Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
na, jedenfalls müssen da bei dir ja sämtliche Alarmglocken schrillen.«
»Das macht mir irgendwie zu schaffen, Edna. Wieso geben die zu, dass sie den Mann geschlagen haben? Macht ihre Situation ja nicht eben leichter.«
»Matty, du weißt so gut wie ich, dass Polizisten die lausigsten Lügner sind. Sie versuchen es, und schon haben sie sich heillos verheddert. Es liegt ihnen einfach nicht, und so sagen sie am Ende die Wahrheit. Man muss nur lange genug dranbleiben, nachhaken. Am Ende rücken sie immer damit raus. Und wie kann ich dir helfen?«
»Blair Sullivan.«
»Sully? Mann, jetzt machst du mich aber neugierig. Was hat der denn damit zu tun?«
»Na ja, sein Name kam in einem seltsamen Zusammenhang auf, im Moment kann ich noch nicht drüber reden.«
»Komm schon, raus damit.«
»Alles zu seiner Zeit, Edna. Sobald ich mir sicher bin, erfährst du’s als Erste.«
»Versprochen?«
»Ja.«
»Großes Ehrenwort?«
»Edna, bitte.«
»Schon gut, schon gut. Blair Sullivan. Sully. Gott. Du kennst ja meine liberalen Ansichten, aber der Kerl, ich weiß nicht. Weißt du, wozu er dieses Mädchen gezwungen hat, bevor er sie umbrachte? Ich hab’s nicht geschrieben. Konnte ich einfach nicht. Als die Geschworenen das hörten, hat sich einer von ihnen übergeben, direkt auf der Bank. Die mussten unterbrechen, bis jemand die Schweinerei weggemacht hat. Nachdem sie zugesehen hatte, wie ihr Freund verblutet ist, hat Sully sie gezwungen, sich runterzubeugen und …«
»Ich will’s nicht wissen«, fiel ihr Cowart ins Wort.
Im selben Moment verstummte die Frau in der Leitung. Nach einer Weile fragte sie: »Also, dann sag, was du wissen willst.«
»Kannst du mir was über seine Fahrt nach Süden erzählen?«
»Sicher. Die Boulevardpresse nannte es den ›Todestrip‹. Na ja, war ziemlich gut dokumentiert. Zuerst hat er seine Vermieterin in Louisiana, nicht weit von New Orleans, umgebracht, dann eine Prostituierte in Mobile, Alabama. Er behauptet, er hätte einen Matrosen in Pensacola niedergestochen, einen Mann, den er in einer Schwulenbar aufgefischt hat, und hätte ihn auf einer Müllhalde entsorgt, dann …«
»Wann war das?«
»Hab ich in meinen Notizen, warte einen Moment, hab ich hier irgendwo im Schreibtisch.« Matthew Cowart hörte, wie das Telefon auf der Tischplatte abgelegt wurde, bevor Schubladen auf- und zugingen. »Hab’s, Sekunde: Müsste Ende April, spätestens Anfang Mai gewesen sein, unmittelbar nachdem er die Grenze zum Sunshine State überquert hat.«
»Und danach?«
»Ist er weiter langsam gen Süden gefahren. Unglaublich, wenn man mal drüber nachdenkt. In drei Bundesstaaten zur Fahndung ausgeschrieben, als Verdächtiger an sämtliche Polizeistationen rausgegangen, dann FBI-Flyer mit seinem Foto, Warnhinweise über die zentrale Computerdatenbank. Und niemand bekommt ihn zu Gesicht. Jedenfalls niemand, der es überlebt. Als er in Miami ankam, war es schon Ende Juni. Muss lange gebraucht haben, um all das Blut aus den Klamotten zu waschen.«
»Wie sieht es mit den Fahrzeugen aus?«
»Also, er hat drei benutzt, alle gestohlen. Einen Chevy, einen Mercury und ein Oldsmobile. Hat sie einfach der Reihe nach stehen gelassen und einen neuen kurzgeschlossen. Jedes Mal andere Nummernschilder geklaut, unauffällige Autos genommen, Allerweltskarren, die keine Aufmerksamkeit erregen. Sagt, er hätte drauf geachtet, unter dem Tempolimit zu bleiben.«
»Was hat er gefahren, als er über die Grenze nach Florida kam?«
»Warte, ich seh mal nach. Wusstest du übrigens, dass ein Kollege von der Tampa Tribune versucht, ein Buch über ihn zu schreiben? Hat probiert, mit ihm zu sprechen, doch Sullivan hat ihn hochkant rausgeschmissen. Er wollte nicht mit ihm reden, hab ich von der Staatsanwaltschaft gehört. Ich geh immer noch meine Notizen durch. Er hat alle seine Anwälte gefeuert, hast du das gewusst? Denke, er ist noch in diesem Jahr fällig. Mann, der Gouverneur muss darauf versessen sein, einen Hinrichtungsbefehl für Sully zu unterzeichnen. Da ist es: brauner Mercury Monarch.«
»Kein Ford?«
»Nein. Aber weißt du was? Der Mercury ist fast identisch. Gleiches Chassis, gleiche Form. Leicht zu verwechseln.«
»Hellbraun?«
»Nein, dunkel.«
Cowart atmete heftig ein. Passt, dachte er.
»Also, Matty, jetzt sag mir endlich, was das alles soll?«
»Ich muss nur noch ein paar Dinge überprüfen, dann erzähl ich dir alles.«
»Ach, komm schon, Matty. Ich hasse es, im Ungewissen zu sein.«
»Ich melde
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