Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Käfigs geleitet und angewiesen, auf der Bank ohne Ringvorrichtung Platz zu nehmen.
»Der Hurensohn kommt gleich. Warten Sie bitte hier«, sagte der Wachmann. Dann verließ er mit zügigen Schritten den Käfig und verschwand über eine Treppe und einen Gang aus Cowarts Blickfeld.
Wenig später erklang ein lautes Scheppern an einer der Türen zum offenen Bereich, und über die Sprechanlage ertönte eine Stimme: »Schutzmaßnahmen! Einlass für fünf Männer!«
Unter schrillem Getöse öffnete sich ein elektronisches Schloss, und als Cowart aufsah, fiel sein Blick auf Sergeant Rogers, der in Schutzweste und Helm einen Trupp von Männern anführte. Der Häftling wurde außer dem Sergeant von drei weiteren Beamten links und rechts sowie in seinem Rücken eskortiert. Dadurch war sein orangefarbener Overall fast völlig verdeckt. Die Gruppe eilte im Schnellschritt geradewegs zum Käfig.
Blair Sullivan humpelte aufgrund der Ketten und Schellen an Händen und Füßen. Sein Geleittrupp marschierte mit militärischer Präzision im Gleichschritt, während er selbst wie ein Kind, das bei einer Parade zum vierten Juli mithalten will, so schnell hüpfte, wie er konnte.
Sullivan war knochendürr, nicht groß, mit purpurroten Tätowierungen, die seine bleichen Unterarme zierten, und dichtem, graumeliertem schwarzem Haar. Mit wenigen, blitzschnellen Blicken hatte er den Käfig, die Wachleute und Matthew Cowart erfasst. Ein Lid schien ein wenig zu zucken, als funktionierten seine Augen unabhängig voneinander. Während er sich vom Sergeant die Kette zwischen den Handschellen und den Füßen abnehmen ließ, wirkten sein Grinsen und seine Körperhaltung betont lässig. Die Vollzugsbeamten, die ihn flankierten, hielten die Schlagstöcke einsatzbereit vor der Brust, und der Häftling lächelte sie betont freundlich an. Schließlich führte der Sergeant die Eisenkette durch den Ring am Tisch und befestigte sie erneut am Gefangenen, diesmal an einem breiten Ledergürtel um dessen Taille.
»Setzen«, befahl Rogers brüsk.
Die drei Wachmänner traten im selben Moment zurück, als der Häftling sich auf dem Stahlsitz niederließ. Während er Cowart ins Visier nahm, spielte das leichte Grinsen immer noch um seine Lippen. Mit zusammengekniffenen Augen sah er ihn forschend an.
»Also dann«, sagte Sergeant Rogers. »Legen Sie los.«
Er führte die Wachmänner aus dem Käfig und blieb stehen, um ihn sicher zu verschließen.
»Die mögen mich nicht«, sagte Sullivan mit einem Seufzer.
»Und wieso nicht?«
»Kulinarische Vorlieben«, antwortete er und lachte plötzlich los. Binnen Sekunden ging das Gelächter in Keuchen und schließlich in einen trockenen Husten über. Sullivan zog eine Packung Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer aus der Hemdtasche. Da seine Handgelenke mit der Kette am Tisch befestigt waren, musste er sich herunterbeugen, um eine Zigarette anzuzünden.
»Natürlich müssen sie mich nicht mögen, um mich zu töten. Was dagegen, dass ich eine rauche?«
»Nein, nur zu.«
»Ist schon irgendwie komisch, finden Sie nicht?«
»Was?«
»Dass der Verurteilte eine Zigarette raucht. Während alle versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen, sind die Leute hier im Todestrakt natürlich Kettenraucher. Mann, vermutlich sind wir R. J. Reynolds’ beste Kundschaft. Wahrscheinlich würden wir jedem gesundheitsschädlichen oder gefährlichen Laster frönen, wenn sie uns lassen würden. Wenigstens lassen sie uns rauchen. Und ich glaube nicht, dass sich hier jemand ernste Sorgen wegen Lungenkrebs macht, auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass der Staat, wenn man hier so richtig krank, ich meine, todkrank würde, vielleicht Bedenken hätte, einen auf den Stuhl zu setzen. Da sind die da oben zart besaitet, Cowart. Sie exekutieren nicht gerne einen, der psychisch oder körperlich krank ist, nee, nee, die wollen, dass die Männer, die sie brutzeln, gesund und stark sind. Vor ein paar Jahren gab es in Texas einen riesigen Aufschrei, als sie versuchten, so einen armen Tropf ins Jenseits zu befördern, der einen Herzinfarkt bekommen hatte, als sein Hinrichtungsbefehl eintraf. Sie haben ihn so lange aufgepäppelt, bis er auf eigenen Beinen zu seinem Tod laufen konnte. Wollten ihn keinesfalls auf einer Krankenbahre in die Kammer schieben. Hätte die Gefühle der Gutmenschen und der Weicheier zu sehr verletzt. Und dann gibt es noch eine tolle Geschichte aus den Dreißigern, über einen Gangster in New York. Sehen Sie, kaum traf der
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