Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
haben gelogen. Sie haben mich belogen, und jetzt lügen Sie schon wieder. Sie haben ihn getötet, geben Sie’s zu! Und Sie haben Joanie Shriver getötet. Sie haben sie alle getötet. Wie viele? Wie viele, verdammt?«
Ferguson straffte die Schultern. »Sie sind ja vollkommen übergeschnappt, Mr. Cowart«, sagte er ruhig und eiskalt. »Dieser Mann …«, er deutete auf Tanny Brown, »… hat Sie offenbar mit seinem Irrsinn angesteckt. Wie ich Ihnen bereits sagte, habe ich niemanden getötet. Ich sag’s Ihnen jetzt noch einmal.«
Er wandte sich dem Polizisten zu. »Sie haben nichts, womit Sie mir drohen könnten, Tanny Brown. Nichts, was ein Verteidiger vor Gericht nicht genüsslich in der Luft zerfetzen würde. Sie haben nichts in der Hand.«
»Nein«, sagte Cowart. »Er nicht. Aber ich. Ich habe alles.«
Fergusons Augen funkelten böse, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Cowart richtete. Dem Reporter entging nicht, dass ihm sein Gesicht heiß anlief.
»Sie scheinen zu glauben, Sie hätten einen direkten Draht zur Wahrheit, Mr. Cowart. Sie irren.«
Ferguson ballte die Fäuste.
Brown trat vor und schubste Cowart zur Seite.
»Du kannst mich mal, Bobby Earl. Ich will, dass du mit aufs Revier kommst. Gehen wir …«
»Wollen Sie mich verhaften?«
»Du hast es erfasst. Wegen des Mordes an Joanie Shriver. Wieder. Wegen Behinderung der Staatsgewalt. Dafür, dass du diese Kleider draußen im Klo versteckt hast. Für Falschaussage unter Eid beim Prozess. Und als Hauptzeuge im Vermisstenfall Bruce Wilcox. Das wird für reichlich Gesprächsstoff sorgen.«
Tanny Browns Gesicht schien wie aus Eisen. Mit der freien Hand griff er in die Jackentasche und zog ein Paar Handschellen hervor, während er den Revolver auf Fergusons Gesicht richtete. »Du kennst das ja schon. Beine auseinander, Gesicht zur Wand.«
»Sie meinen das ernst? Sie verhaften mich?«, fragte der Mörder fassungslos mit einer Stimme, die erneut seine Wut verriet. »Von der Anklage bin ich rechtskräftig freigesprochen, und alles andere ist Quatsch. Das können Sie nicht machen!«
Tanny Brown hob die Dienstpistole. »Jetzt pass mal gut auf«, sagte er und betonte jedes Wort. Sein Blick durchbohrte Ferguson. »Du hättest dich vor mir verstecken sollen, Bobby Earl, denn für dich ist das Spiel aus. Hier und jetzt. Aus.«
»Sie haben nichts gegen mich in der Hand.« Ferguson lachte kalt. »Sonst wären Sie mit einer ganzen Armee hier aufmarschiert und nicht mit einem armseligen Reporter, der immer nur dieselben idiotischen Fragen stellt.«
Jedes Wort, das er ausspuckte, klang wie eine Obszönität.
»Sie buchten mich nicht wieder ein, Tanny Brown, und das wissen Sie genau.« Er lachte. »Ich bin ein freier Mann, und das werde ich bleiben.«
Doch seine Worte standen im Widerspruch zu seiner nervösen Körpersprache. Er nahm die Schultern nach vorn, beugte leicht die Knie und ging in die Grätsche wie ein Boxer vor dem gegnerischen Schlag.
Tanny Brown verstand die Geste. »Mach schon, gib mir einen Vorwand«, sagte er. »Du weißt, wie mich das freuen würde.«
»Ich komm nicht mit«, sagte Ferguson. »Haben Sie überhaupt einen Haftbefehl?«
»Du kommst mit«, beharrte Brown. Er sprach in ruhigem, bedrohlichem Ton. »Ich sorge dafür, dass du wieder in den Todestrakt kommst, hörst du? Wo du hingehörst. Es ist vorbei.«
»Es ist nie vorbei«, antwortete der Mörder und trat zurück.
»Keiner geht hier irgendwohin«, krächzte eine strenge Stimme.
Alle drei Männer wirbelten herum.
Cowart sah den Doppellauf der Flinte, bevor die kleine, drahtige Gestalt von Fergusons Großmutter ins Blickfeld trat. Das Gewehr zielte auf Tanny Brown.
»Keiner geht hier irgendwohin«, wiederholte die alte Frau. »Schon gar nicht in den Todestrakt.«
Brown schwenkte im Bruchteil einer Sekunde seine Pistole herum, zielte auf die Brust der Frau und beugte gleichzeitig leicht die Knie. Wie ein Gespenst war sie in einen langen, weißen Morgenmantel gehüllt, der ihr bei jeder Bewegung um den mageren Körper flatterte. Sie hatte das Haar hochgesteckt und trug nichts an den Füßen, als wäre sie erst in diesem Moment aus der Geborgenheit ihres Bettes hochgeschreckt und in diesen Alptraum gestürzt. Sie hatte die Flinte an der Schulter und zielte auf Tanny Brown, so wie sie das letzte Mal Cowart ins Visier genommen hatte.
»Miz Ferguson«, sagte Tanny Brown ruhig. »Sie müssen diese Waffe weglegen.«
»Der Junge bleibt hier«, sagte sie grimmig.
»Miz Ferguson,
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