeigte auf die Wand, die unmittelbar an den Waldrand grenzte. »Da liegen die Schlafzimmer. Falls rechts auch noch Fenster sind, kann ich sie übernehmen, entweder von drinnen, vom Wohnzimmer, oder von der vorderen Veranda aus. Konzentrieren Sie sich also auf die Hintertür, aber denken Sie immer daran, dass er möglicherweise aus dem Fenster springt. Halten Sie die Augen offen. Alles klar?«
    »Ja, alles klar«, bestätigte sie mit unsicherer Stimme.
    »Noch etwas: Ich möchte, dass Sie dort die Stellung halten, bis ich Sie rufe. Beim Namen rufe. Seien Sie leise, bleiben Sie in Deckung. Sie sind unser Sicherheitsnetz.«
    »Ist gut«, sagte sie.
    »Schon mal so was gemacht?«, fragte Tanny Brown unvermittelt und musste selbst schmunzeln. »Schätze, die Frage kommt ein bisschen spät …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eine Menge Festnahmen. Trunkenheit am Steuer, Diebstahl, Einbruch. Und dann zwei Vergewaltigungen. So was wie Ferguson noch nie.«
    »Gibt zum Glück nicht viele Fergusons zum Üben«, flüsterte Cowart.
    »Keine Sorge«, sagte Brown, immer noch mit einem Lächeln. »Der Bursche ist ein Feigling. Bei kleinen Mädchen und verängstigten Teenagern ist er eiskalt, aber Leuten wie Ihnen und mir ist der Kerl nicht gewachsen …«, sagte Brown zur Ermunterung. Cowart hatte den Namen seines ermordeten Partners auf den Lippen, biss sich jedoch auf die Zunge. »Denken Sie dran, das ist alles halb so wild …«
    Er wechselte plötzlich in den Südstaatensingsang, so dass seine letzte Aufforderung harmloser klang, als sie war: »Und jetzt nichts wie los, bevor es heller wird und die Leute aus den Betten kriechen.«
    Shaeffer nickte, lief los und blieb abrupt stehen. »Hund?«, flüsterte sie nervös.
    »Nein.« Brown schwieg einen Moment. »Sobald Sie da um die Ecke sind, gehe ich zur Eingangsseite. Sie schleichen sich zur Rückseite weiter. Sie werden mitbekommen, wenn ich vor der Tür stehe, ich hab nämlich nicht vor, besonders leise zu sein, wenn ich schon mal da bin.«
    Shaeffer kniff einen Moment die Augen zu, atmete tief ein und sprach sich Mut zu. Diesmal keine Fehler, schärfte sie sich ein. Sie blickte zu dem kleinen Haus hinüber: kein Platz für Fehler, dachte sie. »Also los«, sagte sie und huschte geduckt so schnell sie konnte über das offene Gelände.
    Cowart sah, dass sie ihre Pistole schussbereit in der Hand hielt, als sie zur Ecke des Hauses lief.
    »Haben Sie zugehört, Cowart?«, fragte Brown. Seine Worte schienen bei Cowart in ein Vakuum zu fallen. »Haben Sie das alles mitbekommen?«
    »Ja, ja«, erwiderte der Reporter durch die Zähne.
    »Wo steckt Ihr Notizbuch?«
    Cowart hielt die Hand hoch und wedelte mit dem Büchlein. Brown grinste. »Wie beruhigend, dass Sie scharfe Munition dabeihaben«, sagte er.
    Cowart starrte ihn an.
    »Das sollte ein Witz sein. Kein Grund zur Panik.«
    Cowart nickte. Er beobachtete, wie der Polizist Shaeffer ansah, die jetzt an der Ecke der Hütte stehen geblieben war. Ein Lächeln huschte über Browns Gesicht. Dann richtete er sich auf und lockerte einmal kurz die Schultern, als wollte er die letzte Erschöpfung aus den Gliedern schütteln. Cowart erkannte, dass der Lieutenant etwas von einem Krieger hatte, dessen Furcht vor der bevorstehenden Schlacht von ihm weicht, sobald der Feind in Sichtweite ist. Er war vielleicht nicht gerade glücklich, jedoch auf alles, was an Gefahren und Überraschungen im Innern der Hütte lauern mochte, gefasst. Der Reporter betrachtete die eigenen Hände, als könnten sie ihm etwas über seine Befindlichkeit sagen. Sie sahen blass aus und zitterten nicht. So weit, so gut, dachte er, bring’s zu Ende. »Guter Witz«, antwortete er, »unter den gegebenen Umständen.«
    Beide Männer grinsten, auch wenn ihnen nicht danach war.
    »Also dann«, sagte Tanny Brown. »Morgenappell.«
    Cowart drehte sich zum Haus um und dachte daran, wie er das erste Mal dort vorgefahren war. Damals hatte er den Sturm der Entrüstung und die Feindseligkeit, die er mit seiner

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