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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Gesicht gut zu sehen. Schreit: ›Polizei!‹ Das war’s. Den Rest wissen Sie selber.«
    »Kommen wir noch mal auf den Mann zurück, den Sie dabei beobachtet haben, wie er den Mord verübte …«
    »Der Mann war eiskalt. Hab ’ne Gänsehaut gekriegt. Dem möchte ich nicht noch mal begegnen. Geht da rein, erdrosselt eine alte Frau, einfach nur so, wie’s aussieht. Lässt nicht mal was mitgehen. Der Mann war echt eiskalt.«
    Walter Robinson schwieg. Jefferson hatte angefangen, unruhig auf seinem Stuhl umherzurutschen. Er saß jetzt gerade, hatte die Arme vor sich auf den Tisch gelegt, und in seinem Ton lag eine nervöse, knisternde Spannung, als er den Mord beschrieb. Jeffersons flapsige, selbstbewusste Masche war verflogen, stattdessen wirkte er verstört und gehetzt.
    »Als ich dann später drüber nachdachte, ich meine, nachdem ich von Reggie die Knete hatte, hab ich mir ein bisschen Crack reingezogen, und da bin ich bei der Erinnerung glatt ausgeflippt. Ich meine, der Alte war schließlich nur ein Killer, weiter nichts.«
    Walter Robinson registrierte, dass in der psychopathischen Welt, in der Leroy Jefferson zu Hause war, ein Mord ohne einen offensichtlichen Profit etwas Beunruhigendes hatte. Vermutlich gab es Dutzende von Morden, an die Leroy Jefferson keinen Gedanken verschwenden würde. Doch dieser machte ihm Angst.
    »Dem Typen möchte ich nicht nachts im Dunkeln begegnen«, scherzte Jefferson und lehnte sich zurück. »Sollten Sie sich auch dran halten, Detective. Der Mann war steinhart. Eiskalter Killer.«
    »Haben Sie ihn irgendwas sagen hören?«
    »Nein. Spielte sich alles lautlos ab. Cool. Aalglatt.«
    »Na schön. Aber Sie würden ihn wiedererkennen?«
    »Klar. Hab ihn schließlich von nahem gesehen, was sag ich, um einiges besser, als der alte Knacker mich, als ich weggerannt bin. Dabei hat der Kerl sich nicht mal besonders schnell bewegt. Mehr mit Bedacht, genau überlegt. Hat sich die Zeit genommen, alles richtig zu machen. Deshalb hab ich ihn gut gesehen. Erst draußen und dann in der Wohnung, als er direkt an mir vorbeikam – gut, dass er mich nicht entdeckt hat. Denke mal, er hat nicht damit gerechnet, dass ihm ein Schwarzer auf den Fersen hing.«
    Walter Robinson nickte wieder. Er hat immer noch einen Schwarzen auf den Fersen, dachte er, und er weiß es nicht. Der Detective winkte den Phantomzeichner heran, der sich wie ein Hund am Kaminfeuer streckte und mit seinem Handköfferchen herüberkam.
    »Er gehört jetzt Ihnen«, sagte Robinson.
    »Also, Mr. Jefferson«, begann der Techniker. »Wir nehmen uns ausreichend Zeit. Sie stellen sich den Mann, den Sie gesehen haben, einfach so genau wie möglich vor. Ich zeige Ihnen dann eine Reihe verschiedene Gesichtsformen, und bald haben wir ein Bild von dem Kerl.«
    Jefferson machte eine kleine Geste mit der Hand. »Soll mir recht sein.«
    Der Zeichner zog ein paar Bögen durchsichtiger Folien hervor. »Fangen wir mit dem Kinn an«, schlug er vor. »Ich zeig Ihnen mehrere Formen, und Sie konzentrieren sich auf das, woran Sie sich erinnern können, und sagen halt, wenn ich das Richtige getroffen habe.«
    »Hey, Detective«, meinte Jefferson. »Wollen Sie den Kerl so wie am Anfang mich auf den Stuhl bringen, wenn Sie ihn haben?«
    »Auf jeden Fall.«
    Leroy Jefferson nickte und zog das Kinn hoch, während er angestrengt nachdachte. Er betrachtete die Plastikfolien.
    »Hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal den Cops dabei helfen würde, einen auf den Stuhl zu bringen«, überlegte er. »Aber der Kerl war ein Killer. Mit absoluter Sicherheit.« Er zeigte auf eine der Formen, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen. »Fangen wir damit an«, sagte er.
    Walter Robinson machte es sich auf seinem Stuhl bequem und sah zu, wie die akribische Arbeit, dem Schattenmann ein Gesicht zu geben, ihren Anfang nahm.
     
    Mehrere Stunden später strich Tommy Alter, nachdem er Robinson das Versprechen abgenommen hatte, Jefferson nach Hause zu bringen, und zwar mit einer angenehmen Fahrweise und auf direktem Wege, endgültig die Segel. Der Phantomzeichner war gründlich und ließ sich nicht unter Druck setzen: Er genoss seine Arbeit genauso wie ein Künstler, wenn vor ihm auf der Leinwand seine Vision Gestalt annimmt.
    Es war schon spät, als Espy Martinez und Walter Robinson im Flur vor dem Verhörzimmer einen Moment für sich sein konnten.
    »Ich bin kaputt«, seufzte sie.
    »Wieso gehst du nicht nach Hause?«
    Sie lächelte. »Zuhause bedeutet für mich

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