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Der Symmetrielehrer

Der Symmetrielehrer

Titel: Der Symmetrielehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Bitow
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»schneller als der Laut seines eigenen Kreischens« zur Decke hoch und flattert dort eine Zeitlang, kreist um die Lampe wie ein Engelchen; die Herzogin liegt in Ohnmacht, und als sie zu sich kommt, erblickt sie einen bereits gelandeten, vollkommen gesundeten Sohn und den unschön sich ausdrückenden Forceps, der versucht, die Schiene erneut mit einer Binde zu befestigen, doch das ist aussichtslos.
    »Bei euch ist die Tür offen«, sagt Bartholomäus der (einfach nur) Jüngere und führt ein bildhübsches Mädel herein, das zu erblicken Bartholomäus nicht mehr gehofft hatte. »Maggie!« ruft die Königinmutter entzückt. »Richten Sie mich ein klein wenig her, hier ist es, glaube ich, zerdrückt …« Und während die schöne Maggie ihr erneut etwas Unglaubliches auftoupiert – einen Turm aus dem 18. Jahrhundert; während der ältere Sohn der Mutter Rechenschaft ablegt (zu des Vaters Glück riecht er nicht wie gestern, nur ein klein wenig nach Bier); während Forceps sein Werkzeug in den Arztkoffer packt und Apothekenfläschchen hervorholt, da lenkt Bartholomäus seine Aufmerksamkeit endlich auf ein großes und schmutziges Bündel, und ihm ist, als hätte er es schon irgendwo gesehen … Aber ja, die Schnipsel von seinem Pelz! Höchst interessiert schnürt der König das Bündel auf – was mag wohl darin sein?
    Als König Bartholomäus in diesem Pelz den gemeinsamen Salon betritt, zieht unaufhaltsame Fröhlichkeit in seiner Residenz ein, und die wird aus unserer Schilderung auch nicht mehr verschwinden, zumindest, solange Weihnachten nicht
zu Ende ist, und was danach kommt, wissen wir nicht, denn Weihnachten ist HEUTE .
    Der Pelz, falls derartiges überhaupt vorstellbar, ist – heil! Er ist zusammengesetzt, bizarrer als ein Schachbrettmuster, wobei die verbliebenen Wolfslappen mit feuerroten Fellchen eines vorerst unbekannten Tiers koexistieren, sei es Kaninchen, sei es Katze. Auf jeden Fall ist der Pelz heil, wenn auch unruhig; als ob ein Knäuel von Tieren, sich prügelnd, wie sich das gehört für Katze und Hund, ins Zimmer käme – es ist aber König Bartholomäus in seinem Pelz. Stirbt da gar ein armes Häschen im Wolfsrachen? eher doch ein Kätzchen, denn Wassili der Blinde wird argwöhnisch, macht einen Buckel und zieht sich an die Zentralheizung zurück, wo sich der Brigadier wärmt, und dem ist der Helm vom Kopf gerutscht. Vielleicht ja nicht zum Pelz, sondern zu Bartholomäus geht der gravitätische Kater auf Distanz, angesichts solchen Verlustes königlicher Würde: im Pelz, den orangenen Helm des Brigadiers auf dem Kopf, in der Hand das Dienstbotenglöckchen, entliehen von der Königinmutter, so tanzt Bartholomäus mitten im Raum, als wäre er sein eigener königlicher Narr, zur allgemeinen Begeisterung und Belustigung …
    »Bei Ihnen ist die Tür sperrangelweit offen«, sagt der schon lange unter der Zimmertür stehende und Bartholomäus' Tanz beobachtende Hofdieb, in der Hand ein flauschnadliges Tännchen. »Na, gefällt das Pelzchen?« fragt er mit unverhohlenem Stolz. »Herein, herein zu uns, teurer Samwel!« Man lädt ihn zur allgemeinen Fröhlichkeit, doch der Türke ist ernst wie nie und bittet Bartholomäus hinaus auf den Flur. »Dürfte ich Sie einen Moment sprechen, Euer Majestät?«
    Im Flur steht, an sämtlichen marsianischen Teilen blitzend, der morgens verschwundene Rollstuhl. »Das allerneuste Modell!« sagt der Türke stolz. »So einen haben Sie im Traum nicht gesehen. Ein amerikanischer. Kostet nicht weniger als ein paar tausend Dollar. Nehmen Sie ihn von mir à conto unserer Abrechnung entgegen, außerdem als Zeichen des Respekts vor Ihrer hochverehrten Frau Mutter …« Bartholomäus hat es die Sprache verschlagen, er kann nur den Blick vom Rollstuhl zu
Samwel und dem Tännchen richten, in unterschiedlicher Reihenfolge, Tännchen – Samwel – Rollstuhl, Rollstuhl – Tännchen – Samwel usw. »Na schön«, stimmt er schließlich zu. »Gehandelt wird nicht mehr. Wir sind quitt. Trotzdem, sag mir doch, warum hast du nie gestanden, dass du gestohlen hast?« Trauer, so tief wie Bartholomäus' Ungerechtigkeit, spiegelt sich im Blick des Türken: jetzt geht das wieder los! »Aber wie soll man Ihnen gestehen, wenn Sie womöglich Ihr Wort nicht halten …« – »Du kannst es somit wieder nicht?« – »Ach, ich kann nicht …«, seufzt der Dieb gramgebeugt. »Wir sind doch unter vier Augen!« kommt Bartholomäus die Erleuchtung. »Das ist doch kein Beweis. Also, was

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