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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zweierlei: Langeweile oder Frustration. Langeweile, weil ich alleine lebe und nichts mir dort das Gefühl gibt, ich selbst zu sein, und frustrierend, weil, kaum dass ich zur Tür rein bin, das Telefon klingelt und meine Eltern von ihrer Doppelhaushälfte aus anrufen. Meine Mutter wird wissen wollen, was ich so mache und mit wem und was weiß ich noch alles, lauter Fragen, die ich nicht beantworten mag.« Sie schüttelte den Kopf. »Bin einfach zu müde, um das heute auf die Reihe zu bringen, Walter. Aber mit dir zusammen zu sein, ist ein Abenteuer, es ist anders als alles, was ich bisher getan habe, gegen die Erwartungen, die an mich gerichtet werden. Das gefällt mir. Sehr sogar.«
    Sie streckte die Hand aus und berührte nur sacht mit den Fingern die seine. »Ist das verkehrt?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Ich kann auch nicht mehr klar denken.«
    »Ich hab mich völlig falsch ausgedrückt«, meinte sie. »Tut mir leid. Können wir nicht ein andermal reden, wenn wir nicht so müde sind?«
    »Ja«, stimmte er zu. »Das wäre klug.«
    »Ich möchte, dass das mit uns was wird«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    Sie schwieg. »Ich möchte heute Abend nicht nach Hause.«
    Er nickte. Er war besorgt, doch der Wunsch war stärker als die Zweifel. Das war ihm klar, und er hielt sich für ein wenig schwach, doch dann fand er den Gedanken albern, weil die sicherste Methode, eine Beziehung zum Scheitern zu verurteilen, darin bestand, zu viel darüber nachzudenken, und er wünschte sich, dass zwischen ihm und Espy Martinez noch eine Menge passieren würde. Deshalb griff er in seine Hosentasche und holte seinen Schlüsselbund heraus. Er zog seinen Wohnungsschlüssel vom Ring und reichte ihn ihr.
    »Ich muss für unseren guten Leroy den Chauffeur spielen. Geh du schon mal zu mir und warte auf mich, okay?«
    »Wäre es dir lieber, wenn ich mitkomme?«
    »Nein.« Er lächelte. »Gibt mir Gelegenheit, den Mistkerl ein bisschen zu piesacken, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss, gegen den Geist seiner Abmachung mit dem Bundesstaat Florida zu verstoßen.«
    »Okay«, sagte sie, »mach ihn aber nicht so wütend, dass er beschließt, abzuhauen.«
    »Der verdrückt sich nirgendwohin, dank der kleinen Kaliber fünfundzwanzig, die du in deiner Handtasche mit dir rumschleppst.«
    »Hab ich nach wie vor da drin«, teilte sie ihm mit. Einen Moment zögerte sie. »Und morgen?«
    »Morgen fangen wir mit Simon Winters Plan an. Wir schnappen uns das Phantombild und treffen uns mit ihm und den anderen alten Leuten.«
    Noch während er das sagte, öffnete sich die Tür zum Verhörzimmer, und der Zeichner kam heraus. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand und betrachtete es mit kritischem Kennerblick. Er sah die erwartungsvollen Gesichter der beiden und sagte: »Bei den Augen war Jefferson nicht sehr hilfreich. Ich glaube, weil er den Mann nie von vorn gesehen hat. Nach allem, was er erzählt, war er meistens im Profil oder ihm zu drei Vierteln zugewandt. Hat dem Kerl aber nie direkt in die Augen gesehen, was vermutlich besser für ihn ist. Davon abgesehen, ist es, glaube ich, ganz gut geworden. Was meinen Sie?«
    Walter Robinson nahm die Zeichnung und hielt sie in einigem Abstand vor sich, so dass Espy Martinez sie ebenfalls betrachten konnte. Auf dem Bild war ein großer älterer Mann mit kräftiger Brust abgebildet, dessen muskulöse Statur über sein Alter hinwegtäuschte. Er hatte ein wuchtiges Kinn wie ein Boxer und straffe Haut. Über seinen hohen Wangenknochen fiel die breite Stirn auf, die dem Porträt einen Ausdruck verlieh, als blickte er in die Ferne. Sein Haar war weiß, kurz geschnitten, aber dicht.
    »Das ist gut«, lobte Robinson leise.
    »Ach, Walter, das brächtest du auch zustande.« Der Zeichner kannte das Hobby des Detective.
    »Das ist also der Schattenmann«, stellte Espy Martinez fest.
    »Ich glaube, die Augen stimmen nicht«, wiederholte der Zeichner. »Die hab ich einfach nicht hinbekommen.«
    Die Augen waren auf dem Porträt stumpf und leer.
    »Stimmt«, bestätigte der Detective. »Die hier passen zu jedermann. Nur nicht zu einem Killer.«
    Augen wie Rasierklingen, dachte er. Walter Robinson hielt das Bild in den Händen und war gespannt, was wohl der Rabbi und Frieda Kroner sagen würden, wenn sie es sahen.
     
    Der Gebäudekomplex der King Apartments sah genauso aus wie in der Nacht, als Walter Robinson dort eingetroffen war, um Leroy Jefferson zu verhaften. Er fuhr an den Bürgersteig und hörte das

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