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Der Symmetrielehrer

Der Symmetrielehrer

Titel: Der Symmetrielehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Bitow
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Schwachen …«
    »Und Lili?« (Den Schlag parierte er nicht.)
    »Lili, wieso?« sagte Marleen abschätzig. »Das weißt du besser. Ich glaube, sie steht auf Muskelpakete, auf Gewalt.«
    »Dann passt Happenen zu ihr wie niemand sonst.«
    »Sie hat Angst vor ihm.«
    »Vor mir nicht?«
    »Du bist für sie eine Frau, Urbino!«
    »Warum bin ich eine Frau?« Urbino plusterte sich auf.
    »Weil du den Mann in den Weibern weckst. Du bist ein Vampir! Du saugst die Energie ihrer Lust auf. Das aber sollten eigentlich die Mädels tun, nicht die Kerle.«
     
    Er mochte es sich nicht eingestehen, aber mit Marleen war alles leichter und unkomplizierter. Auch besser, das konnte er nicht einmal sich selbst sagen. Das Schuldgefühl gegenüber Lili verflocht sich mit der Eifersucht und wurde derart stark, dass er nun gleichermaßen leidenschaftlich wünschte, sie möge bald zurückkehren und sie möge nie zurückkehren.
    »Meinst du nicht, dass es schon Blutschande ist?«
    »Das mit Lili? Mit dieser Meduse??«
    Das Gespräch in diesem Ton fortsetzen mochte er nicht.
    »Nein, mit mir, mit einem Bruder.«
    »Findig bist du ja … Nein, mit einem Bruder, das hatte ich noch nie. Komm her, schnell!«
    »Du mein Medusenhaupt«, keuchte der Bruder .
    »Brüderlein!« liebkoste ihn Marleen. »Na, wolltest es mit den Schwesterlein treiben? Mit beiden? Und mit beiden zusammen möchtest du nicht??«
    Entsetzen befiel Urbino, wenn er nur an Lilis Rückkehr dachte.
    »Na, bist du erschrocken? Komm mit an die frische Luft.«
    Alles kam ihm anders vor: die Luft kitzelte anders die Nüstern, der Sand berührte anders die Fußsohle …
    »Fragst dich mal wieder, wo du gelandet bist? Dann steig den Mast hoch.«
    »Wie, zum Teufel, steig ich da rauf?«
    »Och, wie auf mich … Schau nur, schau nur! Von dort ist alles gut sichtbar.«
    Hochzuklettern erwies sich als langwierig und schwierig, die Strickleiter (wie wäre das nochmal im Kreuzworträtsel? – Wanten vielleicht?) schwankte und krallte sich unerträglich
heftig in seine nackten Sohlen. Und nach unten zu schauen machte bald Angst. Doch zum Hinuntersteigen war es zu spät.
    Allerdings hatte sich das Hochsteigen gelohnt. Tatsächlich erblickte er alles neu. Es war eine andere Insel – Marleens Insel.
    Sie war langgezogen wie eine Auster. Zwei Dünenreihen wie Türflügel, wie die bewussten Lippen … Das Wäldchen wie der Schamhügel. Ringsum erstreckte sich bis zum Horizont der Schoß allen Lebens – das Meer. Und er selbst auf dem Mast, wie ein Pfahl in diesen Schoß gerammt …
    Im Gehirn schwappten zwei, drei Liter ebendieses Meers, sie aber noch aus dem Mesozoikum. Darin schwamm das Fischlein eines Gedankens und schlug mit dem Schwänzchen. ›Schamhügel, Fischlein …‹ Ihn packte die Sehnsucht nach Lili. ›Ich bin in ein ›pussy‹ [ 41 ] geraten …‹ – so erschien ihm nun die Landschaft der Insel.
    Zugleich wollte er schnellstens hinab und sich an dieser Hündin Marleen rächen, die ihn von Lili getrennt hatte, indem sie ihr derart heimtückisch (wovon er jetzt überzeugt war, seit er von oben das Meer unendlich still daliegen sah) einen gefälschten Funkspruch über einen anrückenden Taifun untergejubelt hatte. Er hatte größte Lust, sich an ihr zu rächen, das heißt, sie grob zu nehmen, mit Gewalt, von hinten wie eine Hündin. Aber das Hinuntersteigen war noch schwieriger als das Hochsteigen.
    Mein Gott! Was habe ich bloß angerichtet?!
     
    »Na, hast du alles gesehen?«
    Statt seine so grobe Absicht auszuführen, stieß er Marleen so grob zurück, dass sie in den Sand fiel und zu winseln anfing wie ein Hündchen.
    Er schloss sich in seiner Kajüte ein und öffnete nicht.
    Ja, noch nie im Leben war er in solchem Maß in die … Klemme geraten! Da hatte er endlich eine unbewohnte Insel gefun
den, und schon war sie derart überbevölkert von ihm – muss das sein, überallhin das eigene Bermudadreieck zu exportieren!
    Das drückte er aus, so gut er konnte.
    Beerdigung des Samens
    Zumindest einmal was zu Ende denken!
Nichts ist belämmernder, erfreulicher …
Vier Akte kennt die Rechenleidenschaft,
Die ganze Zahl jedoch ist Eins, ist nur die Eins!
Irrational, Gefasel, scheint ein Bruch, erweitert:
Zwölf Achtzehntel, somit – null Komma sechs …
Die Sechser-Reihe zieht sich ins Unendliche
Und wedelt mit dem Schwanz, apokalyptisch …
Zumindest einmal einen Rest so recht begreifen,
Ihn teilen durch sich selbst, was für ein Glück!
Fern aller Schludrigkeit

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