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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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geradeaus.
    Vom Rücksitz aus unterbrach Andrea Shaeffer die Stille. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie hätten Verstärkung angefordert? Ich kann niemanden entdecken. Wie soll ich das verstehen?«
    Browns kurz angebundene Antwort sagte ihr zwischen den Zeilen, dass sich weitere Fragen erübrigten. »Wenn wir sie brauchen, können wir Unterstützung bekommen.«
    »Was ist mit ein paar Polizisten in Uniform? Brauchen wir nicht wenigstens ein paar Männer in Uniform?«
    »Wir kommen schon klar.«
    »Wo ist die Verstärkung?«
    Er biss die Zähne zusammen und antwortete in sarkastischem Ton: »Zum Greifen nahe.«
    »Darf ich mal sehen?«
    »Sicher«, erwiderte er ungerührt. Er griff unter seine Jacke und zog seinen Dienstrevolver aus dem Schulterholster. »Da. Zufrieden?«
    Damit setzte er dem Gespräch ein Ende, und Shaeffer kochte vor ohnmächtiger Wut. Dabei überraschte es sie nicht einmal, dass sie alleine loszogen. Ihr wurde sogar bewusst, dass es ihr so lieber war. Allein schon die Vorstellung, was Ferguson für ein Gesicht machen würde, wenn sie plötzlich an der Hütte seiner Großmutter erschien, war die Sache wert. Er hat geglaubt, er hätte mir genügend Angst eingejagt und ich hätte in Panik die Flucht ergriffen. Nun, da bin ich. Und ich bin kein zwölfjähriges Mädchen, das sich nicht wehren kann. Sie schaute zu Cowart hinüber, doch der schien so in seine eigenen Gedanken vertieft, dass er ihren Wortwechsel offenbar nicht mitbekommen hatte.
    In diesem Moment ahnte sie, dass sie nie wieder so intensiv erleben würde, was es hieß, Polizistin zu sein. Was sie vorhatten, war so einschneidend, dass Beweise oder formale Rechte vollkommen belanglos wurden, wenn die Schwelle übertreten war. Sie stellte sich die Frage, ob unmittelbare Todesnähe einen Menschen immer ein wenig um den Verstand bringt, und beantwortete sie mit ja.
    »Also gut«, sagte sie schließlich und merkte, wie ihr das Adrenalin in die Adern schoss. »Wie lautet der Plan?«
    Der Wagen holperte bedenklich über die Bodenwellen.
    »Gott«, sagte sie und hielt sich am Sitz fest. »Der Typ lebt wirklich in der Pampa.«
    »Direkt da drüben beginnt der Sumpf«, antwortete Cowart. »In der anderen Richtung nichts als karger Ackerboden.« Er musste daran denken, dass Wilcox ihn als Erster darauf hingewiesen hatte. »Also, wie lautet nun der Plan?«, fragte er Tanny Brown.
    Der Lieutenant fuhr langsam an den Wegesrand und hielt an. Er kurbelte die Scheibe herunter und ließ die feuchte Luft herein. Dann deutete er geradeaus ins morgendliche Zwielicht. »Die Hütte seiner Großmutter liegt etwa vier-, fünfhundert Meter vor uns«, erklärte er. »Den Rest des Weges gehen wir zu Fuß, damit wir nicht unnötig jemanden wecken. Und dann ganz einfach: Detective Shaeffer, Sie gehen zur Rückseite. Mit schussbereiter Waffe. Behalten Sie die Hintertür im Auge. Sorgen Sie einfach dafür, dass er nicht heimlich das Weite sucht. Falls er es versucht, hindern Sie ihn daran. Haben Sie das verstanden? Lassen Sie ihn nicht laufen. …«
    »Wollen Sie damit sagen …«
    »Ich will damit sagen, dass Sie ihn nicht laufen lassen sollen. Ich gehe davon aus, dass in Escambia für einen solchen Fall exakt dieselben Vorschriften gelten wie in Monroe. Der Bastard ist dringend des Mordes verdächtig. Mehrerer Morde, das Verschwinden eines Polizisten eingeschlossen. Ich denke, das erfüllt die Kriterien für einen hinreichenden Verdacht. Abgesehen davon ist er ein rechtskräftig verurteilter Schwerverbrecher. War er jedenfalls mal …« Auf Browns vielsagenden Blick reagierte Cowart nicht. »Sie kennen die Richtlinien zum Waffengebrauch in lebensgefährlichen Situationen. Sie werden selbst am besten wissen, was zu tun ist.«
    Shaeffers Gesicht wurde so fahl wie das Morgengrauen, doch sie nickte. »Verstanden«, antwortete sie mit fester Stimme. »Meinen Sie, er ist bewaffnet? Und erwartet uns?«
    Brown zuckte mit den Achseln. »Vermutlich ist er bewaffnet, dass er mit uns rechnet und auf der Lauer liegt, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wir sind auf dem schnellsten Wege hergekommen, vermutlich etwa so schnell wie er. Sollte mich wundern, wenn er schon so weit wäre. Noch nicht. Eins dürfen wir allerdings keinen Moment vergessen: Das hier ist sein Terrain.«
    »Schon klar.«
    Tanny Brown holte tief Luft. Zuerst hatte er in sachlichem, fast schneidend kaltem Ton gesprochen, doch an diesem Punkt schwang in seiner Stimme Überdruss mit, als hätte er nur noch den Wunsch,

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