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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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einfach für mich versuchen.«
    »In Ordnung, Mr. Cowart. Rufen Sie mich morgen früh an. Ich versuche, bis dahin eine Antwort für Sie zu bekommen.«
    Schweigend begaben sie sich durch die Schleusen der Haftanstalt. Einen Moment lang blieben sie im Eingangsbereich vor den Türen stehen, dann trat Rogers zusammen mit Cowart in die Sonne. Der Reporter sah, wie der Officer die Hand über die Augen legte und in die blendende Sonne am blassblauen Himmel blickte. Der Sergeant sog die saubere Luft ein und schloss die Lider, als genösse er es in vollen Zügen, aus der klammen Atmosphäre der geschlossenen Räume zu kommen. Dann schüttelte er den Kopf und kehrte ohne ein weiteres Wort in die Anstalt zurück.

    Ferguson hatte recht, räumte Cowart ein. Jeder kannte Blair Sullivan.
    Florida brachte seltsamerweise monströsere Mörder als andere Staaten hervor, fast als schlüge das Böse hier wie die verwachsenen Mangroven im salzhaltigen, sandigen Boden in der Nähe der Meeresküste Wurzeln und sei nicht mehr auszurotten. Darüber hinaus zieht der Bundesstaat in alarmierender Zahl auch die Mörder an, die nicht hier geboren sind, als folgten sie einer ungewöhnlichen Verschiebung der Gravitation und ihren schrecklichen Begierden. So ist man im Sunshine State mit den menschlichen Abgründen vertraut: Der Paranoiker, der in einem Schnellimbiss mit einer automatischen Waffe um sich schießt, oder die von Maden wimmelnden aufgedunsenen Leichen von Drogenkurieren in den Everglades werden mit Achselzucken quittiert. Herumtreiber, Verrückte, gekaufte Killer, irre Mörder, die aus Leidenschaft oder kaltblütig und grundlos töten, treibt es, so könnte man meinen, alle nach Florida.
    Blair Sullivan hatte auf seiner Fahrt Richtung Süden nach eigenem Geständnis zwölf Menschen ermordet. Dabei handelte es sich um Gelegenheitsmorde – Menschen, die zufällig seinen Weg kreuzten und es mit dem Leben bezahlten: der Nachtportier eines kleinen Motels, eine Kellnerin in einem Café, der Verkäufer eines kleinen Ladens, ein altes Touristen-Ehepaar, das am Straßenrand einen Reifen wechselte. Das Furchterregendste an seinem Blutrausch war die Beliebigkeit seiner Opfer und seiner Verbrechen. Einige wurden beraubt. Andere vergewaltigt, manche ohne jeden ersichtlichen oder nachvollziehbaren Grund ermordet: Den Angestellten einer Tankstelle traf die Kugel durch das Schutzgitter nicht etwa, weil er beraubt werden sollte, sondern weil er auf einen Zwanzig-Dollar-Schein nicht schnell genug herausgeben konnte. Schließlich war Sullivan in Miami verhaftet worden, als er wenige Minuten zuvor mit einem jungen Paar, das er in einer einsamen Straße beim Knutschen entdeckt hatte, fertig war. Bei den zwei jungen Opfern hatte er keine Eile gehabt. Den Mann hatte er gefesselt und gezwungen, dabei zuzusehen, wie er das Mädchen missbrauchte, und hinterher hatte er vor den Augen des Mädchens dem Freund die Kehle aufgeschlitzt. Als ein junger State Trooper ihn auf seiner Streife zufällig entdeckte, war er gerade dabei, auf die Leiche der jungen Frau einzustechen. »Einfach Pech gehabt«, erklärte Sullivan dem Richter bei der Urteilsverkündung arrogant und ohne eine Spur von Reue. »Wäre ich ein bisschen schneller gewesen, hätte ich mir auch den Cop vorgenommen.«
    Cowart griff in seinem Zimmer zum Telefon und war in wenigen Minuten mit der Lokalredaktion des Miami Journal verbunden. Er ließ sich mit Edna McGee, der Gerichtsreporterin, verbinden, die über Sullivans Verurteilung und Strafmaß berichtet hatte. Für einen Moment wurde Musik eingespielt, dann meldete sie sich in der Leitung.
    »He, Edna?«
    »Matty? Wo steckst du?«
    »In einem Zwanzig-Dollar-Motel in Starke und immer noch dabei, das Puzzle zusammenzusetzen.«
    »Du meldest dich doch bei mir, wenn du so weit bist? Und, wie laufen die Recherchen? In der Nachrichtenredaktion brodeln die Gerüchte, du wärst einer richtig heißen Sache auf der Spur.«
    »Kann mich nicht beklagen.«
    »Hat der Kerl nun dieses Mädchen umgebracht oder nicht?«
    »Kann ich nicht sagen. Da gibt es ein paar ernste Fragen. Die Polizisten haben sogar zugegeben, dass sie ihn geschlagen haben, bevor sie sein Geständnis bekamen. Nicht so schlimm, wie er es mir geschildert hat, aber immerhin.«
    »Im Ernst? Klingt gut. Wenn auch nur ein Hauch von Nötigung im Spiel war, hätte der Richter das Geständnis vom Tisch fegen müssen. Und wenn die Cops zugegeben haben, dass sie gelogen haben, wenn auch nur ein bisschen,

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